Irgendwas mit - Kindern
Nikolaus... Ich habe also früh angefangen und dann nie aufgehört, mit Kindern zu arbeiten.
Autorin: Sie studieren Pädagogik an der Universität Bamberg. Und Sie haben da ein ungewöhnliches Nebenfach belegt...
D. Odenwald: Weil ich mich einfach sehr dafür interessiere. Ich studiere im Nebenfach Islamischer Orient. Da befasse ich mich nicht nur mit den Sprachen Arabisch und Persisch, sondern auch mit dem kulturellen und historischen Hintergrund der Region. Ich denke, es ist eine sehr gute Ergänzung zu meinem Hauptfach. Es gibt mir die Möglichkeit, Kinder mit Migrationshintergrund ganz besonders zu fördern. Ich spreche nicht nur ein paar Brocken Arabisch, sondern kann mich auch besser in die Welt einfühlen, aus der diese Kinder stammen. Auch wenn sie in Deutschland geboren sind, sind sie doch durch ihre Eltern tief in der Ursprungskultur verhaftet – und die ist doch manchmal ganz anders, als wir es hier in Deutschland gewöhnt sind.
Türkisch wäre eine Alternative gewesen, aber es kommen immer mehr Kinder mit arabischen Wurzeln zu uns. Und die Sprache hat mich einfach noch mehr fasziniert.
A: Erzählen Sie doch mal ein bisschen über Ihre bisherige Berufserfahrung.
D. Odenwald: Als Student brauche ich immer einen Nebenjob, um über die Runden zu kommen. Bei der Arbeiter-Wohlfahrt habe ich den für mich perfekten Job gefunden: Ich betreue Kinder in der Mittagsbetreuung einer Grundschule. Ich spiele mit ihnen, plane Aktivitäten und mache Hausaufgaben mit ihnen. Dabei ist der ständige Rollenwechsel anspruchsvoll, aber auch sehr spannend: Im einen Augenblick bin ich der Spielkamerad, der am Kicker mitzockt, im nächsten bin ich aber Respektsperson, muss Streitigkeiten schlichten und für Ordnung sorgen.
Schwierig finde ich in dieser Position, dass ich kein echtes Druckmittel habe, wenn es mal hart auf hart kommt. Ich bin ja kein Lehrer, der schlechte Noten verteilt. Ich muss mich allein mit meiner Persönlichkeit durchsetzen. Ich stelle mir vor, dass Lehrer es da manchmal einfacher haben.
Autorin: Na ja...
D. Odenwald: Ein bisschen?
Autorin: Geht so. Von Fall zu Fall.
D. Odenwald: Zumindest bisher habe ich es aber immer geschafft, mich durchzusetzen, wenn es nötig war. Auch ohne Druckmittel.
Autorin: Wo sehen Sie Ihre berufliche Nische, wenn Sie Ihr Studium abgeschlossen haben?
D. Odenwald: Ich plane, nach dem Bachelor-Abschluss noch einen Master dranzuhängen. Es gibt hier in Bamberg den Master-Studiengang „Lerntherapie“, der interessiert mich sehr. Man spezialisiert sich dabei auf die Arbeit mit leistungsschwachen Kindern. Vor allem sind das Kinder, die eine Lernstörung haben: ADS, das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, oder Lese-Rechtschreib-Schwäche, Dyskalkulie, das ist eine auffälligeSchwäche im mathematischen Bereich, oder Legasthenie. Was übrigens nicht das gleiche ist wie eine LRS. Mit solchen Kindern möchte ich gerne an einer Grundschule arbeiten. Nicht als Lehrer, sondern als pädagogischer Fachmann, der diese Kinder außerhalb des Klassenverbandes einzeln fördert. Solche Kinder gehen in der Masse unter. Die anderen lernen viel schneller und kommen besser voran. Deshalb sind diese speziellen Kinder oft sehr frustriert. Sie haben in der Schule keine Erfgolgserlebnisse. Indem ich ihnen den Lernstoff so vermittle, wie es ihrer Natur gemäß ist, kann ich sie ein Stück weit wieder für die Schule begeistern.
In den Semesterferien habe ich mit leseschwachen Kindern einer dritten Klasse Lesen geübt. Die konnten zum Teil kaum ein Wort entziffern und hatten auch keine Lust darauf. Nach einiger Zeit haben sie sich spürbar verbessert. Natürlich bewirkt man keine Wunder, aber Erfolge sind schon sichtbar – und zu sehen, wie enttäuscht die Klasse war, als mein Praktikum zu Ende ging, das tat mir schon gut.
Autorin: Das ist auch etwas, das Ihnen wichtig ist? Die Zuneigung der Kinder?
D. Odenwald: Natürlich ist die ein Erfolgserlebnis, und die Bestätigung, den richtigen Beruf zu wählen. Wichtig ist mir auch das Gefühl, etwas zu bewirken, die Verbundenheit mit den Kindern zu spüren.
Autorin: Was sollte man mitbringen, um in der Arbeit mit Kindern, speziell sechs- bis zehnjährigen, Erfolg zu haben und langfristig zufrieden zu sein?
D. Odenwald: Geduld ist ganz wichtig. Durchhaltevermögen. Es ist nicht immer harmonisch, und nicht zu allen Kindern hat man sofort einen guten Bezug. Da muss man dranbleiben können. Außerdem halte ich Kreativität für wichtig – sei es in der
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