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Invasoren der Erde

Invasoren der Erde

Titel: Invasoren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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zu schlafen. Tagsüber wartete er irgendwo hinter herabgelassenen Jalousien, döste in einem Stuhl, horchte auf die Schritte, die bedeuteten, daß man ihn gefunden hatte …
    Wieder verbannte er ärgerlich diese Gedanken. Es war genau das Gegenteil, sagte er sich vor. Aber manchmal, wie jetzt, wenn er spät abends durch eine kalte, fremde Straße ging, konnte er nur schwer auseinanderhalten, wer der Jäger und wer der Gejagte war. Das Warten war das Schlimmste – das Warten auf den nächsten Schachzug des Gegners. Wenn es nur irgendeine Möglichkeit für ihn gäbe, die Initiative zu ergreifen, die Fremden überraschend zu attackieren. Aber es war eine vergebliche Hoffnung. Er konnte nur weitermachen wie bisher – und abwarten.
    Weiter vorn schimmerte ein Licht durch die nackten Zweige der knorrigen Bäume, die den Gehsteig säumten. Er kam an einer hohen Hecke vorbei und sah helle Fenster in einem ordentlichen Backsteingebäude, das ein Stück von der Straße entfernt stand. Über der weißen Eingangstür las er die Aufschrift: ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK VON CENTERTON. Das Haus wirkte wie eine Insel der Wärme und Behaglichkeit im Vergleich zur kalten Nacht. David wandte sich um und betrat zögernd den gefliesten Weg.
    Im Innern saß eine ältliche Frau mit einem unansehnlichen schwarzen Kleid. Sie beobachtete ihn über die randlose Brille hinweg, sah sein wettergegerbtes Gesicht, seine rissigen Hände und den zerknitterten Trenchcoat, der seine breiten Schultern lose umflatterte. Ihr Mund in dem faltigen Gesicht wurde streng.
    »Suchen Sie etwas?« piepste sie in einem Ton, der deutlich sagte, daß die Bibliothek keine Wärmestube für Landstreicher war.
    »Ja«, sagte David mit einem Lächeln. »Ich komme eben von Außenarbeiten – war zwei Wochen lang in den Vorbergen draußen und führte eine Zählung der Kraniche durch. Entsetzlich langweilig. Ich dachte, ich könnte mich mal über den neuesten Stand der Dinge informieren, während ich auf mein Flugzeug warte.«
    »Oh – Sie sind Naturkundler?« Ihr Tonfall änderte sich sofort. »Du liebe Güte, die Vogelbeobachtung hat mich immer schon fasziniert. Kraniche, sagen Sie? Mein Gott, ich wußte gar nicht, daß es in diesem Teil des Landes welche gibt.«
    »Sie haben recht, es gibt keine. Dennoch, es war ein schönes Erlebnis.« David warf einen Blick auf den langen Tisch und die bequemen Stühle.
    »Möchten Sie sich nicht setzen, Mister … oder Professor?« Die Bibliothekarin war wie umgewandelt. Ein Akademiker, der noch dazu so gut aussah, kam selten hierher. »Ich bringe Ihnen, was Sie wünschen. Äh – was darf es denn sein?«
    »Hm – vielleicht das Naturwissenschaftliche Blatt«, sagte David. »Mal sehen, was es Neues gibt.«
    Er suchte sich am anderen Ende des Lesesaals einen Platz und setzte sich mit einem inneren Seufzer der Erleichterung. Plötzlich überflutete ihn die aufgestaute Müdigkeit. Die Wärme des Raumes war tröstlich, besänftigend …
    Er zuckte zusammen, als die Bibliothekarin die Zeitschrift vor ihn hinlegte.
    »Oh, Verzeihung«, sagte er. »Jetzt wäre ich fast eingeschlafen. Bin das viele Laufen nicht mehr gewöhnt …«
    »Sie armer Mann«, zirpte die Alte. »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee? Und ich habe noch ein paar Kekse.« Sie senkte die Stimme. »Es ist natürlich gegen die Vorschrift, in der Bibliothek etwas zu essen, aber es wird einem langweilig, wenn man einfach so dasitzt – und Miß Wicket wird so spät wohl nicht vorbeikommen …«
    David hatte fast das Gefühl, daß sie ihm zublinzelte.
    »Wunderbar, Miß, äh«, sagte er. »Es geht nichts über ein paar Kekse, wenn man müde ist.«
    Während er die Kekse knabberte und den heißen Kaffee schlürfte, blätterte David in der Zeitschrift. Doch seine Gedanken waren anderen, weniger geruhsamen Dingen zugewandt. Drei Monate, hatte Dorn gesagt. Es waren seine letzten Worte gewesen, bevor die Falle des armen Thrall ihn entgegen aller Wahrscheinlichkeit erwischt hatte. Drei Monate. Es war eine Herausforderung gewesen – und eine Warnung. Und nun waren die drei Monate fast vorbei. Die Zeit entschlüpfte ihm. Und bald würde sich irgendwo etwas ereignen. Die Stimme des Fremden hatte bei der Andeutung triumphierend geklungen. Wo sollte es geschehen? Und was war es? David ballte die Fäuste, als er die Hilflosigkeit seiner Lage erkennen mußte.
    Mühsam zwang er sich zur Ruhe. Er sagte sich vor, daß die Invasoren keine Supermänner waren. Gewiß, sie besaßen

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