Irgendwas geht immer (German Edition)
Inspiration sehne, nach etwas Interessantem, nach etwas, was mir Pangbourne gewiss niemals wird bieten können.
Mein Verlangen nach einem Ausflug in ein türkisches Bad ist ganz einfach zu erklären – es ist der Wunsch nach tiefer, allumfassender Reinigung. Ich lechze danach, mich von sämtlichen schmutzigen Gelüsten zu befreien und mich auf die reine, klare Schönheit vorzubereiten, die vor mir liegt. Ich möchte sauber sein, in Worten, Taten und Gedanken. Nun, zumindest in Worten und Gedanken. Okay, in Worten.
Ich habe mir stets ausgemalt, ein türkisches Bad helfe einem, sich von weniger ersprießlichen Erinnerungen reinzuwaschen. Vielleicht vermochte eine derartige Behandlung ja auch einstige Missetaten durch heftiges Reiben und Rubbeln zu vertreiben. Und unanständige Phantasien tilgen? Durchaus möglich. Zumindest wäre es einen Versuch wert. Doch hier in dieser jämmerlich gottverlassenen Gegend stehen die Chancen nicht allzu gut, jemals in den Genuss einer derartigen Behandlung zu kommen.
Es war mir eine Herzensangelegenheit, anlässlich von Doras Geburtstagsfest blitzsauber und duftend zu sein, schließlich war es mein erstes richtiges Date mit Wilson. Es ist mir ein echtes Rätsel, wie ich ihn in der Vergangenheit so schmählich übersehen konnte. Wie töricht von mir. Es scheint fast, als wäre ich die ganze Zeit mit einer Noel-Brille mit fehlerhafter Dioptrienzahl durch die Gegend gelaufen.
Anstelle eines türkischen Bades entschloss ich mich, mir in Mamas Badezimmer ein schönes warmes Bad zu gönnen – praktischerweise war sie abwesend und verfügt zudem über die kostbarsten Pflegeprodukte in diesem Haus. Ich zündete eine Kerze an und ließ mich in das herrlich nach Jasmin und sonstigen edlen Essenzen duftende Wasser gleiten. Ich unterzog mein Gesicht einer eingehenden Betrachtung in Mamas Vergrößerungsspiegel – mit alarmierenden Erkenntnissen! Bis zu diesem Tage war mir nicht bewusst, wie widerborstig meine Brauenhaare sind, ja von geradezu kecker Vorwitzigkeit. Einige davon schrecken allem Anschein nach nicht davor zurück, zwischen den Brauen zu sprießen. Das darf nicht sein! Also attackierte ich sie mit der Pinzette. Hinfort! Hinfort! Pah, nehmt dies, ihr elenden Schurken! Mit viel Geduld und einem Mindestmaß an Geschick ließen sie sich schließlich bändigen. Wenn es nötig ist, vermag ich sehr wohl ein gewisses Durchsetzungsvermögen an den Tag zu legen.
Nun gut, was wäre eine angemessene Bekleidung für den achtzehnten Geburtstag des Schwesterherzes? Nun, die Antwort ist im Grunde ganz einfach – ein schlichtes Smokingjackett sollte die richtige Wahl für diesen Anlass sein. Wieder einmal. Sein zeitlos klassischer Stil vermag in jeder Lebenslage zu beeindrucken. Es ist der perfekte Look für das entspannte Beisammensein, hervorragend geeignet für jeglichen Anlass während des Tages und für Partys aller Art und darüber hinaus ein Synonym für elegante Behaglichkeit.
Leider besitze ich nach wie vor kein maßgeschneidertes Exemplar, so dass mein umfunktionierter Morgenrock von der Stange für den Augenblick wohl wird genügen müssen. Dazu eine schwarze Seidenhose, Brokatslipper, eine großzügige Portion von Vaters Haargel, eine hübsche Brosche dazu, und schon war ich bereit.
Schwester Dora zeigte sich den ganzen Tag von ihrer besten Seite und war mir überaus dankbar für das hübsche Armband, das ich ihr geschenkt habe. Dieses Kinkerlitzchen hat mich saftige 45 Pfund gekostet – Geld, das ich um ein Haar in eine dicke Havanna investiert hätte. Ich war ernstlich in Versuchung, weil sie so perfekt zu meinem Jackett gepasst hätte. Jedoch erlangt man nur einmal im Leben die Volljährigkeit, und ich muss zugeben, dass mir dieses alberne Geschöpf doch sehr am Herzen liegt, auch wenn sie mich manchmal noch so sehr plagt und ärgert. Ich glaube, dies verdankt sich der Gewissheit, dass sie sich im Notfall stets auf meine Seite schlagen würde. Und umgekehrt ebenso. Nur Gott allein weiß, für wessen Team ich im Augenblick Partei ergreife …
Wilson traf auf die Minute pünktlich ein. Seine hingebungsvolle Mutter hatte ihn hergefahren und kam auf eine Erfrischung und einen kurzen Plausch mit dem Vater herein. Es fällt mir schwer, ihn mit »Luke« anzusprechen, wie er es von mir verlangt. Diese Anrede erscheint mir so intim, wo wir bislang noch nicht einmal Händchen gehalten haben – obwohl ich diesen Augenblick bereits voll gespannter Erregung herbeisehne. Doch
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