Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Friday.
    »Hallo!«, sagte ich fröhlich. »Möchtest du reinkommen?«
    »Ich bin etwas in Eile«, erklärte er. »Ich wollte nur wissen, ob du über mein Austausch-Angebot von gestern nachgedacht hast? Hi, Dad!«
    Landen war zu uns an die Tür gekommen.
    »Hallo, mein Sohn.«
    »Das ist der Friday, von dem ich dir erzählt habe«, stellte ich ihn vor. »Der, den wir eigentlich haben sollten.«
    »Zu Diensten«, sagte Friday höflich. »Und die Antwort? Es tut mir leid, wenn ich euch unter Druck setze, aber das Zeitreisen muss noch erfunden werden, und wir müssen unsere Optionen sorgfältig prüfen.«
    Landen und ich sahen uns an. Wir hatten uns entschieden.
    »Die Antwort ist nein, Schnuckiputz. Wir wollen unseren Friday behalten.«
    Fridays Gesicht verdüsterte sich und abrupt änderte sich sein Verhalten. »Das ist wieder mal typisch! Hier stehe ich, ein ehrbares Mitglied der ChronoGarde, und ihr behandelt mich immer noch wie ein Kind!«
    »Friday –!«
    »Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Die Weltgeschichte hängt am seidenen Faden und ihr macht euch nur Gedanken um diesen faulen Scheißkerl von eurem Sohn.«
    »Geh sofort in dein Zimmer, wenn du so mit deiner Mutter redest.«
    »Er ist in seinem Zimmer, Land.«
    »Stimmt, ja. Also ... du weißt, was ich meine.«
    Friday schnaubte, funkelte uns an, teilte mir mit, dass ich ihn nicht mehr »Schnuckiputz« nennen solle, und ging davon, wobei er die Gartenpforte hinter sich zuschlug. Ich drehte mich zu Landen um.
    »Ist es richtig, was wir tun?«
    »Friday hat uns selbst gebeten, ihn davon abzubringen, zur ChronoGarde zu gehen, und genau das tun wir.«
    Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich zu erinnern.
    »Wirklich? Wann?«
    »Auf unserer Hochzeitsparty. Als Lavoisier auftauchte, um nach deinem Vater zu suchen.«
    »Mist«, sagte ich, als ich mich unvermutet erinnerte. Lavoisier war der Agent der ChronoGarde, den ich am meisten verabscheute, und damals hatte er einen Partner dabeigehabt, einen jungen Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, der mir vage bekannt vorgekommen war. Erst Jahre später waren wir darauf gekommen. Es war Friday höchstpersönlich gewesen und sein Ratschlag war unmissverständlich: »Falls Sie je einen Sohn bekommen, der zur ChronoGarde möchte, versuchen Sie, ihn davon abzubringen.«
    Vielleicht waren das ja keine leeren Worte gewesen, sondern eine Warnung.
    Landen legte einen Arm um meine Taille und sagte: »Ich denke, wir sollten seinen Ratschlag beherzigen. Wir werden ja sehen, was daraus wird.«
    »Und das Ende aller Zeiten?«
    »Hat dein Vater nicht gesagt, dass die Welt immer fünf Minuten vor dem Untergang steht? Außerdem soll das erst am Freitagabend passieren. Bis dahin regelt sich das.«
     
    Ich nahm die Straßenbahn zur Arbeit und war so in meine Gedanken vertieft, dass ich meine Haltestelle verpasste und von Mycro-Tech zurücklaufen musste. Ohne mein ReiseBuch saß ich in der wirklichen Welt fest, aber ich empfand das nicht als abgrundtiefen Verlust, wie ich erwartet hatte, sondern spürte sogar etwas wie Erleichterung. An meinem letzten Tag als LBDGM hatte ich interaktive Bücher und den Präventivschlag gegen Speedy Muffler und seine heruntergekommenen Scharfen Romane erfolgreich verhindert, und die einzige noch unerledigte Angelegenheit war diese elende Pissnelke von Thursday1–4. Das heißt, wenn sie nicht schon auf der Stelle zu Text gemacht worden war, weil sie eine unerlaubte Reise ins Außenland unternommen hatte. Na ja, hoffen konnte man immer. Jurisfiktion war jahrhundertelang ohne mich ausgekommen, und bestimmt würden sie es auch in Zukunft schaffen. Es gab noch einen weiteren großen Pluspunkt: Ich belog Landen nicht mehr ganz so heftig. Klar, ich machte immer noch ein paar Sachen für SpecOps, aber immerhin konnte ich meine Flunkerei von »ungeheuerlich« zu »faustdick« herunterstufen, und damit konnte man eher umgehen. Urplötzlich überkam mich ein richtiges Glücksgefühl – und das passierte mir nicht oft. Wäre da nicht das Riesenproblem mit dem überzogenen Acme-Konto und die Drohung eines verheerenden Chronoklasmus in zweieinhalb Tagen gewesen, hätte alles ganz prima sein können.
    »Du siehst richtig glücklich aus«, sagte Bowden, als ich in das Büro von Acme kam.
    »Tu ich das nicht immer?«
    »Nein«, sagte er, »meistens nicht.«
    »Na gut, das ist mein neues Ich. Hast du bemerkt, wie fröhlich die Vögel heute Morgen singen?«
    »So singen sie doch immer.«
    »Dann ... ist der

Weitere Kostenlose Bücher