Irgendwas geht immer (German Edition)
Arbeitstages, gemeinsam mit den anderen erschöpften Arbeitsbienen? Möglicherweise würde er sich ja über ein Angebot freuen, ein erfrischendes Gläschen Dubonnet und eine Limonade in einer nahegelegenen Gaststätte in meiner Gesellschaft zu genießen? Und sich mit einer kurzen Rückenmassage von den Strapazen des Tages erholen? »Ist Noel noch nicht fertig mit der Arbeit?«, erkundigte ich mich so beiläufig bei Mama, wie ich nur konnte.
Ihre Antwort war knapp und verheerend.
»Er arbeitet dienstags nicht.«
Verflucht!
SECHSUNDZWANZIG
MO
Ich habe doch tatsächlich einen fiesen Ausschlag von der sündhaft teuren Anti-Aging-Creme bekommen und … diese verdammte Hündin ist trächtig! Das musste ja so kommen. Endlich schaffe ich es, einen Termin für die Sterilisation zu vereinbaren, und prompt erhalte ich einen Anruf vom Tierarzt, dass Poo Junge kriegt. Mir ist durchaus aufgefallen, dass sie neuerdings etwas fetter ist, aber das trifft auf andere genauso zu. Ich bin auch fetter geworden und definitiv nicht schwanger. Dora ist fetter geworden und genauso wenig schwanger.
Oh Gott! Bitte sag mir, dass sie nicht schwanger ist. Das kann nicht sein, oder? Sie hätte doch keinen Sex, ohne es mir zu sagen, oder? Und schon gar nicht mit diesem – wie hieß der Typ noch? Ben? Tom? Nicht mit ihm . Der ist doch gerade mal eins dreißig groß. Bitte, lieber Gott, sag mir, dass sie keinen Sex mit Tom Däumling hatte! Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir das nicht erzählen würde. Wir haben uns doch schon mal zusammengesetzt und ganz offen über dieses Thema gesprochen, als sie dreizehn war. Eine erwachsene Aussprache von Angesicht zu Angesicht über Sex und darüber, was es bedeutet. Ich kann mich genau daran erinnern.
Aber egal. Der Hund ist im Moment wichtiger. Die Kinder sind natürlich völlig aus dem Häuschen, und selbst mein reizender Ehemann findet es »süß«, dass Poo die Chance bekommt, einmal Mutter zu sein. Ja, wir alle lieben Hundewelpen, aber was zum Teufel sollen wir mit ihnen anstellen? Wer soll sie nehmen? Wie viele werden es sein? Der Tierarzt schätzt, dass sie in etwa sechs Wochen zur Welt kommen, also ungefähr zur selben Zeit wie Doras Geburtstag. Toll! Zwei stressige Ereignisse, die zu einem einzigen verschmelzen.
Dora will unbedingt einen »Ball« zu ihrem Geburtstag veranstalten. Was ist nur aus den englischen Teenagern geworden? Glauben plötzlich alle, sie seien in einem drittklassigen amerikanischen Horrorstreifen? In ihrem Alter wusste ich noch nicht mal, was das Wort »Ball« bedeutet. Genauso wenig wie eine Pyjamaparty, ganz zu schweigen von dem Alptraum namens Halloween. Wieso um alles in der Welt wollen diese Kids sich unbedingt in Smoking und billige Satinkleider werfen, mit komplizierten Hochsteckfrisuren und Diademen herumrennen und so tun, als befänden sie sich in einem Kaff im Mittleren Westen? Was ist aus lauwarmem Cider und ein paar Joints beim Nachbarsjungen mit anschließendem Gefummel im Hinterhof geworden? Das ist eine Party. Ach, egal. Von mir aus. Ich habe zwar schon vor Wochen erklärt, dass es ja noch einen offiziellen Schulabschlussball geben wird (offenbar ist die ganze Schule auf diesem merkwürdigen Trip), aber sie meinte: »Nein, das wird soooo anders.« Wie bitte?
Wieso habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich in puncto Partys für meine Kinder komplett versage? Das zeichnete sich bereits ab, als sie noch ganz klein waren und dieser erbitterte Kampf zwischen den Müttern ausbrach, wer die beste Geburtstagsparty schmiss. Ich gebe offen zu, dass ich mich voll in diesen Konkurrenzkampf habe hineinziehen lassen. In den ersten Jahren ging es darum, wer den besten Clown, den lustigsten Puppenspieler oder Geschichtenerzähler engagierte. Ruby Bonds Mutter gewann jedes Mal mit links, weil sie bei der BBC einen Fuß in der Tür hatte und den Moderator der Kinderstunde gewinnen konnte. Dann folgte die Phase der biologisch-dynamischen und künstlerisch anspruchsvollen Partys – die eigene Piñata basteln und einen Porzellanteller bemalen. Wieder räumte Rubys Mutter voll ab. Sie sorgte dafür, dass all die potthässlichen Teller eine Glasur bekamen und den Eltern überreicht wurden, gemeinsam mit einer Tasse mit einem hinreißenden Foto des Geburtstagskinds darauf. Und ich? Nun ja, ich war immer noch auf der Suche nach der perfekten Geschenktüte für die kleinen Gäste, mit der ich Eindruck schinden konnte.
Am Ende stach uns Nell Barlows Mutter alle
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