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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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als mein Therapeut zu diesem Zwecke bereitstehen soll, sondern der für meine Zwecke viel geeignetere Noel. Ich legte dar, dass er mir altersmäßig doch viel näher sei und wir keine gemeinsame Historie hätten, was exakt der Grund sei, weshalb ich ihn als meinen Vertrauten bevorzugen würde.
    Mama, Gott möge sie segnen, ahnt weder etwas von meinen Absichten noch von meiner heimlichen Begierde und hat sich folglich bereit erklärt, alle notwendigen Schritte umgehend in die Wege zu leiten. Ich könnte kein hinterhältigerer Schuft sein, selbst wenn ich es noch so sehr versuchen würde. Ich bin ein durchtriebener Mistkerl, ja, genau der bin ich.
    Mit meinem raffinierten Kniff habe ich Mama zur Architektin meines Schicksals gemacht. Sie ging sogar so weit, sich überaus lobend über seine Fähigkeit zu äußern, mit der er sich durch den zugegebenermaßen reichlich undurchdringlichen Dschungel der Jugendtherapie schlängelt. Nach ihrem Dafürhalten hat Noel »Potential«, sie hält ihn für »kühn« und »innovativ«. Und ich habe die Absicht, besagte »Kühnheit« auf die Probe zu stellen und ihn in die innovative Weiterentwicklung meines ganz eigenen Potentials einzubinden.
    Der Termin ist in zwei Tagen. Perfekt. In der Zwischenzeit werde ich mich mit aller Sorgfalt der Pflege meines Körpers widmen, um dieses tiefe innere Strahlen zu erlangen, das ich benötige, um Noel mit meiner unwiderstehlichen Anziehungskraft für mich einzunehmen. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass es in meinem Innern schlummert, nur leide ich derzeit unglücklicherweise unter den verräterischen, verkrusteten Beweisen heimtückischer Ekzeme hier und da, derer es dringend Herr zu werden gilt. Dennoch bin ich mir sicher, dass ich meiner Haut bis Donnerstag zur vereinbarten Stunde ausreichend Feuchtigkeit werde zuführen können, um sie zum Verschwinden zu bewegen.
    Mit großer Freude möchte ich verkünden, dass meine Kammer inzwischen zur offiziellen Zufluchtsstätte der stetig an Körperfülle wachsenden Poo avanciert ist. Wie könnte ihr auch jemand verdenken, dass sie in ihrem Zustande ausgerechnet meine Nähe sucht statt die der weit weniger vom Schicksal Begünstigten in meiner Familie? Allen ist nur allzu deutlich, dass ich ihr offenkundiger Beschützer bin, schließlich lautet mein Titel doch Lord Beautiful. Dass der Hund zu dieser Erkenntnis gelangt ist, könnte ich nicht als Überraschung bezeichnen, und es ist mir ein großes Vergnügen, sie in meiner bescheidenen Behausung willkommen zu heißen. Als Schlafstatt hat sie meine Sockenschublade auserkoren, die ihr stets offen steht und nun als eine Art Nest fungiert, wo sie sich inmitten von allerlei Hosenträgern und Strumpfhaltern häuslich eingerichtet hat. Mit Ausnahme vom einen oder anderen Ausflug in den Garten, um sich zu erleichtern, wird sie sich sicherlich bis zur freudig erwarteten Niederkunft hier aufhalten.
    Ich werde Vater. Wie aufregend.

VIERUNDVIERZIG
    MO
    Mir schwirrt der Kopf.
    Was ist passiert?
    Ist überhaupt etwas passiert, oder bin ich nur eine alberne, von Menopausenphantasien gebeutelte Gans? Ich weiß nur eines – ich bin komplett von der Rolle. Ich zittere. Und ich kann nicht mehr richtig atmen … beruhige dich, Mo. Beruhige dich.
    Ich bin heilfroh, dass wir dieses kleine Arbeitszimmer haben, wo ich mich eine Zeitlang verstecken kann. Ich bin hierher geflüchtet, um mich hinzulegen und in Ruhe nachzudenken. Los, komm schon, Mo, denk nach. Ist es nicht seltsam, dass einem genau dann, wenn man sich konzentrieren sollte, plötzlich völlig banale Dinge in völlig überdimensionierter Ausprägung in den Sinn kommen? Ich glaube, das macht unser Gehirn nur, um es vor dem anstehenden Thema zu bewahren, das gerade unsere gesamte Aufmerksamkeit erfordern würde. Es ist, als würden wir durch das Problem hindurchblicken und alles Mögliche bemerken, was sich dahinter verbirgt und uns auf einmal rasend spannend erscheint.
    Deshalb sehe ich mich gerade in diesem kleinen Arbeitszimmer um und stelle fest, dass ich es in Wahrheit für mich selbst hergerichtet habe. Ich habe bestimmt neunzig Prozent der Recherchearbeit für mein Buch hier erledigt und genau in diesen vier Wänden die Idee dafür entwickelt. Offen gestanden habe ich es meinem reizenden Ehemann abgeluchst, dem, wie mir erst jetzt auffällt, nur noch eine winzige Ecke geblieben ist, die er bis zur Decke mit seinen Sachen vollgestopft hat. Der Computer steht in seiner Ecke. Er benutzt den Computer.

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