Inversionen
und Waffenhersteller daran, mit jeder vergehenden Saison bessere Musketen herzustellen, und während des Erbfolgekriegs hatte UrLeyn diese Waffen wirkungsvoll gegen Kavallerieeinheiten eingesetzt. DeWar fürchtete, daß noch zu seinen Lebzeiten Gewehre zuverlässig genug sein würden – und, was noch wichtiger war, zielgenauer –, um einem Leibwächter die schlimmsten Alpträume zu bescheren, doch im Moment schien dieser Tag noch einigermaßen weit entfernt zu sein.
Ein Schrei gellte irgendwo zur Linken, in dem kleinen Flußtal. Es mochte von einem Menschen oder einem Orth gekommen sein. Trotz der Hitze durchfuhr DeWar ein eisiger Schauder.
Er hatte UrLeyn nun vollends aus der Sicht verloren. Zweige und Blätter schwankten und peitschten links vor ihm. Mit einem krampfartigen Gefühl in den Gedärmen fragte sich DeWar, ob der Schrei, den er gehört hatte, vom Protektor gekommen war. Er schluckte angestrengt, wischte sich wieder das Gesicht ab und versuchte, die Insekten zu verscheuchen, die zornig seinen Kopf umsummten. Ein Ast schlug ihm ins Gesicht, stach wie ein Spieß in seine rechte Wange. Wenn UrLeyn vom Reittier gefallen war? Er hätte von Hörnern durchbohrt werden oder seine Kehle hätte durchgebissen werden können. Im letzten Jahr war nahe dieser Stelle einer der jüngeren Adeligen kopfüber von seinem Reittier gefallen, und die gezackten Überreste eines Baumstumpfes hatten sich ihm in den Rücken und den Bauch gebohrt. Seine Schreie damals hatten sich wie dieser Schrei angehört, oder nicht?
Er versuchte, sein Reittier zu einer schnelleren Gangart anzutreiben. Ein Zweig zupfte an der Armbrust, die er sich über den Rücken geworfen hatte, und hätte ihn beinahe aus dem Sattel gerissen. DeWar zog an den Zügeln, und das Tier unter ihm schrie auf, als die Metalltrense ihm in den Mund schnitt. Er drehte sich im Sattel und versuchte erfolglos, sich freizuwinden. Weiter oben am Hang sah er RuLeuin und YetAmidous, die sich ihm näherten. Er fluchte, zog seinen Dolch und hackte den lästigen Zweig durch. Dieser löste sich vom Baum, blieb in der Armbrust verhakt, ließ ihn jedoch frei. Er stieß dem Reittier die Sporen in die Seiten, und es rannte weiter den Hang hinunter.
Er brach aus dem Gehölz, einen plötzlich steilen Erdwall hinunter und in eine Lichtung am Flußufer. UrLeyns Reittier stand herrenlos und keuchend neben einem Baum. DeWar sah sich verzweifelt nach dem Protektor um, dann entdeckte er ihn in einiger Entfernung, in der Nähe der Stelle, wo der Fluß aus einem Haufen von Geröll hervorsprudelte, die Armbrust an die Schulter gelegt, auf den großen Orth zielend, der winselte und jaulte, während er versuchte, über die rutschigen, moosbedeckten Steine zu springen, die seinen Weg hinauf und aus der Lichtung blockierten.
Der Orth machte einen Sprung halb den Felshang hinauf, war anscheinend im Begriff, weiteren Halt auf den Felsen zu finden und seine Flucht zu vollenden, doch dann rutschte er mit einem Grunzen ab und stürzte in die Tiefe, prallte an einem Stein ab und landete neben dem Fluß schwer auf dem Rücken. Er rappelte sich taumelnd auf und schüttelte sich. UrLeyn trat ein paar Schritte näher an das Tier heran, die Armbrust angelegt. DeWar nahm beim Absteigen ebenfalls die Armbrust vom Rücken. Er hätte UrLeyn am liebsten zugerufen, er solle wieder auf sein Reittier steigen und ihm das Tier überlassen, aber er befürchtete, er könnte den Protektor ablenken, während der Orth so nahe war. Der Orth wandte seine Aufmerksamkeit von den Felsen ab. Er sah UrLeyn finster an, der nun fünf oder sechs Schritt von ihm entfernt war. Sein einziger Fluchtweg führte an dem Mann vorbei.
Jetzt, dachte DeWar. Zielen. Entsichern. Abdrücken. Jetzt. Er war immer noch etwa zehn Schritt hinter UrLeyn. Er machte ein paar behutsame Schritte nach rechts, entlang des unteren Rand des Erdwalls, um seinen Blickwinkel zwischen UrLeyn und dem Orth zu vergrößern. Er versuchte, seine Armbrust zum Schuß vorzubereiten, ohne hinzusehen, ängstlich bemüht, die Augen nicht von dem Protektor und der Beute, die er in die Enge getrieben hatte, abzuwenden. Etwas hatte sich in der Armbrust verhakt. Er spürte es. Der Ast, der zuvor daran gezupft hatte. Seine Hände umschlossen Blätter und Zweige und versuchten, sie herauszuziehen. Vergeblich.
Schnaubend wich der Orth von dem sich langsam nähernden UrLeyn zurück. Der Rumpf des Tieres stieß gegen einen der moosbewachsenen Steine, die er versuchte hatte zu
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