Irgendwie Anders (German Edition)
zu machen?
Ich hätte ihn einfach rausschmeißen können. Aber nein, ich musste ihn ja trösten. Küssen und streicheln und weiß Gott noch wie viel Lächerliches mit ihm tun. Ich muss echt sexbesessen gewesen sein, dass mich sein perfekter Body zu derart viel hingerissen hat, was ich einfach nicht bin. Und nun liege ich schon wieder auf meiner Couch, schaue irgendwas Bedeutungsloses und fühle mich bei jedem jüngeren, nur halbwegs schlankem Schauspieler, unweigerlich an ihn erinnert.
Ich hasse mich selbst. Hasse meine Passivität, die so gar nicht zu mir passt. Weder im Leben noch im Bett.
Heute kam keine SMS. Kein Anruf. Vielleicht hat er ja aufgegeben.
Gut so, je eher er es einsieht, desto besser. Bin doch nicht zweite Wahl, wenn dieser Markus ihn mal nicht braucht.
Seit wann wünsche ich mir so sehr, seine erste Wahl zu sein? Erbärmlich.
Blaue Veilchen
So geht es nicht weiter. Das ist ganz klar.
Heute starre ich auf der Arbeit aus dem Fenster und die dumme Tussi vom Büro nebenan hat zweimal geklopft, bis ich reagiert habe.
„Ist alles okay, Herr Benedikt?“
Ja, alles klar. Habe nur einen leichten Infekt namens Liebeskummer. Etwas ACC und es ist schon wieder gut. Ist bestimmt nicht ansteckend.
„Alles bestens, danke“, brumme ich mechanisch. Die Tussi hat hoffentlich nicht die Pause bemerkt, während ich am überlegen war, wie sie eigentlich heißt. Bin nicht drauf gekommen. Bei bedeutungslosen Frauen ist mir der Name schließlich ebenso unwichtig, wie beim Sex.
Ich habe echt ernsthaft überlegt, Alex anzurufen. Aber ich will nicht mit ihm über etwas reden, was er nicht versteht.
Er ist cool. Er geht einfach seinen Weg. Hat er schon immer. Ihm würde so ein Fehler bestimmt nicht unterlaufen. Ich will vor ihm nicht zugeben, wie schwach ich mich gerade fühle. Wie verletzlich. Und außerdem werde ich es heute wieder ändern.
Mein Schlachtplan steht. Heute gehe ich wieder auf die Jagd. Wäre doch gelacht. Morgen ist Freitag und ein Feiertag, da habe ich also mehr Zeit, um mein Soll zu erfüllen. Ich werde einfach nicht sehr wählerisch sein und nehmen, was mir vor die Flinte kommt, also, vor meine symbolische Flinte.
Später bin ich restauriert und voller Tatendrang unterwegs. Es ist noch relativ wenig los im Club. Das wird sich später ändern.
Tim ist wieder da, tanzt weiter hinten mit diesem Markus. Er ist am Anfang auf mich zugekommen, allerdings habe ich schnell genug reagiert, so getan, als ob ich auf die Toilette muss und ihn stehen gelassen, bevor er mich erreichen konnte.
Das ist jetzt meine Taktik. Ich ignoriere ihn einfach, weiche jedem Gespräch aus. Deshalb wirft er mir auch ständig Blicke zu. Wenn sein Markus es nicht merkt. Denn der wirft mir auch mehrfach Blicke zu. Sehr böse, tödliche.
Ist ja okay. Ich halte mich von dem Kleinen fern. Kann ja nichts dafür, dass der bei jeder Gelegenheit zu mir hinschaut. Leider kann ich ihn nicht völlig ignorieren, vor allem nicht, wenn er ständig Blickkontakt sucht. So kann ich mich gar nicht auf meine Jagd konzentrieren. Denn leider gleitet auch mein Blick ständig auch zu ihm, registriert sehr wohl, wie eng umschlungen er mit diesem Markus tanzt.
Jetzt löst Tim sich doch tatsächlich von ihm und steuert zielstrebig auf mich zu. Ich schaue bewusst in eine andere Richtung, versuche ihn zu ignorieren, aber ich kann schlecht schon wieder auf die Toilette flüchten. Werde ich mich ihm wohl oder übel stellen müssen.
„Hey, Mark“, begrüßt er mich und bleibt in einiger Entfernung unsicher stehen. Seine Hände wandern nervös auf und ab. Ich mustere ihn kühl und nicke ihm zu: „Hey, Tim.“ Er lächelt und fühlt sich ermutigt, näher zu kommen. Ich blicke stur über die anderen Tänzer, tue so, als ob ich sie abschätzen würde, nicke dem einen oder anderen zu. Sein Markus ist zum Glück nicht zu sehen. Wahrscheinlich hat er sich deshalb an mich rangemacht.
„Ich hatte versucht dich zu erreichen“, erklärt Tim und schaut mich fragend an.
„Viel zu tun“, bringe ich knapp hervor und vermeide es, ihn direkt anzusehen. Tim ist offensichtlich irritiert von meiner abweisenden Haltung. Was hat er denn gedacht?
„Hast du heute schon was vor?“, fragt er schüchtern und schaut mich verstohlen an. Ich bin für einen Moment echt verblüfft über diese direkte Frage. Immerhin ist er mit seinem Freund hier. Wie würde der es wohl finden, wenn er jetzt zu mir mitkäme? Obwohl … der ist gerade verschwunden. Ah,
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