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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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reglos im Wagen. Er wartet dort drin auf mich. Wieso sitze ich noch hier? Nicht w eil ich meinen Mut zusammennehmen musste. Ich würde definitiv hineingehen. Ein abscheulicher Gedanke kam mir: Saß ich nur hier, weil ich das Gefühl hatte, ein Drama machen zu müssen? Wie grauenhaft. Saß ich hier, weil Leute das nun einmal tun, wenn sie am Abgrund stehen? Zum ersten Mal in meinem Leben ohrfeigte ich mich. Und zwar ziemlich kräftig.
    Los, komm schon, Mo, wenn du es schon tust und alles aufs Spiel setzt, dann sorg wenigstens dafür, dass es ein unvergessliches Erlebnis wird. Fühle. Sehe. Rieche. Spüre. Durchaus möglich, dass es nur ein einziges Mal dazu kommt, also sieh zu, dass du es mit allen Sinnen genießt. Los!
    Meine Wange brannte, als ich aus dem Wagen stieg und den knirschenden Kiesweg entlang zum Hoteleingang ging – ein Gebäude im gotischen Stil, dessen Fenster von warmem, einladendem Licht erhellt waren. Ich spürte den Riemen meiner Handtasche und den dicken Ledergriff der kleinen Reisetasche zwischen meinen Fingern. In dieser Reisetasche befanden sich die Beweise meines schändlichen Verrats – ein seidenes Negligé und ein kleiner Waschbeutel. Zwei Gegenstände, die alles sagten.
    Als ich eintrat, sah ich ihn sofort in der kleinen Lobby. Er saß in einem Sessel vor dem Kamin. Gegenüber von ihm stand ein zweiter Sessel, der auf mich zu warten schien. Außer uns waren noch zwei weitere Gäste anwesend, ein älteres Ehepaar, das sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und Karten spielte. Sie sahen flüchtig zu mir herüber, mehr nicht.
    Noel stand auf, um mich zu begrüßen, und zog mich in eine lockere, vertraute Umarmung. Als er mich auf die Wange küsste und einlud, mich zu ihm zu setzen, überlegte ich kurz, wie wir wohl auf Außenstehende wirken mochten. Was waren wir? Mann und Frau? Liebende? Selbst mit dieser winzigen Begrüßung hatten wir bereits eine Grenze überschritten. Wir taten so, als wären wir etwas, das wir nicht waren. Noch nicht. Er erinnerte sich daran, dass ich gern Cider trank, und bestellte mir ein Glas.
    »Tja, du bist also hier«, sagte er.
    »Ja. Ich bin hier.«
    »Ich freue mich sehr, dass du gekommen bist. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist.«
    Oh Noel, wie sehr du dich irrst. Es ist sogar kinderleicht, weil ich mich von allem gelöst habe, was es schwierig machen könnte. Ich konzentriere mich einzig und allein auf dich, auf sonst nichts. Danke, dass du dieses frische blaue Hemd trägst und wie kürzlich rasiert duftest. Danke, dass du in diesem Sessel vor dem Kamin sitzt, so dass das Feuer dein wunderschönes Gesicht so hübsch schimmern lässt. Danke, dass du aus Neuseeland bist, das so weit von hier entfernt ist, dass ich es als exotisch empfinde. Diese Distanz ist das Vakuum, in dem ich mich bewege, dort kann ich mich verlieren. Und danke, dass du dich nur auf mich konzentrierst, alle anderen ausschließt, alles andere. Du und ich. Das ist das Einzige, was zählt. Wir.
    Er beugte sich vor. »Ich möchte nicht, dass du dich in irgendeiner Weise kompromittiert fühlst, aber ich hielt es für klüger, wenn ich das Zimmer reserviere, damit alles bereit ist, wenn wir … Es ist vielleicht etwas intimer als hier. Aber wenn du nicht willst … Wenn du lieber hierbleiben willst. Kein Problem. Ehrlich. Was immer du willst.«
    Genauso war es bisher immer gewesen. Abgesehen von seinem forschen Kuss hat er stets Rücksicht genommen und mich das Tempo bestimmen lassen. Und genau aus diesem Grund kippte ich mit einem knappen »Kein Problem« und einer maskulinen Geste meinen Cider hinunter und befand mich innerhalb von dreißig Sekunden Hand in Hand mit ihm auf dem Weg zu dem Zimmer, das er reserviert hatte. Ich folgte ihm. Über die Schwelle. Und darüber hinaus.
    Das Zimmer war geradezu lächerlich romantisch eingerichtet, ganz in Rot und Kastanienbraun, den Farben von Sex. Es war beinahe zu dunkel, deshalb war ich dankbar für die makellos weißen Laken, die den Raum zumindest ausreichend erhellten, so dass ich einige Konturen ausmachen konnte. Das breite, über und über mit Kissen bedeckte Bett wie in einem Harem – wo um alles in der Welt bekommt man eigentlich Laken in dieser Größe her? – stellte die einzige Sitzgelegenheit dar, da sich ansonsten nur ein Tisch im Raum befand. Auf dem Tisch stand ein Kübel mit einer Flasche Champagner auf Eis und zwei langstieligen Gläsern daneben. Mein Blick fiel auf eine kleine Vase mit hübschen Blüten.
    »Das

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