Irgendwie Top
überrumpelte.
Hitze mischte sich in Markus' körperlichen Überfluss an Glückshormonen und ganz gewiss auch jede Menge Testosteron. Er schloss überwältigt die Augen, hing mehrere Sekunden lang in Alex' Armen und erwiderte den Kuss, ließ Alex' Zunge seinen Mund erobern. Er öffnete die Augen erst, als Alex ihm eine Atempause gönnte, und blickte perplex zu ihm hoch.
Schande! Alex hatte ihn mit diesem Kuss völlig überfahren. In den braunen Augen blitzte ein Teil Herausforderung, der Rest sah nach einer Portion Zärtlichkeit aus.
Markus blinzelte und richtete sich hastig auf.
„Wenn ich dich so begrüßen könnte, wie ich wollte, lägst du jetzt schon auf dem Rücken“, brachte er zu verzögert, um wirklich schlagfertig zu klingen, hervor und schaffte es ein selbstsicheres Grinsen aufzusetzen. Betont besitzergreifend legte er seine Hände auf Alex' Rücken.
„Wenn wir nicht so ein entzücktes Publikum hätten“, raunt ihm Alex ins Ohr und berührte dabei sein Ohrläppchen. „... würde ich noch weiter gehen, aber das liefe dann auf etwas nicht Jugendfreies hinaus.“ Alex nickte zu der Gruppe von Frauen hin, die mit offenen Mündern, lächelnd zu ihnen herüber starrten. Laut und vernehmlich hörten sie Worte wie „süß“, „sexy“, „oh nein wie toll“.
Sie begannen zu grinsen.
„Offenbar kommen wir gut an.“ Alex ließ seine Hand von Markus' Nacken durch die Haare wandern. Andere Menschen ringsum betrachteten sie erstaunt, pikiert, teilweise abfällig.
„Klar“, meinte Markus spöttisch und legte Alex die Hände auf den Hintern. „Die bekommen selten zwei so heiße Kerle, wie uns zu Gesicht.“ Alex antwortete auf seine Weise, und während ein älterer Mann kopfschüttelnd und „pervers“ vor sich hinmurmelnd an ihnen vorbei eilte, intensivierte er den Kuss nur noch mehr.
Verflucht noch einmal ist das schön! Markus wollte am liebsten gar nicht mehr aufhören, sich ganz fallen lassen. Doch am Rande registrierte sein endorphingesteuerter Körper doch etwas anderes.
„Ist dir so heiß, oder hast du Fieber?“, flüsterte er.
„Was wäre dir denn lieber?“, gab Alex lächelnd zurück und Markus schaute ihn nun kritischer an. Oh ja, da war so was wie ein fiebriger Glanz in den Augen.
„Idiot!“ Markus schnaubte und packte Alex fest an den Schultern. „Du hast richtig Fieber.“
„Das ist die glühende Leidenschaft für dich, mein Muskelmann. Zehn Tage Entzug“, säuselte Alex gespielt. Markus' Ärger wurde größer. Verdammt, Alex hatte wirklich hohes Fieber, seine Haut glühte regelrecht.
„Du siehst verdammt scheiße aus. Du bist krank.“
„Oh danke“, gab Alex pikiert zurück. „So etwas hört man nur zu gerne von seinem Liebsten.“ Liebsten? Markus blieb der Mund offen stehen. Er bekam sich schnell wieder ein, denn er entdeckte feine Schweißperlen auf Alex' Stirn.
„Du gehörst ins Bett, verdammt noch einmal!“, stieß er hervor und schüttelte Alex ganz leicht.
„Ja, natürlich willst du mich so schnell wie möglich im Bett haben.“ Alex blasses Gesicht und der plötzliche, trockene Husten, nahmen seinem Spott die Schärfe.
„Ja! Auch! Aber mal im Ernst: Ich bringe dich jetzt nachhause.“
Alex legte den Kopf schief, sagte jedoch nichts, auch nicht, als Markus seinen Koffer hochnahm, ihn am Arm packte und wortlos zu seinem Wagen ging. Er schwieg, als ihn Markus mehr oder weniger ins Auto stopfte, den Koffer nach hinten warf und losfuhr.
„Danke fürs Abholen“, meinte Alex, während sie durch den nächtlichen Hamburger Stadtverkehr fuhren.
„Keine Ursache.“
„Leider bin ich heute zu müde für einen Clubbesuch.“ Alex klang resignierend. „Wobei mich da eh niemand vermisst.“ Wenn einer dich vermisst hat, dann ich, antwortete Markus im Kopf. Ich habe dich sogar höllisch vermisst, formten seine Lippen.
Alex blickte aus dem Fenster und seufzte leise. „War verdammt einsam da unten“, murmelte er.“ Dieser Alex erinnerte ihn fatal an den Faceman, jenen Alex, der alleine in seinem viel zu großen Bett lag. Ein harter Kloß saß in seiner Kehle.
Du bist nicht mehr alleine, wollte er sagen, kämpfte an der Formulierung der Worte und scheiterte an der steinernen Machomauer, die er so viele Jahre festzementiert hatte. Stattdessen meinte er resolut: „Mit dem hohen Fieber gehörst du so schnell wie möglich ins Bett, Alex.“
„Mir geht es eigentlich ganz gut“, murmelte der wenig überzeugend. „War halt eine scheißanstrengende Woche.
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