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Irgendwie Anders (German Edition)

Irgendwie Anders (German Edition)

Titel: Irgendwie Anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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sein Blick wandert irritiert von einem zum anderen. „Ich habe dir doch von ihm erzählt.“
    Seine Stimme verhallt irgendwo. Da ist nichts zwischen uns, außer dieser eisigen Stille. Die Musik scheint woanders zu spielen. Die anderen Kerle tanzen weit weg. Wir sind ganz woanders. Es gibt nur uns zwei. Und diese leise Melodie gehört zu einem Schauplatz im fernen Westen. Ein Bahnhof, strahlende, heiße Sonne, Mittagszeit, Staub wirbelt auf, eine altmodische Uhr. High Noon.
    Wenn wir Waffen hätten, würden unsere Hände langsam an die Colts rutschen. Wir mustern uns gegenseitig, schätzen einander ab, lauern auf die Bewegung des anderen. Fast hört man den Wind um die Holzhäuser streichen. Wer wird als erster ziehen?
    Tims leise Stimme durchbricht unser Blickduell: „Mark?“
    Ich reiße mich los und bin mir äußerst bewusst, wie groß der andere wirklich ist. Und wie breitschultrig. Seine Muskeln sprengen förmlich sein Hemd. Und aus seinen Augen funkelt blanker Hass. Betont langsam bewege ich den Kopf, schaue bewusst uninteressiert auf Tim hinab.
    „Hey“, begrüße ich ihn knapp und dann schweift mein Blick scheinbar suchend über das Angebot. Ich beachte ihn nicht weiter. Der Jäger auf der Jagd.
    „Markus muss leider schon gehen“, erklärt Tim irgendwo neben mir. Seine Stimme ist unsicher, fast ängstlich.
    „Ich bin mit ihm hergekommen“, fährt er erklärend fort, als ob er eine bestimmte Reaktion von mir erwarten würde. Denkt er etwa, dass ich ihn bitten werde, noch zu bleiben? Wenn er mit diesem Markus gekommen ist, kann er doch auch mit dem gehen. Der haut mich eh unangespitzt in den Boden, wenn ich mit seinem Freund anbändle.
    Mein Blick bleibt auf einem potentiellen Kandidaten hängen. Den hatte ich noch nicht. Gut, wirklich toll sieht er nicht aus, aber egal, solange er seinen Arsch brav hinhält. Mehr will ich ja gar nicht.
    „Viel Spaß dann noch“, werfe ich Tim zu, der mich verblüfft anstarrt. „Hab zu tun.“ Ich stoße mich ab und gehe auf die Jagd. Beim Weggehen höre ich noch, wie sein Typ ungeduldig wird: „Struppi, was ist jetzt? Ich muss los.“  
    Ich verkneife mir gerade so ein Grinsen. Struppi? Er nennt ihn wirklich Struppi? Obwohl ... ich muss widerwillig grinsen, passt zu Tim. Diese wuscheligen, weichen Haare, durch die man so herrlich die Finger wühlen kann ...
    „Mark?“, ruft er mir hörbar unsicher hinterher und ich drehe mich betont genervt um. Meine Augen sagen es deutlich genug: Ich gehe jagen Kleiner. So wie jeden Sonntag. Vergnüge du dich mal mit deinem Markus.  
    „Was?“ Ich mustere ihn kalt. Tim steht ziemlich verloren da. Sein Gesicht erstarrt, nur die Mundwinkel zucken. Er hat jede coole Maske abgelegt.
    Was hast du denn gedacht Kleiner? Dass es nur dich gibt? Ich habe eine Wette zu gewinnen und du hast mich dabei schon viel zu lange aufgehalten. Geh zu deinem Freund. Lass es dir von dem besorgen. Ich habe was Besseres vor.
    Für einen winzigen Sekundenbruchteil schmerzt mich sein Gesichtsausdruck. Er schluckt heftig.
    „Man sieht sich“, werfe ich ihm zu, drehe mich um und verschwinde. Trotzdem habe ich seinen bestürzten Gesichtsausdruck gesehen. Damit hat er wirklich nicht gerechnet. Nur gut, wenn er bald erkennt, dass er wirklich nur eine Nummer war. Mehr nicht. Ich will diese Wette gewinnen und ich werde mich bestimmt nicht ändern, nur weil Tim da steht und mir hinterher starrt, als ob ich ihn verletzt hätte.
    Habe ich nicht. Du bist mit deinem Macker hier aufgekreuzt, der mich mit seinem Blick fast ermordet hat. Ich werde doch nicht wegen dir riskieren, dass der mich fertigmacht.  
    Leider geht mir Tims Gesicht nicht so schnell aus dem Kopf. Ein Ausdruck, als ob er gleich losheulen wollte. Scheiße, damit hat er mich letztes Mal schon berührt. Ich kann das nicht durchziehen. Mist, hoffe sein Freund ist nicht wirklich gewalttätig. Der könnte mich ohne Weiteres zusammenschlagen. Aber ich kann ihn auch nicht mit diesem Ausdruck stehen lassen.
    Doch als ich mich umdrehe und zurück gehe, ist er weg. Tim ist wirklich gegangen.  
    Verdammte Scheiße. Hinterher rennen werde ich ihm nicht. Das fehlt noch. Vor allem nicht mit dem Freund dabei. Irgendwie läuft hier alles schief.  
    Da steht noch mein Glas. Alleine und einsam. Wie ich.
    Prima. Dann ändern wir das doch gleich. Und zumindest das kleine Glas da kann noch jede Menge Gesellschaft bekommen.
     

Selbsthass und Rosenduft
     
    Montagmorgen oder doch schon Mittag?
    Der verfluchte 23.

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