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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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entsprechend umzuerziehen.«
    Lady Catherine verstummte für einen Moment.
    »Das geht leider nicht«, sagte sie schließlich. »Wir haben nächste Woche viel zu viele Termine. Ich werde Sie zu gegebener Zeit wissen lassen, wann meine Tochter ihren Dienst aufnehmen kann. Guten Tag!«
    Und mit einem höchst herrschaftlichen Hüsteln war sie verschwunden.
    Ich kehrte zu Thursdays zurück, die neben zwei Kutschen stand, die gerade gewartet wurden. Gemeinsam gingen wir zum Büro des Chefingenieurs. Als wir an einem jungen Pferd vorbeikamen, hörte ich, wie es einen alten mottenzerfressenen Klepper fragte: »Wovon handelt dieses Stolz und Vorurteil eigentlich?«
    »Von einem Kutschpferd, das die Kutsche der Bennets zieht«, erwiderte der alte Gaul, nahm einen weiteren Bissen aus dem Futtersack und kaute nachdenklich darauf herum.
    »Kommt rein«, sagte der Chefingenieur und wir betraten die Bauhütte. Das Innere war ein gut geordnetes Konstruktionsbüro, wo ein halbes Dutzend Tintenfische an den Zeichentischen saßen. Wegen ihrer karierten Westen sahen sie alle wie übergroße Dudelsäcke aus, mit Ausnahme von einem, der tatsächlich ein Dudelsack war. Sie studierten die Bauzeichnungen des Buches, lasen Schadensberichte und skizzierten ihre Empfehlungen zur Reparatur auf acht Notizblöcken gleichzeitig. Als wir eintraten, musterten die Tintenfische uns neugierig. Nur einer schlief und murmelte etwas von einem »Tintenfisch-Garten im Schatten«. Ein anderer spielte ein trauriges Lied auf einer Bouzouki.
    »Na, das ist ja komisch«, sagte Thursday5.
    »Stimmt«, sagte ich, »normalerweise spielt Tim auf der Laute.«
    Isambard Kingdom Bunuel stand in Hemdsärmeln in der Mitte des Raumes und betrachtete die Blaupausen des Romans. Er war ein gesunder Mann mittleren Alters, der aussah, als hätte er schon viel erlebt und sehr davon profitiert. Sein schwarzer Anzug war mit Schlamm bespritzt, er trug einen hohen Zylinder, kaute auf einer kalten Zigarre und unterhielt sich angeregt mit seinen drei Assistenten. Der erste sah aus wie ein verrückter Mönch. Er trug eine grobe Kutte und hatte zwei höchst verschiedene Augen. Der zweite war ein glitzernder Transvestit, der aussah, als wäre er gerade von einem Karnevalswagen in Rio gesprungen. Der dritte war weitaus ätherischer, er war eigentlich nur eine körperlose Stimme mit Namen Horace. Sie diskutierten darüber, wie man die notwendigen Restaurierungsarbeiten mit dem engen Budget vereinbaren konnte, ob Loretta die richtigen Pailletten für ihr Kostüm ausgewählt hatte und in welchem Restaurant man am besten zu Abend essen sollte.
    »Thursday!«, rief Isambard, als wir hereinkamen. »Was für ein glückvoller Zufall! Ich hoffe, Ihnen geht es gesundgut?« »Allerdingslich«, erwiderte ich. »Sehr gesundgut.« Bunuels Talent war unvergleichlich, nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch aufgrund seiner eigenwilligen Lösungsvorschläge. Er war zum Beispiel der Erste, der Vanillesoße benutzte, um die Übertragungsgeschwindigkeit der Storycode-Maschinen zu steigern. Ohne die von ihm erfundene Aufzucht in Hydrokultur wäre es nie möglich gewesen, Ironie in bürgerlichen Romanen und Liebesdramen zum Blühen zu bringen. Wenn er sich nicht gerade mit der Erfindung neuer, revolutionärer Handlungselemente beschäftigte, widmete er sich der Entkriminalisierung kleinerer grammatischer Verstöße, was ihm den Hass der Oberlehrer eingetragen hatte. Natürlich waren nicht alle seine Ideen erfolgreich. Das Gefecht zwischen der »Nautilus« und einem deutschen U-Boot in Mysterious Island wurde genauso wenig verwirklicht wie das Verfahren zur Gewinnung von Anführungszeichen aus gekochten Mäusefüßen. Auch die neuen Wörter, die er beständig erfand, wurden keineswegs alle von der Öffentlichkeit akzeptiert. Aber seine Treffer waren weitaus zahlreicher als seine Fehlschläge, wie das bei großen Menschen nun einmal ist.
    »Ich hoffe, wir haben nicht irgendwelchen Ärgerlich mit Jurisfiktion?«
    »Aber keineswegs«, versicherte ich. »Sie haben Bradshaw angerufen?«
    »Mein Gedächtnis ist in letzter Zeit wie ein Siebnetz«, sagte er und schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Lassen Sie uns ein paar Schritte spazieren gehen.«
    Wir verließen die Bauhütte und gingen mit raschen Schritten in Richtung des leeren Buches. Thursday5 folgte in einigem Abstand.
    »Wir haben noch siebzehn Glockenschläge, bis wir alles wieder anstellen müssen«, sagte er und wischte sich die

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