Irgendwie Top
Vier-Augen-Gespräch zu krallen.
Verdammt, Markus hatte sich den Abend ganz anders vorgestellt. Am liebsten wäre er zu Alex gefahren und hätte ihn zur Rede gestellt. Nur was sollte er machen, wenn Mark noch da war? Was zur Hölle konnten die beiden denn nur besprechen, was so wichtig war?
Je länger Markus darüber nachdachte, desto eigenartiger erschien es ihm. Lief da womöglich was zwischen den beiden? Nein, ganz bestimmt nicht, nicht wie Mark mit Tim umging. Aber vielleicht war mal was gelaufen? Ob Mark irgendwie eifersüchtig war? Quatsch! Bestimmt nicht. Aber warum schnappte er sich dann Alex? Er muss doch geahnt haben, dass der was Besseres zu tun hat. Alex hatte ihm jedoch sofort zugestimmt. Nicht einen Gedanken hatte er daran verschwendet, dass sie beide vielleicht noch was hätten unternehmen können. Nein, er war sofort mit Mark mitgegangen. Wie dessen Freund, oder … wie ein ehemaliger Freund ...
Scheiße!
Markus hieb wütend auf das Lenkrad, hasste sich für diese dämlichen Grübeleien, hasste die Unsicherheit, die Zweifel, seine verdammten, amoklaufenden Gefühle. Wer brauchte das schon? Konnte nicht alles einfach wieder wie vorher sein? Einfach, geordnet, Sex und kein Herzschmerz?
Vor seiner Wohnung war wieder fast alles zugeparkt. Ärgerlich stellte er seinen Wagen halb auf den Gehweg, direkt vor die Eingangstreppe. Sollte die blöde Tussi aus der 9 ihm doch wieder ihren Mann auf den Hals hetzen. Das letzte Mal hatte der bei ihm geklingelt und war vor Schreck fast die Treppe hinab gefallen, als Markus imposante Erscheinung im Türrahmen aufgetaucht war. Das Männlein mit den schütteren Haaren hatte ihn mit riesigen Stielaugen angestarrt und Markus hatte sich den Spaß gegönnt, seinen Bizeps ganz zufällig ein wenig spielen zu lassen. Oh war der höflich gewesen, hatte ihn nur gebeten, abends den Fernseher ein wenig leiser zu stellen, die Geräusche wären so laut, dass seine Frau nicht schlafen konnte.
Markus grinste bei der Erinnerung hämisch, während er die Haustür aufschloss. Das Männchen hatte schon recht, sie waren ziemlich laut gewesen, nur kamen die Geräusche nicht vom Fernseher.
„Es tut mir leid, meine Pornos schalte ich schon immer auf leiseren Ton“, hatte er grinsend erklärt und den Buchhalter - todsicher war der Typ Buchhalter, so blass, wie der aussah – entschuldigend angelächelt. „Das Stöhnen ist wirklich ziemlich laut, wenn die Kerle zur Sache kommen. Nur live ist es noch ein bisschen lauter. Da kann ich dem anderen, kurz bevor er kommt, ja schlecht sagen: Stöhne bitte ein bisschen leiser, wenn mein Schwanz dich in den siebten Himmel schießt, Frau Gebrand kann nicht schlafen, wenn wir ficken. Aber ich werde es natürlich versuchen.“ Markus hatte Herrn Gebrand, dessen Kopf schlagartig so rot wie ein Feuerlöscher geworden war, entschuldigend angelächelt. Der arme Mann hatte außer Stammeln nichts herausgebracht, sich vielmals entschuldigt und war hastig die Treppe hinabgestürzt, zurück in seine heile Heterowelt.
Lächelnd stieg Markus nach oben. Seither hatte Herr Gebrand ihn nie wieder belästigt und seine Frau machte immer ein sehr verkniffenes Gesicht, wenn sie ihn sah. Achselzuckend schloss er auf. Was gingen ihn die dummen Heteros an? Er war schwul, stolz darauf, und wenn sie damit nicht klarkamen, dann sollten sie sich besser ein kleines Reihenhäuschen im Grünen suchen.
Markus schaute zum wiederholten Mal auf das Display seines Handys. Kein Anruf, keine Nachricht. Alex wollte ihn doch anrufen, oder hatte er ihn falsch verstanden? Einen Moment überlegte er, selbst anzurufen, unterließ es jedoch. Der würde sich schon melden, und wenn er noch mit Mark zusammen war, dann würde er nur stören.
Markus blickte sich seufzend um. Seine Wohnung erschien ihm eigenartig leer, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sonst hatte er sich hier immer recht wohlgefühlt, jetzt verglich er sie ungewollt mit Alex' Luxusheim und dem Vergleich konnte sie natürlich nicht standhalten. Sein Blick wanderte über die Ikeamöbel, die er zum Teil noch aus seinem Zimmer bei seinen Eltern mitgenommen hatte, die alte Couch, die früher in deren Wohnzimmer gestanden hatte, bis Maria ihren Mann genötigt hatte, eine neue, größere Sitzgarnitur zu kaufen.
Seufzend ging Markus in die Küche, schnappte sich ein Bier und nahm nach kurzer Überlegung auch die Whiskyflasche vom Regal mit. Noch einmal warf er einen Blick auf sein Handy. Was hatte Alex nur mit Mark so
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