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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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ja, schon, und auch nichts Neues, aber er ist nun mal aus demselben brüchigen Holz geschnitzt wie ein Großteil der Männer.
    Welche Auswirkungen die Beziehung zwischen Veronica und George auf die Arbeit hat, weiß ich nicht so genau. Vielleicht genießt der umschwärmte George ja das Gefühl, vor Selbstbewusstsein nur so zu strotzen, und präsentiert sich als Lehrbeispiel des cleveren Psychiaters, um ein bisschen anzugeben. Kann sein, dass er sich mächtig in die Brust wirft, sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Er ist klug, und er ist der Boss hier. Eine umwerfende Kombination. Seine Macht ist das reinste Aphrodisiakum, und zwar für ihn selbst und auch für die jeweilige Angebetete. Zugegeben, was seine Arbeit angeht, ist er brillant. Immer. Ich habe eine Menge von ihm gelernt. Das muss ich ihm lassen.
    Aber Veronica. Die arme Veronica, die nichts weiter ist als die nächste Kandidatin in einer endlos langen Reihe stets williger Bewunderinnen. Und was darf man von ihrem Verrat Jess gegenüber halten, die ihr doch gar nichts getan hat? Ach, keine Ahnung, vielleicht bin ich ja nur eifersüchtig und habe Vorurteile. Ich bin nun mal in einer Ära aufgewachsen, in der man darum kämpfte, durch Intellekt, Persönlichkeit UND durch tolle Brüste aufzufallen, nicht ALLEIN durch Letzere. Und dieser Kampf ist noch nicht gewonnen. Deshalb ist es für mich ein Verrat der schlimmsten Sorte, wenn Frauen daherkommen und sich zum reinen Lustobjekt des Mannes degradieren lassen. Ich bin weiß Gott der Ansicht, dass Lust etwas ganz Wunderbares ist, und ich habe nicht nur oft Lust empfunden, sondern habe auch das Glück, dass sie häufig befriedigt wurde, aber das allein ist doch ein reichlich erbärmliches Lebensziel, finde ich.
    Aber wer bin ich, dass ich mir ein Urteil über andere erlaube? Das kann ich Ihnen genau sagen – es ist mein Job, ständig zu hinterfragen, weshalb Menschen sich in der Art und Weise definieren, wie sie es tun, und warum sie auf eine bestimmte Art mit anderen interagieren. Infolgedessen kann ich Georges und Veronicas Verhalten lediglich als ein Beispiel gesellschaftlicher Anthropologie betrachten. Und auch wenn mich all das deprimieren mag, finde ich es trotzdem faszinierend und hochinteressant. Besondere Würze bekommt das Ganze dadurch, dass die beiden in ihrer Funktion als Psychiater andere Menschen ermutigen, ihr eigenes Verhalten tagtäglich zu hinterfragen, und ihnen auch noch die entsprechenden Techniken dafür beibringen. Unterziehen sie sich jemals einer Selbstanalyse? Das bezweifle ich. Ihr Hauptinteresse gilt der Unterwäsche des anderen. Tja …
    Meinen eigenen Praktikanten, Noel, habe ich bislang noch nicht kennengelernt. Offenbar war er über Weihnachten verreist und kommt erst nächste Woche zurück. Tja, er wird Gas geben müssen, denn der Terminkalender ist voll bis zum Anschlag, wie immer nach der aufgezwungenen Fröhlichkeit des Weihnachtsfestes mit der ganzen Familie.
    Wo wir gerade beim Thema Termine sind – ich muss unbedingt mit George über Lisa reden. Sie ist ein echter Goldschatz und eine hervorragende Empfangsdame, aber die Tatsache, dass sie ständig über ihr Überlebenstraining redet, sagt mir, dass sie mit den Gedanken woanders ist. Und ich fürchte, wir könnten sie bald verlieren, weil sie sich in irgendeine Wüste, einen Dschungel oder auf eine Inselgruppe verabschiedet. Damit hat sie sich in letzter Zeit auffallend häufig befasst. Erst diesen Morgen hat sie mich in aller Ausführlichkeit in die Kunst des Erlegens von Wildbret eingeweiht, obwohl das Wartezimmer berstend voll war. Mit dem Ergebnis, dass ich nun besser über Dinge wie Ausbluten, Häuten, Aufbrechen und Zerlegen informiert bin, als ich es sein wollte.
    »Das Allerwichtigste ist, dass man niemals das Blut vergeudet, Mo, weil es so reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, mitsamt dem Salz, das in der Ernährung von jemandem, der in der Wildnis überleben muss, häufig fehlt. Tatsache ist: Nachdem die Kannibalen das Blut ihrer Feinde getrunken hatten, verbesserte sich ihr Sehvermögen. Das muss man sich mal vorstellen.«
    Tja, folglich könnte ich möglicherweise erhebliche Kosteneinsparungen beim Optiker erwirken, indem ich literweise Lisas Blut trinke. War nur so ein Gedanke. Und in der Zwischenzeit halten wir unsere eingeschränkt funktionierenden Prä-Blutgenuss-Augen nach einer neuen Empfangsdame offen, okay?

NEUN
    OSCAR
    Ich muss dringend einen anständigen Schneider finden,

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