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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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zarter Salzgeruch umgab sie. Patrick ertappte sich dabei, dass er auf ihren Mund starrte. Ihre weichen, vollen Lippen faszinierten ihn.
    Sie ist deine Gattin, drängte ihn sein Körper, und eine schöne Frau.
    „Ich möchte Euch nicht verletzen“, sagte Patrick.
    Lügner, beschuldigte ihn sein Gewissen. Er wollte nicht von ihr in Versuchung geführt werden.
    „Es ist an der Zeit, aufzubrechen.“ Entschlossen drehte er sich um und brach die Verzauberung, die Isabel auf ihn ausübte.
    „Wartet.“ Sie senkte den Blick und nahm seine Hand. „Ich sah heute die Kinder.“ Sie schlang die Finger um die seinen. „Um sie zu retten, habt Ihr mich geheiratet.“
    Ihre Berührung schien sich durch seine Haut zu brennen, und er wollte seine Hand fortreißen. Auch wenn es nur die bittende Geste einer Frau war, weckte sie trotzdem ein ungewolltes Verlangen in Patrick. Dass sie ihn berührte, ließ ihn erstarren. Was war nur los mit ihm? Sie war eine Normannin. „Das wusstet Ihr doch schon an unserem Hochzeitstag.“
    „Aber ich hatte Euch nicht verstanden.“ Ihre Augen waren voller Mitgefühl, und Patricks Unbehagen verstärkte sich. Sie verstand nicht, konnte nicht verstehen, was seinem Volk geschehen war. Es war jenseits dessen, was sie je erlebt hatte.
    „Ich möchte ihnen helfen“, sagte sie. „Ihr habt meine Mitgift noch nicht holen lassen, nicht wahr?“
    „Ich habe keine Verwendung für Hausrat.“
    „Was ist mit dem Gold und dem Silber?“, fragte sie. „Ich könnte helfen, Eure Vorräte wieder aufzufüllen.“
    Er wollte nichts, weder von ihr noch von ihrer Familie. Und selbst wenn sie das Angebot in gutem Glauben machte, er konnte es nicht annehmen. Es war seine Aufgabe, für sein Volk zu sorgen, nicht die ihre. Er würde sie da nicht mit hineinziehen, schon gar nicht, wo diese Ehe nicht von Dauer sein würde. Er wollte Isabel nicht benutzen.
    „Ich brauche Eure Mitgift nicht.“ Er ging einige Schritte. „Wir brechen jetzt auf.“
    „Mich nach Ennisleigh zu bringen bedeutet nur, dass ich eben erneut hierherschwimmen werde.“
    Keinen Augenblick bezweifelte er, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Er packte ihre Hand. „Trahern schlug vor, dich anzuketten. Der Gedanke gefällt mir.“
    „Versucht es, Ire, und es wird Euch leidtun.“
    Als er sie nach draußen führte, entgingen ihm nicht die wütenden Blicke seiner Landsleute. Die Gesichter der Frauen waren hasserfüllt, während die Männer Isabel misstrauisch beäugten.
    Niemand lächelte. Niemand sprach ein Wort. Mit hocherhobenem Kinn tat Isabel so, als kümmere sie das nicht. Doch Patrick bemerkte das leichte Zittern ihrer Hand und sah, dass sie niemanden anblickte.
    „Ist das unsere Königin?“, fragte ein Kind und deutete mit dem Finger auf sie.
    Seine Mutter bedeutete ihm, still zu sein und murmelte: „Nein, sie ist normannisch, wie die anderen auch.“
    Patrick wies die Frau nicht zurecht. Sie sagte ja nur, was auch er dachte. Auch wenn Isabel jetzt seine Frau war, gehörte sie immer noch zu seinen Feinden. Und anstatt Mitleid mit ihr zu haben, durfte er diese Tatsache nicht vergessen.
    Er musste sie zurück nach Ennisleigh bringen, fort von seinem Stamm und ganz besonders fort von ihm.
    Ruarc blieb vor seiner Hütte stehen. Von drinnen drang ein seltsamer Laut an sein Ohr. Unwillkürlich griff er nach seinem Dolch, während er die Tür öffnete.
    Drinnen kauerte Sosanna neben einem niedrigen Holztisch und weinte. Ihre Tränen riefen Ruarc sofort an ihre Seite.
    „Was ist? Soll ich nach der Heilerin schicken?“
    Sosanna schüttelte den Kopf und schmiegte die Wange an die kalte Erde des Bodens. Sie legte die Hand auf den Bauch, sagte aber nichts.
    Ruarc half ihr auf die Liegestatt. Es bekümmerte ihn, sie so bleich und zerbrechlich zu sehen. Es war, als wäre sie dem Tode nahe, und er konnte nichts tun, um ihn aufzuhalten.
    Sie trug ihren léine lose, ohne Gürtel. Stirnrunzelnd betrachtete Ruarc seine Schwester genauer. Ohne Vorwarnung legte er ihr die Hand auf den Bauch.
    Entsetzten zeigte sich auf ihrem Gesicht. Ruarc konnte seinen Schrecken nicht verbergen. Bei allen Göttern! Sie erwartete ein Kind. So wie es aussah, würde sie es Ende dieses Sommers zur Welt bringen. Wie hatte er nur so blind sein können?
    „Wer hat dir das angetan?“, fragte er, und seine Stimme verriet, wie wütend er war. „Nenne mir den Namen des Bastards und, bei Lug, ich schwöre, ich schneide ihm die Kehle durch.“
    Seine Schwester sagte nichts.

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