Irgendwas geht immer (German Edition)
folgendermaßen lautete: Attraktive Blondine, 17, mit Humor und eigenem Roller, sucht coole Uni mit Fakultät für Ernährungswissenschaften und durchtrainierten Jungs für Lernen, Spaß und vielleicht mehr … Gütiger Himmel.
Dann kam die uralte Masche mit der Frage nach der Definition. Total abgedroschen: Was ist überhaupt eine Uni?, frage ich mich. Mein wunderbares Wörterbuch sagt mir, es handele sich hierbei um eine »weiterführende Lehranstalt, die sowohl Lernwilligen die Möglichkeit bietet, ihre selbstgewählte Fachrichtung zu studieren, als auch als Forschungsstätte dient«. Das trifft sich gut, denn genau danach suche ich – okay, bis auf den Teil mit der Forschung, das kommt für mich absolut nicht in Frage. Also sage ich: Hallo, Manchester Metropolitan University! Ich bin Dora, und es sieht ganz so aus, als könnte das mit uns was werden. Oh Gott!
Und zum Schluss zog sie eine ganze Batterie glatter Lügen über ihre Noten im Abschlusszeugnis aus dem Hut, und als ich ihr vorschlug, sie könnte doch den Satz Ich mag Badminton (was übrigens nicht der Fall ist) noch etwas weiter ausführen, schrieb sie murrend Ich mag Badminton sehr . Leider liegt das Ding schon in der Post, deshalb kann ich nichts weiter tun, als innerlich einen Schreikrampf zu kriegen. Was ich auch tue.
Den nächsten Ärger gab es, als ich diesen Morgen nach den Weihnachtsferien zur Arbeit kam und feststellen musste, dass sich George zur Teilnahme an einer Art Mentoren-Austauschprogramm des Royal College hat breitschlagen lassen. Also werden uns ab sofort zwei junge Psychiater im Zuge eines praktischen Jahrs bei unserer Arbeit auf Schritt und Tritt folgen. Er hat mir schon vor Weihnachten davon erzählt, und eigentlich dachte ich, es sollte nur ein Praktikant sein, der uns abwechselnd begleitet. Auch davon war ich nicht allzu begeistert – seltsamerweise bin ich immer ein bisschen gehemmt, wenn ich Zuschauer habe. Ich finde es schwierig, mich natürlich zu verhalten, wenn mir ständig jemand über die Schulter sieht, und die ganze Fragerei und diese pausenlosen Kommentare bringen mich völlig aus dem Konzept.
Hochinteressant, dass George gleich zwei von ihnen genommen hat. Und noch interessanter ist, dass diejenige, die er sich unter den Nagel gerissen hat, Veronica heißt, riesige Brüste und einen Schmollmund hat und George bekanntermaßen dahinschmilzt wie Butter in der Sonne, sobald ein kicherndes Mädchen in seiner Gegenwart ein Schnütchen zieht. Es ärgert mich, dass die beiden sich derart danebenbenehmen und glauben, dass es keiner merkt. Ich kann nur hoffen, sie vergessen über ihrem widerwärtigen öffentlichen Vorspiel nicht, dass wir Patienten haben, die uns brauchen.
Seltsamerweise bin ich vor allem von Veronica enttäuscht, während sich George lediglich wie der Pawlow’sche Hund aufführt, der er nun mal ist. Typisch Schwanzträger eben. Aber so war er ja schon immer. Sobald ein hübsches Mädchen auf der Bildfläche erscheint und ihm schöne Augen macht, vergisst er alles um sich herum. Einmal das Glöckchen läuten, und schon fängt er an zu sabbern. Und er ist noch nicht mal wählerisch, sondern er würde jede nehmen. Was er auch tut. Oft.
Ich werde nie diesen abartigen Satz vergessen, mit dem er versucht hat, bei unserer neuen Empfangsdame an ihrem ersten Arbeitstag zu landen:
»Wieso zum Teufel versteckt so ein göttliches Wesen wie Sie seinen reizenden Hintern hinter einem Empfangstresen, wo er sich doch auf meinem Schoß viel besser machen würde, hm?«
Er fand das witzig und kokett. War es aber nicht. Das einzig Witzige daran waren die Bäche aus schlammfarbenem Haarfärbemittel, die ihm währenddessen über sein rotes, schweißglänzendes Gesicht liefen.
Veronica glaubt offensichtlich, sie sei diejenige, die die tiefe, schmerzende Leere in seinem Herzen füllen könnte, unter der er leidet, weil ihn seine böse, böse Ehefrau so sträflich vernachlässigt – seine verblüffend sexy Frau Jess, die er heiß und innig liebt, an der er sich festhält und die trotz allem immer noch bei ihm bleibt. Von Vernachlässigung keine Spur; falls überhaupt, dann wohl eher umgekehrt. Ihre Liebe zu ihm vermittelt ihm ein Gefühl der Sicherheit, was dazu geführt hat, dass er inzwischen an kompletter Selbstüberschätzung leidet und völlig ungeniert in seinen Phantasien als alleinstehender Hengst vom Dienst schwelgt. Aber das ist nur gespielt und letzten Endes völlig harmlos. Ein klein bisschen erbärmlich,
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