Irgendwie Anders (German Edition)
leise.
„Kein Problem, ich fahre dich sonst auch nachhause, wenn du willst“, verspreche ich, hoffe aber, dass er das nicht als Aufforderung sieht und ergänze deshalb sofort: „Ich würde dich ungern schon gehen lassen.“
Meine Stimme ist leise und unsicher geworden. Ich bitte fast nie um etwas und ich will nicht, dass er denkt, ich … Keine Ahnung.
Ich halte ihn nur gerne im Arm und außerdem ist die Nacht lang. Vielleicht will er ja auch nochmal …
Tim macht zum Glück keine Anstalten aufzustehen, senkt nach einer Weile nur den Blick und räkelt sich wohlig. Sein wunderbarer Duft steigt auf. Das und seine Körperwärme wiederum lullen mich regelrecht ein.
„Warum hast du mit mir eigentlich mehr als einmal geschlafen?“, will Tim plötzlich wissen.
Gute Frage. Wenn ich das so einfach beantworten könnte. Aber Ehrlichkeit vor.
„Weil du gut bist“, gebe ich zu, was der Wahrheit nahe kommt, aber bei Weitem nicht genügend ausdrückt, was ich empfinde. Das mit ihm war der beste Sex, den ich seit Langem hatte, wenn nicht sogar der beste jemals.
„Ich habe doch gar keine Ahnung davon“, meint er nur scheu.
Ich muss grinsen. Ohne die Augen zu öffnen, erkläre ich: „Du lässt dich immer total fallen. Deine Lust ist irre. Ich kann dich dabei steuern. Das ist mehr als sonst. Sonst ist es einfach nur Sex.“
„Und das was wir machen, ist kein Sex?“, fragt Tim doch glatt nach.
Ich muss nun doch etwas träge lachen.
„Doch. Klar. Aber eben … anders. Intensiver. Besser.“ Warum sollte ich es ihm verschweigen? Meine Augen fallen zu. Ich bin echt müde.
„Aber es ist doch eigentlich auch nur Sex“, wendet er ein.
Kleiner Klugscheißer.
„Tim, bei dir ist es irgendwie anders als nur Sex“, sage ich bestimmt und mein Gehirn ist viel zu träge, um weiter Smalltalk zu machen.
Nicht zu fassen. Ich unterhalte mich nach dem Sex mit ihm. So langsam werde ich mir echt unheimlich.
Ich döse weg, ihn fest im Arm haltend.
Nummer Sechzehn
Sonntag der 15.
Morgens 11 Uhr.
Der Tag fängt ja echt beschissen an.
Morgens ist er schon weg. Als ich aufwache, ist die andre Bettseite leer. Nur ein Zettel liegt da: „Sorry, muss wegen meiner Family eher weg. Melde mich bei dir. Danke.“
Ich starre schon seit mindesten zehn Minuten auf diesen blöden Zettel. Abgehauen. Er ist einfach verschwunden. Ich habe es nicht mal gehört.
Wie will er sich denn melden? Er hat ja nicht mal meine Nummer.
Ich komme mir echt verarscht vor. Was macht er eigentlich mit mir?
Aber was habe ich denn andererseits erwartet? Dass er mit mir frühstückt? Und dann? Ja, was eigentlich?
Ich habe keine Ahnung, dass er einfach so weg ist, schmerzt mich ziemlich. So etwas Dämliches. Er ist nicht mehr als ein echt guter Fick, also was stelle ich mich so an? Tim verhält sich doch auch ganz genau so. Also warum bin ich gefrustet?
Kurz überlege ich, ob ich zu Alex fahre und meinen Ärger bei ihm loswerde. Nur würde der mich doch glatt auslachen, weil ich mich so anstelle, weil diesmal mein Fick morgens einfach weg ist und nicht umgekehrt.
Oh Mann, ich mache es doch sonst genauso. Und schließlich sind wir nicht zusammen oder so, also warum kann Tim nicht auch einfach gehen? Meine Gedanken drehen sich ständig im Kreis.
Ich gehe erstmal Duschen und ziehe mir danach irgendeinen dummen Film rein um die Zeit totzuschlagen. Heute Abend werde ich wieder jagen gehen. Ich hänge sonst bald zurück.
Das mit Tim war ja ganz nett, bringt mich meinem Ziel aber nicht wirklich näher. Hält mich eher auf, also ist es wahrscheinlich ganz gut so, dass ich ihn los bin.
Ich schlafe tatsächlich bei dem Film ein und wache erst abends wieder auf. In aller Ruhe schmeiße ich mich in Schale und überlege mir, wo ich heute beginnen soll.
Nicht ins Gaytronic. Ich will da keinen treffen, der mich womöglich gestern auf den kleinen Twink warten gesehen hat. Da hat doch ein neuer Club eröffnet. Gemischtes Publikum, zumindest hat Arne mir das erzählt. Gute Alternative.
Langsam kehrt meine gute Laune zurück. Heute sollte mindestens Nummer sechzehn drin sein. Und wer weiß, was der Abend noch so alles bringen kann.
Einfacher Sex. Ohne viel Drumherum. Einfach und schnell.
Der Club ist ganz okay. Die Musik mir zu Trance-lastig und doch überwiegend Heteros. Zu viel Frauen hier, das schreckt die Kerle doch ab. Mich baggert eine doch tatsächlich auch an.
Tja, so einen Kerl hättest du wohl gerne im Bett, Süße.
Ich lächle sie an,
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