Irgendwas geht immer (German Edition)
aber, oh Mann, hallo, alte Frau, du musst die Leute doch erst extra einladen, dein Freund zu sein, und weshalb sollte ich einen geilen alten Perversling einladen? Es ist echt peinlich, wie wenig meine Mutter von Computern versteht. Ihre Sekretärin muss sogar ihre blöden Patientenberichte abtippen, weil sie zu alt, zu dämlich oder sonst was ist, um zu lernen, wie man einen Computer bedient. Wach endlich auf, Dornröschen! Die ganze Welt hat einen Computer – bloß du nicht. Selbst die Leute, die in den Bergen von Borneo leben, sind längst online. Ich habe gelernt, wie man damit umgeht, als ich noch … keine Ahnung … ein Baby war, verdammt noch mal! Und wenn ein Baby das hinkriegt, wieso schafft es dann eine verfluchte studierte Kinderpsychologin nicht? Kann mir das mal einer verraten?
Dad sagt immer, er besorgt ihr einen Meißel und eine Steinplatte, auf die sie dann ihr neues Buch einhämmern kann. Ich meine, wer benutzt denn bitte schön noch Papier und Bleistift, um ein Buch zu schreiben? Selbst der olle Shakespeare muss etwas Besseres gehabt haben. Wenn die Frau, die die Twilight -Saga schreibt, einen Scheißbleistift benutzen würde, bräuchte sie ja sechs Jahre allein für das erste Kapitel, und keiner von uns würde es noch erleben, wenn das Buch herauskommt. Fang endlich an zu leben, Mutter, bitte! Wach auf!
Aber egal. Ich habe jedenfalls noch ein bisschen an meinem Anschreiben gefeilt, um sie ruhigzustellen. Und ich finde, es ist ziemlich gut geworden. Als ich fertig war, habe ich mich hingesetzt und versucht, es so zu lesen, als wäre ich nicht ich, sondern einer der Typen aus dem Auswahlkomitee. Ich glaube wirklich, dass ich wie eine ehrliche, ehrgeizige Schülerin klinge, die interessant und charmant ist und so. Okay, hier und da habe ich ein bisschen gelogen. Beispielsweise habe ich reingeschrieben, ich sei Klassensprecherin und daran gewöhnt, vor fremden Menschen zu sprechen, oder aber, dass ich meine Abschlussprüfung in zehn Fächern mit einer Eins abgelegt hätte, obwohl es in Wahrheit nur ein einziges war, und zwar Kunst. Als würde das jemals einer überprüfen! Ehrlich gesagt finde ich das Schreiben sogar richtig gelungen, und wenn ich jemanden für die Ernährungswissenschaften an der Manchester Metropolitan University auswählen müsste, würde ich mich nehmen, ganz klar.
Oh mein Gott, ich werde dieses Jahr noch an die Uni gehen! Ich fasse es nicht! Endlich Freiheit. Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich ein Jahr Pause einlegen soll oder lieber nicht, weil Mum gesagt hat, wenn ich jetzt eins einlege, muss ich mir einen Job suchen und Geld für die Reise verdienen, bevor ich losfahren darf. Ich meine, wovon redet diese Frau? Wozu soll der Snowboard-Kurs denn ihrer Meinung nach gut sein? Glaubt sie allen Ernstes, ich mache das nur zum Spaß? Nein, es gibt einen Grund, weshalb man solche Dinge lernt, du größter Schwachkopf aller schwachköpfigen Mütter – man lernt es, damit man es später Kindern beibringen und damit Geld verdienen kann, du dumme Kuh! Darum geht’s doch! Und abends koche ich für die Skifahrer und ihre Familien in ihren Hütten das Essen. Das hat Lotties Schwester auch schon mal gemacht, deshalb weiß ich, wie so was geht.
Tagsüber wird es supercool, weil da massenweise knackige Typen auf der Piste sind. Ja, und während ich im Tal der heißen Typen unterwegs bin, habe ich auch immer meine Kamera dabei, damit ich tonnenweise Fotos machen kann, wie ich mit den Jungs abfeiere. Und diese Fotos stelle ich dann alle in mein Facebook-Album, damit Lottie vor Neid platzt. JIPPIIEE ! Und vielleicht sieht sich ja Sam Tyler eines Tages auch meine Seite an und merkt, was ihm entgeht, dieser Idiot! Schau nur, Sam, hier bin ich mit superknackigen Skilehrern um mich herum. Und du fehlst mir so was von überhaupt nicht!
Mum behauptet ja, die Uni-Auswahltypen würden sich auch die Facebook-Seiten von den Leuten ansehen, um herauszufinden, wie die Leute wirklich sind. Oh Gott, Mum – du liegst so was von daneben. Als würde ich die Typen einladen, meine Freunde zu sein!
ACHT
MO
Dora ist fest entschlossen, ihr Leben zu ruinieren. Das Anschreiben für ihre Bewerbung an der Uni ist die reinste Katastrophe. Natürlich habe ich versucht, ihr das ganz behutsam klarzumachen, und meine Hilfe angeboten, aber wie erwartet hat sie jede Unterstützung oder sonstige Ermutigung rundweg abgelehnt. Als Einstieg hatte sie eine Art scherzhafte Kontaktanzeige gewählt, die ungefähr
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