Irgendwie Top
lange zu bereden? Sollte er vielleicht doch eine SMS schicken? Er könnte ja auch später bei Alex vorbeifahren. Nein! Er würde ihm doch nicht hinterherrennen! Alex hatte gesagt, er würde sich melden.
Gefrustet warf er sich auf seine Couch und schaltete den Fernseher ein. Das Bier war bald geleert und er genehmigte sich einen Schluck Whisky. Grübelnd starrte er auf den Fernseher, nahm nicht wahr, was dort geschah. Was wusste er schon von Alex? Im Grunde nichts. Dessen Pokerface verbarg so viel. Ob Mark mehr über ihn weiß? Was verbindet die beiden? Sind sie wirklich nur gute Kumpel? Wie haben sie sich kennengelernt? Wie lange kennen sie sich schon? Was erzählen sie sich? Blöde Grübelei!
Markus verzog ärgerlich den Mund und trank zwei weitere Schlucke. Alkohol half immer gegen zu viel Denken und sein Kopf war nicht dafür gemacht. Er war nicht so gut mit Worten wie Alex, nicht so gewandt, lange nicht so sicher. Wie der heute Maria um den Finger gewickelt hatte. Grandios. Und seine Version ihres Kennenlernens - einfach raffiniert.
Markus grinste in sich hinein, ließ den nächsten Schluck einen Moment auf der Zunge brennen. Nie im Leben wäre er auf eine solche Umschreibung gekommen. Alex war genial.
Der Alkohol brannte in der Kehle, brachte leider weitere unliebsame Gedanken. Vielleicht hatte Mum doch ein wenig recht. Alex war so ganz anders als er, lebte in einer völlig anderen Welt. Ob er Markus nicht irgendwann für dumm halten würde, weil ihm mal wieder im richtigen Moment die Worte fehlten? Alex wusste immer, was er sagen wollte, brachte immer das Richtige heraus, ohne stundenlang darüber nachdenken zu müssen.
„Du weißt schon, dass das hier keine Fickwette mehr ist?“ Alex hatte es auf den Punkt gebracht, während Markus noch stammelnd nach Worten gesucht hatte. Viel Muskeln, wenig Hirn.
Markus presste grimmig die Lippen aufeinander. Aber Alex mochte ihn, begehrte ihn und ja Tim hatte gemeint, man würde doch sehen, wie verliebt er ihn ansah. Scheiße ja! Markus hatte die Blicke bemerkt. Blicke, die in ihn drangen, sein Innersten nach Außen kehrten.
Ich liebe ihn wirklich. Er stöhnte innerlich, spülte das ungeliebte Wort gleich wieder hinab. Alex mich wohl auch, glaube ich. Nur wird es so bleiben? Was, wenn er entdeckt, dass ich nicht so toll bin, wie er denkt? Wenn er bemerkt, wie wenig ich von allem weiß? Ich kann ihm nichts mehr vormachen, der durchschaut mich völlig. Keine Chance!
Seufzend rutschte Markus tiefer, stellte die Flasche auf seinem breiten Brustkorb ab und drehte den Kopf, um einen Blick auf das Handy zu werfen. Es lag dunkel da, zeigte keine SMS oder einen Anruf an.
Dummes Teil. Vielleicht ist es defekt? Oder hat keinen Empfang? Verdammt noch einmal ruf endlich an!
Er schloss die Augen. Er wollte Alex hier haben, ihn in seine Arme schließen, ihn halten und sich endlich entschuldigen dürfen. In Alex' Nähe kamen alle Zweifel zur Ruhe. Wenn der ihn küsste, dann wusste er einfach, was sie einander bedeuteten, dass alles egal war, was die anderen dachten.
„Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich war dumm. Ich bin manchmal halt ein bisschen schwer von Begriff. Nicht so wie du.“ Markus hob den Finger und zog Alex' imaginäre Lippen in der Luft nach. „Du bist smart, intelligent, siehst toll aus, weißt immer wie du dich bewegen, was du tun, was du sagen musst.“ Pokerface, Faceman, ein Traummann. Wirklich! Mein Traummann, gestand sich Markus ein und dachte wehmütig an das Gefühl von Alex' Lippen auf seinen. Ganz und gar. Es kann nie wieder einen anderen geben, niemanden wie Alex. Wer sollte da je heranreichen können? Dasselbe hatte er auch einmal von Tim gedacht. Aber gegen das, was er für Alex empfand, war das nur eine billige Teenyschwärmerei gewesen.
Scheiße, scheiße!
Die Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken und er hätte um ein Haar der Couch einen weiteren Fleck aus Whisky verpasst, fing die Flasche noch gerade eben ab. Wenn das jetzt einer der dämlichen Nachbarn war, die sich beschweren wollten, weil er sein Auto zu weit auf dem Gehweg geparkt hatte, dann würde er sie zur Hölle jagen.
Brummend kam Markus hoch, warf einen letzten Blick auf sein stummes Handy und wischte es ärgerlich vom Tisch. Der sollte sich doch gehackt legen! Erst versprechen und dann nicht halten!
Missmutig und ziemlich verärgert schlurfte er in den Flur. Auf dumme Diskussionen mit spießigen Nachbarn hatte er jetzt echt keinen Bock. Vielleicht sollte er
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