Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
angeschnallt, sie von Hand herumgedreht, sodass sie nach unten sahen, und sie in dieser Position in die Cockpits gezwängt. Nachdem die Piloten so ihre Plätze eingenommen hatten, hatte man die Ballons an den Seglern und am Boden fest vertäut. Anschließend hatte man die Ballons aus Heliumtanks befüllt, bis sie riesig und fett über den Seglern im Wind schwankten. Der ganze Prozess hatte beinahe eine Stunde in Anspruch genommen.
Und dann hatte man die Ballons von ihrer Bodenverankerung gelöst, sodass sie wie Raketen in die Luft geschossen waren. Ein paar kurze Sekunden verstrichen für die Piloten, ehe sich die Seile strafften, die ihre Flugzeuge mit den Ballons verbanden. Als es so weit war, folgten die Segler pflichtschuldig den Ballons in die Höhe. Sowohl Ballons wie auch Segler waren für Boyd bei weitem zu hoch, als dass er hätte beobachten können, wie sie ihre Kabel lösten, sich damit von den Ballons befreiten, ein paar Meter absackten und dann zu gleiten begannen.
Wie der kluge alte Sergeant einmal gesagt hat, dachte Boyd: Wenn es albern oder dumm ist und funktioniert, ist es weder albern noch dumm.
Das Schlimmste aus Diaz’ Sicht war nicht das Abheben oder die hohe Beschleunigung nach oben. Und die Haltegurte, die ihm am Bauch, den Schultern und der Brust ins Fleisch schnitten, machten ihm eigentlich auch nichts aus. Er konnte sogar damit leben, senkrecht nach unten zu blicken, während die Erde scheinbar von ihm wegraste, was sicherlich die schlimmste Perspektive war, die man sich überhaupt vorstellen konnte.
Was er nicht ertragen konnte war, dabei zuzusehen, wie ebendiese Erde kreiselte und wabbelte, während die Brise den jetzt noch ungesteuerten und auch nicht steuerbaren Segler hin und her riss.
Er hatte natürlich Tripton genommen, eine modernere, wirksamere Version von Dramamine. Das hatten sie sich während der Programmentwicklung angewöhnt, als ein Segler nach dem anderen mit über das ganze Cockpit verteiltem Mageninhalt der Piloten zurückgekehrt war.
Und das Tripton half, keine Frage. Wenn es nicht geholfen hätte, hätte Diaz sein Frühstück wieder von sich gegeben, ehe er auch nur die Hälfte der erforderlichen Höhe erreicht hatte. Aber auch wenn das Tripton half, konnte es doch nichts gegen das Gefühl ausrichten, dass ihm eigentlich übel sein sollte und dass er jetzt die Instrumententafel und die Innenseite der Kanzel mit seinem Mageninhalt verzieren sollte.
Wenn man die Augen schloss, war es ein wenig besser, aber da war trotzdem noch tief in seiner Magengrube dieses Gefühl eines unkontrollierten Trudelns. Und es wuchs … wuchs … wuchs.
Tripton funktionierte leider doch nicht immer. Diaz griff hastig nach der Spucktüte.
Colonel Preiss wollte sich übergeben. Er hasste Tiefflüge, und der Hubschrauber gab sich alle Mühe, eine Achterbahn ohne Schienen zu simulieren, fegte über den Dschungelspitzen dahin oder tauchte je nach Gelegenheit hinein.
Auf diesem haarsträubenden Flug von der Heimatbasis des Bataillons in Fort Davis zu einer vorbereiteten briefmarkengroßen Landezone in einem Dschungel auf der Nordseite der zentralen Kordillere Panamas hatten sie auch schon ein paar Hubschrauber verloren. Hinter der langen Kette von Blackhawks rauchten ein paar Stellen im Dschungel, wo Chopper abgestürzt waren.
In Gegenwart der Posleen Flugzeuge einzusetzen war riskant gewesen. Zwar hatte wenig Zweifel daran bestanden, dass die Aliens jeden einzelnen Vogel hätten abschießen können, aber es hatte hinreichend Zweifel gegeben, ob sie das auch tun würden, und deshalb hatte man sich dazu entschlossen, das Risiko einzugehen. Die Hubschrauber stellten keine direkte Bedrohung für Weltraumfahrzeuge dar, und deshalb – so hoffte man wenigstens – würden Weltraumfahrzeuge sie ignorieren. Und in der Tat waren die zwischen ein paar Zentimetern und ein paar Metern über dem Dschungel operierenden Helikopter aus dem Blickwinkel von Raumfahrzeugen auf Orbit fast nicht von einem Bodenfahrzeug zu unterscheiden. Und Bodenfahrzeuge griffen die Aliens nur selten aus dem Weltraum an.
Außerdem ging man davon aus, dass die Kordillere als eine Art Schild gegen die Beobachtung und auch den Beschuss seitens bereits gelandeter Posleen dienen würde, und diese Vermutung hatte sich auch als richtig erwiesen.
Trotzdem, es gab Raumfahrzeuge am Himmel, einige davon offenbar von Posleen bemannt, die ein höchst unangenehmes Maß von Munterkeit an den Tag legten, anders konnte man es nicht
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