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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Plocken.
    »Anwesende ausgenommen.«
    »Ich glaube ja, die Siebziger werden unterschätzt«, sagte Landen. »Zugegeben, die Mode war nicht gerade toll, aber die Sitcoms waren nie besser.«
    »Wo ist eigentlich Jenny?«
    »Ich habe ihr das Essen nach oben gebracht«, sagte Friday. »Sie musste noch Hausaufgaben machen.«
    Ich runzelte die Stirn, denn mir war ein Gedanke gekommen, aber Landen klatschte in die Hände und sagte: »Ach übrigens, habt ihr gehört, dass das britische Bobteam disqualifiziert worden ist? Sie sollen das verbotene Hilfsmittel ›Gravitation‹ benutzt haben, um ihre Leistungen zu steigern.«
    »Nein!«
    »Offensichtlich doch. Und es hat sich herausgestellt, dass der illegale Einsatz von Gravitation zur Erhöhung der Geschwindigkeit überall dort weit verbreitet ist, wo es bergab geht. Das heißt, in so gut wie allen Wintersportarten.«
    »Ich hab mich immer schon gewundert, wie die es schaffen, so schnell zu sein«, erwiderte ich nachdenklich.
     
    Nachts, als die Lichter gelöscht waren, starrte ich auf den Schein der Straßenlaternen an der Decke und dachte an Thursday1–4 und was ich mit ihr machen würde, wenn ich sie erwischte. Es war nicht sehr angenehm.
    »Land?«, flüsterte ich in der Dunkelheit.
    »Ja?«
    »Als wir ... heute miteinander geschlafen haben?«
    »Was ist damit?«
    »Ich möchte gerne etwas wissen. Wie würdest du es beurteilen, du weißt schon, auf einer Skala von eins bis zehn?«
    »Ganz ehrlich?«
    »Ganz ehrlich.«
    »Und du bist nicht sauer auf mich?«
    »Versprochen.«
    Kurzes Schweigen. Ich hielt den Atem an.
    »War schon mal besser. Viel besser. Also, die Wahrheit ist, du warst ziemlich furchtbar.«
    Ich umarmte ihn. Wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag.

28.
    Der diskrete Charme des Außenlands
    Der wirkliche Charme des Außenlands bestand im Reichtum der Details und in der sinnlich erfahrbaren Beschaffenheit der Dinge. In der BuchWelt ist ein Schwein normalerweise nur rosa oder einförmig fleischfarben und macht »grunz«. Dem durchschnittlichen fiktiven Schwein fehlen die harten Borsten, die dicken Wülste und unzähligen Abschürfungen auf der Haut, der Dreck und der Gestank, die ein Schwein zum Schwein machen. Und das ist nicht nur bei Schweinen so. Manchmal erscheint das Leben in der BuchWelt wie ein Leben in Legoland.
    Der DummheitsÜberschuss war auf den zweiten Platz verwiesen worden. An erster Stelle stand jetzt die Nachricht, dass der militante Flügel der No-Choice-Bewegung Unruhen in Manchester angezettelt hatte. Die Randalierer hatten Fensterscheiben eingeschlagen und Autos umgekippt; es hatte mindestens ein Dutzend Festnahmen gegeben. In einer Nation, die sich die »Freiheit der Wahl« auf die Fahnen geschrieben hatte, war ein wachsender Anteil von Bürgern zu der Überzeugung gekommen, dass das Leben einfacher wäre, wenn die Optionen beschränkt würden. Sie hatten sich zu den No-Choicers zusammengeschlossen und verlangten die Freiheit, keine Wahl zu haben. Premierminister Redmond Van de Poste verurteilte die Ausschreitungen, erklärte aber, dass sich die vorherige Regierung für »Freiheit der Wahl« statt »besserer Dienstleistungen« entschieden habe und dass Erstere deshalb für die gegenwärtige Regierung keine Option darstelle und von daher das Prinzip »No-Choice« beinhalte. Alfredo Traficcone, Chef   der   oppositionellen   Fähnchen-nach-dem-Wind-Partei, sprang schnell auf den fahrenden Zug auf und erklärte, es sei das unveräußerliche Recht eines jeden Bürgers, selbst zu bestimmen, ob er eine Wahl hätte oder nicht. Die No-Choicers schlugen ein Referendum vor, um die Sache ein für alle Mal zu regeln, und die Pro-Choicers in der Opposition hatten keine andere Wahl als zuzustimmen. Sehr beunruhigend war, dass der militante Flügel der No-Choicers, der sich NOPTION nannte, noch weiter gehen wollte und forderte, dass es auf dem Wahlzettel nur noch eine Option geben sollte, und das war selbstverständlich No-Choice.
    Es war halb neun, und die Mädchen waren bereits zur Schule gegangen.
    »Jenny hat ihren Toast wieder nicht gegessen«, sagte ich und stellte den unberührten Teller neben die Spüle. »Das Mädchen isst wirklich zu wenig.«
    »Stell ihn vor Fridays Tür«, sagte Landen. »Er kann ihn zum Lunch essen, wenn er aufsteht. Falls er aufsteht.«
    Es läutete an der Tür, und ich warf einen Blick durch das Fenster im vorderen Zimmer, bevor ich öffnete. Auf der Schwelle stand ... Friday. Der andere

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