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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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habe, dass ich nicht sicher sei, ob ich mich jemals aus dem tiefen Sumpf meiner Verzweiflung würde befreien können. Wir Geschöpfe, die in den heißen Steinbrüchen des Lebens schuften und deren Sinne um so vieles ausgeprägter sind als die gewöhnlicher Sterblicher, schweben nun einmal in Phasen emotionaler Krisen stets in besonders großer Gefahr.
    Pamela, deren Verhalten an das einer forschen Oberlehrerin erinnerte, versuchte, mich aufzumuntern. »Kopf hoch, Master Oscar, dieser junge Mann hat offenbar nicht verstanden, worum es hier geht. Er hat kein Feuer gefangen. Du schon. Er eben nicht. Er ist ein Idiot, der keinen Geschmack hat und selbst schuld ist, wenn er sich dich entgehen lässt. Aber man kann nun mal einen anderen Menschen nicht zwingen, einen zu begehren. Außer vielleicht, wenn man Donald Trump heißt.«
    Anfangs konnte ich mich für ihren etwas burschikosen Aufmunterungsversuch nicht recht erwärmen, dennoch wusste ich, dass ihren Worten ein Körnchen Wahrheit innewohnte. Ich vermute, ich sollte in aller Ruhe über den Unterschied zwischen einer momentanen Schwärmerei und der lebenslangen Leidenschaft nachdenken. War es möglich, dass meine Gefühle für Noel nur eine Grille waren? Ein flüchtiges Aufbranden meiner fleischlichen Gelüste? Ich muss zugeben, dass ich im Verlauf der vermeintlichen »Therapie« einen dramatischen Abfall meiner Gefühle für ihn feststellen musste, als er sich auf geradezu dramatisch amateurhafte Art und Weise in einen völlig falschen Ansatz verbissen hatte. Seine Fehleinschätzung meiner Person hätte kaum drastischer sein können, ja, seine Diagnose war geradezu hoffnungslos dilettantisch und völlig verkehrt. Darüber hinaus legte er eine auffallende Ernsthaftigkeit an den Tag. Und wie ich immer so schön sage – Ernsthaftigkeit ist die einzige Zuflucht der Seichten und der Oberflächlichen. Ich hege den Verdacht, dass Master Noel wohl niemals ins tiefe Ende des Pools des Lebens wird springen können, wenn ich es so formulieren darf.
    »Aber was ist mit meiner Zukunft?«, lamentierte ich. »Wie soll ich mit der zentnerschweren Last meiner verschmähten Gefühle weiterleben?«
    Pamela erwiderte: »Vielleicht, mein Schatz, hörst du für eine Sekunde auf, dich wie ein egoistischer Waschlappen zu benehmen, und richtest deine Gedanken auf jemand anderen? Gibt es da nicht einen gewissen Jemand, der sich über die Chance freuen würde, dein gebrochenes Herz wieder ganz werden zu lassen?«
    Ich wusste auf der Stelle, von wem sie sprach. Ich hatte in der Tat die Chance auf wahres Glück übersehen. Wo war ich nur mit meinen Gedanken gewesen? Vielleicht würde dies ja doch noch ein Jahr der Hoffnung und der Freude werden. Vielleicht hatte ich ja in der verkehrten Dose nach meinem Zuckerstück gesucht.
    Es sind genau jene zukunftsweisenden Momente im Leben, jene Momente der Erleuchtung, in denen einem keine andere Wahl bleibt, als zu tun, was einem das Gewissen diktiert.
    Ich zögerte nicht, Pamela in meiner grenzenlosen Dankbarkeit geradewegs auf den Mund zu küssen. Sie mag fürchterlich schäbig gekleidet und eine Frau erbarmungswürdig schlechten Geschmacks sein, kein Zweifel. Sie mag eine höchst ungesunde Leidenschaft für Viskosestoffe haben, ihr Schuhschrank ist die reine Tragödie, doch wenn es darum geht, den richtigen Weg im Leben zu finden, besitzt das alte Mädchen die Nase eines versierten Jagdhunds.
    Ich bin über Noel hinweg. Voll und ganz. Einfach so. Und damit endet die Geschichte.
    Mach dich bereit, Wilson, ich komme!

ACHTUNDFÜNFZIG
    DORA
    Es liegt alles auf dem Bett, aber ich kann mich nicht überwinden, es anzuziehen. Das lila Kleid sieht absolut genial aus, allerdings ist es ausgebreitet auf dem Bett viel hübscher als an mir. Trotz all der Tonnen an weißen Lebensmitteln, die ich in mich reingestopft habe, habe ich kein Gramm Fett verloren. Diese Diät ist totaler Schrott. Allerdings kann ich kaum glauben, dass ich nicht abgenommen habe, denn während der letzten vierundzwanzig Stunden habe ich ununterbrochen geweint, und Wasser wiegt doch normalerweise total viel. Aber das Wasser meiner Tränen offenbar nicht. Das ist wohl der einzige Teil von mir, der nicht viel wiegt.
    Alles liegt bereit – Kleid, Handtasche, Schuhe, Strümpfe, alles. Dad hat angeklopft und mir eine Schatulle mit Mums Schmuck gebracht. Es sind einige ihrer schönsten Stücke – jede Wette, dass sie nichts davon weiß –, aber wozu das alles? Dieser Abend wird doch sowieso

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