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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hat ihn geschnappt, aber er konnte entkommen. Ich glaubte, Aornis wüsste vielleicht, warum er nach all diesen Jahren plötzlich wieder aufgetaucht ist.«
    »Hat Aornis ... irgendwas über uns gesagt?«, fragte Landen. »Über Friday, mich, Tuesday, Jenny?«
    »Sie hat gefragt, wie es meiner Familie geht, aber das war ironisch gemeint. Sie hat kein ehrliches Interesse gezeigt – ganz im Gegenteil.«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    Ich sah ihn scharf an. Er blickte mich mit solcher Sorge an, dass ich eine Hand auf seine Wange legte. »Schatz, was ist los? Sie kann uns nichts mehr tun.«
    »Nein«, sagte Landen mit einem Seufzer, »kann sie nicht. Ich habe mich nur gefragt, ob sie etwas gesagt hat. Irgendwas. Auch wenn es dir vielleicht erst später wieder eingefallen ist.«
    Ich runzelte die Stirn. Landen wusste von Aornis’ speziellen Fähigkeiten, weil ich ihm davon erzählt hatte, aber sein Interesse kam mir trotzdem komisch vor.
    »Ja. Sie hat gesagt, sie würde Hilfe ›von außen‹ bekommen und ausbrechen.«
    Er nahm meine Hände und sah mir in die Augen. »Thursday, Liebling, versprichst du mir etwas?«
    Ich musste lachen, weil er so ernsthaft war, hörte aber damit auf, als ich merkte, wie wichtig es ihm war.
    »Zwei Herzen, die im Gleichtakt schlagen, zwei Hirne, die das Gleiche denken.«
    »Das ist gut. Wer hat das gesagt?«
    »Mycroft.«
    »Ach! Also, das sollst du mir versprechen: Lass Aornis nicht entkommen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Vertrau mir, Liebling. Selbst wenn du deinen eigenen Namen vergessen solltest, erinnere dich an eins: Lass Aomis nicht entkommen .«
    »Schatz –«
    Aber er legte mir einen Finger auf die Lippen, und ich schwieg. Aornis war die kleinste meiner Sorgen. Ohne mein ReiseBuch saß ich im Außenland fest.
     
    Wir aßen spät zu Abend. Selbst Friday war von den drei Einschusslöchern im Tisch einigermaßen beeindruckt. Sie lagen so nahe beieinander, dass sie fast wie ein einziges aussahen. Als er sie erblickte, sagte er: »Hübsches Muster, Mum.«
    »Über Waffen macht man keine Witze, junger Mann.«
    »Typisch Thursday«, sagte Landen lächelnd. »Wenn sie unsere Möbel zusammenschießt, richtet sie so wenig Schaden wie möglich an.«
    Darüber musste ich lachen, und das war eine emotionale Befreiung, die mir die Tränen in die Augen trieb. Ich nahm mir noch etwas Salat und sah Friday an. Die Möglichkeit, dass er mit dem Friday-der-er-hätte-sein-können ersetzt wurde, hing immer noch drohend über ihm. Aber es war eine Tatsache, dass ich nichts dagegen machen konnte. Vor der ChronoGarde kann man sich nirgendwo verstecken. Der andere Friday hatte mir allerdings erklärt, ich hätte achtundvierzig Stunden, bevor sie aktiv wurden, und das war erst übermorgen Vormittag.
    »Fri«, sagte ich, »hast du noch einmal über die Zeitindustrie nachgedacht?«
    »Massig«, sagte er, »und die Antwort ist immer noch nein.«
    Landen und ich wechselten einen Blick.
    »Habt ihr euch mal gefragt«, bemerkte Friday, dessen Stimme träge und gelangweilt hinter einem Vorhang aus fettigen Haaren ertönte, »warum die Nostalgie auch nicht mehr das ist, was sie mal war?«
    Ich lächelte. Blöde Witzeleien bewiesen zumindest, dass er gerne schlau sein wollte, auch wenn er den größten Teil des Tages verschlief.
    »Ja«, sagte ich. »Und stell dir eine Welt vor, in der es keine Spekulationen gibt.«
    »Ich meine es ernst «, sagte er verärgert.
    »Entschuldigung!«, erwiderte ich. »Ich kann so schlecht nachvollziehen, was du denkst, wenn ich dein Gesicht nicht sehe. Es ist, als ob ich mich mit einem Yak unterhalte.«
    Er teilte seine Haare in der Mitte, so dass ich seine Augen sehen konnte. Er sah aus wie sein Vater im gleichen Alter. Natürlich kannte ich Landen damals noch nicht, aber ich hatte Fotos gesehen.
    »Früher dauerte es mindestens zwanzig Jahre, bevor eine Nostalgiewelle ausgelöst wurde«, sagte er mit großem Ernst. »Inzwischen wird die Zeit immer kürzer. In den späten Achtzigern griffen die Leute die Siebziger wieder auf, aber das Revival der Achtziger war bereits Mitte der Neunziger in vollem Gange. Jetzt haben wir 2002, und schon reden die Leute über die Neunziger. Bald wird die Gegenwart von der Nostalgie eingeholt werden, und wir brauchen sie nicht mehr.«
    »Umso besser, wenn du mich fragst«, sagte ich. »Ich habe mich so bald wie möglich von dem ganzen Kram aus den Siebzigern getrennt und habe es keine Sekunde bereut.«
    Aus Pickwicks Ecke kam ein empörtes

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