Inversionen
vor, an UrLeyns Seite zu reiten, wann immer er konnte, aber im dichten Dickicht der Parkwälder war das oft unmöglich, dann mußte er, so gut es ging, dem Reittier des Protektors durch das Unterholz folgen, über umgefallene Baumstämme hinweg und unter hängenden Zweigen hindurch, sich duckend und vorbeugend und manchmal halb aus dem Sattel hängend, um den grapschenden Ästen zu entgehen.
Die Richtung einschlagend, in die DeWar gedeutet hatte, preschte UrLeyn im Galopp einen flachen Erdwall hinunter, und sein Reittier raste auf der Andeutung eines Pfades zwischen den wuchernden Büschen dahin. DeWar folgte und versuchte, das hüpfende grüne Ding im Blick zu behalten, die UrLeyns Mütze war.
Der Erdwall war bedeckt von Kriechgewächsen und überhängenden Ästen sowie den kreuz und quer stehenden Stämmen von Bäumen, die halb umgestürzt, jedoch von ihren gesünderen Kameraden aufgefangen worden waren. Ein Wirrwarr aus üppig wuchernden grünen Ranken und verdrehten Zweigen machte das Vorankommen schwierig. Die Reittiere liefen ständig Gefahr, den Halt am Boden zu verlieren. Der tiefe Untergrund von verfaulenden Blättern, Zweigen, Früchten und Unkrauthülsen konnte eine Vielfalt von Löchern, Höhleneingängen, Steinen und teilweise vermoderten Baumstümpfen in sich bergen, und an jedem einzelnen davon hätte sich ein Reittier das Bein brechen oder verstauchen oder taumelnd zu Fall kommen können.
UrLeyn ritt zu schnell. DeWar fürchtete niemals so sehr um sein eigenes Leben oder um das seines Herrn, als wenn er versuchte, bei einer verrückten Jagdsause Schritt zu halten. Dennoch gab er sein Bestes, indem er versuchte, sein Reittier auf dem Pfad aus zerbrochenen Ästen und zertrampeltem Waldstreu, den UrLeyn hinterlassen hatte, zu lenken. Hinter sich hörte er die Reittiere von YetAmidous und RuLeuin, die ebenfalls in wilder Verfolgung durchs Gehölz brachen.
Das Tier, das sie jagten, war ein Orth, ein kräftiger, stämmiger Aasfresser von einem Drittel der Größe eines Reittiers. Diese Tiere wurden im allgemeinen als kampflustig und dumm erachtet, DeWar fand jedoch, daß sie zu unrecht in diesem Ruf standen. Orths rannten, bis sie in die Enge getrieben wurden, und erst dann kämpften sie, wobei sie ihre kleinen spitzen Hörner und ihre scharfen Zähne benutzten, und sie versuchten, die freien Stellen unter den hohen Laubdächern zu vermeiden, wo es leicht war zu galoppieren und der Boden verhältnismäßig frei war von Unterholz und anderen Hindernissen. Statt dessen zogen sie Stellen wie diese vor, wo ein Gewirr von lebenden und toten Bäumen und das gesamte Dickicht sowohl die Beobachtung als auch die Jagd schwierig machten.
Der Weg führte einen immer steiler werdenden Hang hinab, in Richtung eines Flusses. UrLeyn grölte und schrie und verschwand mit weiterem Vorsprung aus der Sicht. DeWar fluchte und bedrängte sein Reittier, schneller zu laufen. Es schüttelte den Kopf und weigerte sich schnaubend. DeWar zwang sich angestrengt, nicht hinzusehen, wohin sein Reittier die Füße setzte – es wäre am besten, das dem Tier selbst zu überlassen. Es war besser, wenn er sich darauf konzentrierte, sich unter überhängenden Zweigen und Äste hindurchzuducken, die ihn ohnmächtig zu schlagen oder ihm die Augen auszustechen drohten. In weiter Ferne hörte er die Laute der übrigen Jagdgesellschaft: schreiende Männer, schrille Hörner, kläffende Hunde, kreischende Beute. Den Geräuschen nach zu schließen, hatten die anderen eine große Gruppe eingekreist. Dem einzelnen Tier, das UrLeyn verfolgte, war es gelungen zu entkommen, ohne von Hunden verfolgt zu werden. Es war ein großes Tier, und es zu jagen war ein kühnes oder törichtes Unterfangen. DeWar nahm eine Hand kurz von den Zügeln und wischte sich mit einem Ärmel das Gesicht ab. Der Tag war heiß und die Luft unter den großen Bäumen reglos und stickig. Schweiß rann ihm kribbelnd übers Gesicht, brannte ihm in den Augen und verursachte einen salzigen Geschmack im Mund.
Hinter ihm ging ein Gewehr mit lautem Knall los.
Wahrscheinlich war damit ein Orth geliefert. Oder ein Musketier hatte die Hälfte seines Gesichts verloren. Gewehre, die klein genug waren, um von einem Mann oder auch auf dem Rücken eines Reittiers getragen zu werden, waren unzuverlässig, ungenau und oft gefährlicher für den Schützen als für den Beschossenen. Hohe Herren benutzten sie nicht; Armbrüste waren in vieler Hinsicht überlegen. Dennoch arbeiteten die Schmiede
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