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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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denkwürdigen Abend zu Hause zu bleiben, was eine Katastrophe allererster Güte dargestellt hätte, da der Vater und ich vereinbart hatten, uns Alles über Eva im Fernsehen anzusehen. Bette Davis sollte mein Gesprächsthema bei der nächsten Zusammenkunft des Kreises der Zauberhaften sein. Allerdings muss ich bei eingehenderer Überlegung zugeben, dass sie nicht unbedingt als bezaubernd zu bezeichnen ist. Vielmehr hat sie etwas Angsteinflößendes an sich. Möglicherweise werde ich meine Entscheidung noch einmal überdenken.
    Der Vater, der neben mir auf dem Sofa saß, wandte sich mir zu und sagte: »Wie verkraftet Dora das Ganze, was meinst du? Ich mache mir Sorgen um sie.« Ich wagte nicht, mich allzu detailliert darüber auszulassen, musste ihm jedoch recht geben, dass die alberne Gans anders war als sonst. Also ergriff der Vater die Initiative. Anfangs war ich etwas zögerlich, mich an seinen Plänen zu beteiligen und mich damit um einen Abend potentieller Verzauberung zu bringen, doch erinnerte er mich an die Wichtigkeit, den Belangen der Familie stets höchsten Stellenwert einzuräumen, insbesondere nun, da Mama sich auf der verzweifelten Suche nach ihrer Muse befindet. Oder, mit anderen Worten, die Flucht vor uns dreien angetreten hat, da wir alle gleichermaßen ihre Geduld auf eine harte Probe stellen. Der Vater beförderte einen Smoking für mich und einen dunklen Anzug für sich selbst zutage, und dazu die Mütze der Royal Air Force, ein Erbstück seines geschätzten Vaters. Die auch ihm ganz ausgezeichnet zu Gesicht stand.
    »Und? Kann ich so gehen, mein Sohn?« Was für ein reizender Mann.
    Der Smoking war ein wenig schäbig, doch mit einigen wenigen Accessoires (Beinwärmer aus Fell, ein mit Biesen besetzter Kummerbund, Perlen und ein fransenbesetzter Turban) ließ er sich in ein durchaus ansehnliches Outfit verwandeln.
    »Kann ich so gehen, Vater?«
    Worauf er mit so heftigem Gelächter reagierte, dass er sich schließlich aufs Bett warf und sich die schmerzenden Seiten hielt. So witzig war es nun auch wieder nicht gewesen. Ich schnitt eine besonders prächtige Blüte von einer von Mamas Orchideen ab – was sie bestimmt nicht gern sehen wird – und trat damit, gefolgt von dem Vater, an die Zimmertür der deprimierten Dora. Der Vater zupfte sein Jackett zurecht und klopfte behutsam.
    »Haut ab!«, drang das reizende Stimmchen von drinnen.
    »Wir sind hier, um Miss Dora Battle abzuholen«, konterte er in aufgesetzt förmlichem Tonfall.
    »Dad, verschwinde. Ich kann das jetzt nicht.«
    An diesem Punkt musste ich einschreiten. »Dora Battle, geliebte Tochter von Mr und Mrs Battle aus Pangbourne und verehrte Schwester des geschätzten Oscar Earnest Battle, bitte beehren Sie uns mit Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit …« Stille.
    »Natürlich in dem Ihnen genehmen Zeitrahmen.«
    »Oh Gott!«, hörte ich sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstoßen.
    Augenblicke später erklangen ihre Schritte, ehe es ihr nach einigem Gefummel mit der abgebrochenen Klinke gelang, die Tür zu öffnen.
    Die arme demoralisierte Dora. Ihr Gesicht war gerötet und verquollen vom Weinen, und ihr Make-up zog sich in schwarzen Schlieren über ihre Wangen. Sie sah aus wie ein derangierter Schornsteinfeger.
    Der Vater tippte sich gegen die Mütze und sagte: »Miss Battle, Ihr Chauffeur erwartet Sie, und hier ist Ihr Begleiter für den heutigen Abend.« Mit einer beherzten Geste schob er mich nach vorn.
    Ich gab dem unerwarteten Drang nach, mich zu verbeugen und ihr die Hand zu küssen; etwas, das ich noch nie zuvor getan habe und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie wieder tun werde. »Stets zu Diensten, M’lady.«
    Wieder brach sie in Tränen aus und stürzte sich in die Arme des Vaters, in dessen Augenwinkel es, wie ich bemerkte, ebenfalls verräterisch glitzerte. »Oh, Dad, es ist so grauenhaft …«
    »Komm schon, Süße. Schmeiß dich in deinen Fummel und mach dich fertig. Du wirst dir doch nicht von einer Bande Oberarschlöcher die Party verderben lassen. Du bist besser als all diese Pfeifen zusammen. Wusstest du das etwa nicht? Du bist Dora Battle, das schönste Mädchen des gesamten Universums. Ich fasse es nicht, dass du das nicht weißt. Ich meine, es kam immerhin in den Zehn-Uhr-Nachrichten. Heute Abend wurde in einem Städtchen namens Pangburne in Berkshire der siebzehnjährigen Dora Battle der Titel Schönstes Mädchen des gesamten Universums und darüber hinaus verliehen. « Sie brach in prustendes

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