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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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einen unglaublich beruhigenden Einfluss auf mich. Sie ist immer noch meine Mutter und ich ihre Tochter, völlig egal, wie alt wir sind. Manchmal vergesse ich in all der Hektik, die regelmäßig beim Versuch ausbricht, das Leben von vier Leuten zu managen, wie sehr ich das brauche.
    Ja, sie ist nett und großzügig, aber ja, sie ist auch eine alte Hexe, die sich in alles einmischen muss. Gerade als ich mich in die Behaglichkeit meines Tochterseins fallen lassen wollte, musste sie den Moment kaputtmachen, indem sie das Gespräch weg von meinem Gejammer über Dora lenkte.
    »Es ist nur so, Schatz … Nicht dass ich mich einmischen würde, aber ich mache mir ehrlich gesagt ein klein wenig Sorgen um sie. Ich glaube, sie hat das Gefühl, sehr weit weg von dir zu sein, und auch wenn sie sich nach außen hin noch so unbeeindruckt gibt, glaube ich doch, dass sie im Moment ziemlich empfindsam und verletzlich ist. Denkst du nicht auch? Wenn du mich fragst, müsste sie mehr das Gefühl haben … verankert zu sein, ja, ich glaube, das ist das richtige Wort dafür. Sonst könnte sie dir womöglich entgleiten, Mo. Und zwar endgültig. Und das wollen wir doch nicht, oder? Denk mal drüber nach, Schatz. Ich habe nur ein bisschen Angst, sie könnte in Schwierigkeiten geraten. Das ist alles. Noch ein Keks für dich?«
    Frechheit! Erstens sind Doras Gefühle völlig normal für ihr Alter, und zweitens ist sie überhaupt nicht in Gefahr, »in Schwierigkeiten« zu geraten. Manchmal frage ich mich, ob in dieser Familie jemals einer merkt, dass ich hier die ausgebildete Kinderpsychotherapeutin bin. Wenn jemand weiß, wie man mit diesen Entwicklungsphasen umzugehen hat, dann ja wohl ich. Ich sollte doch die Erste sein, die merkt, wenn mit ihrer eigenen Tochter etwas nicht stimmt, Herrgott noch mal! Wie ich Mum schon erklärt habe, durchläuft Dora gerade die klassische Phase der allgemeinen Verwirrung, die immer dann eintritt, wenn ein Teenager versucht, sich von den Eltern zu lösen, obwohl er die dazu nötige innere Reife noch gar nicht besitzt. Dora lebt in einer Blase komplett fehlgeleiteter Selbsteinschätzung, die durch ihre Verwirrung nur noch verstärkt wird. Sie und ich befinden uns mitten in einem hochkomplexen Beziehungstanz, Mum, den du wohl kaum nachvollziehen kannst … und hierbei handelt es sich, mit Verlaub, nicht um einen Walzer.
    Am Ende ging sie mir derart auf die Nerven, dass ich ganz schnell meinen Tee austrinken und die Kurve kratzen musste. Wieso konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Da freute ich mich einmal über einen seltenen Moment intimer Mutter-Tochter-Zeit mit ihr, und sie musste daherkommen und alles kaputtmachen, indem sie mit einem Thema anfing, von dem sie sowieso nicht die geringste Ahnung hatte. Wieso lässt sie mich nicht einfach in Ruhe und hält sich raus?!

ZWEIUNDVIERZIG
    DORA
    Wie unsensibel kann man eigentlich sein, Mum? Einfach einen Scheißtermin bei einer Scheißfrauenärztin zu vereinbaren, mit der ich über Sex reden soll, obwohl ich noch nicht mal einen Scheißfreund habe und immer noch Scheißjungfrau bin! Das ist echt richtig übel. Ich meine, wieso haust du mir nicht gleich mit der Faust eine rein, Mum, du dämliche Schnepfe?
    Aber ich gehe sowieso nicht hin. Sie ist doch diejenige, die ständig meckert, ich soll mich auf meine beschissenen Prüfungen konzentrieren. Tja, dann mache ich doch genau das. Diesen Scheiß brauche ich jedenfalls im Moment nicht.
    Lasst mich doch einfach alle in Ruhe und haut ab!

DREIUNDVIERZIG
    OSCAR
    Immer schön langsam mit den jungen Pferden. Eile mit Weile. Zum Glück habe ich keine allzu gute Erziehung genossen und werde folglich von keinerlei Gewissensbissen wegen der Hinterlist gequält, die ich werde anwenden müssen, um mein angestrebtes Ziel zu erreichen.
    Seit Monaten liegt Mama mir mit ihrem Psychogequatsche in den Ohren – sie glaubt, ich bräuchte eine Therapie, um »zu erarbeiten«, wieso ich diese starke Affinität zu Oscar Wilde empfinde. Oh, und wie sie sich ins Zeug legt, bla, bla, bla, schwätz, schwätz, schwätz. Dieses sinn- und endlose Gefasel langweilt mich zu Tode, doch nun hat sich auf wundersame Weise eine Möglichkeit gefunden, sie zum einen zum Schweigen und mich zum anderen in meinem Vorhaben ein gutes Stück nach vorn zu bringen. Ich habe eingeräumt, dass ich möglicherweise doch ein wenig Unterstützung gebrauchen könnte, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass nicht, wie sie es vorschlug, der gute alte George

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