Irische Liebesträume
“Wir haben Knusperreis. Er sieht aus wie Cornflakes”, fügte sie hinzu, nachdem sie das Paket im Regal entdeckt hatte. “Aber glaub mir, es ist Knusperreis.”
“Gott bewahre!”, murmelte Feargal. “Na gut. Kümmer dich bitte um den Toast, während ich den Kaffee hinaustrage, und setz die große Bratpfanne auf.” Er sah sie kurz an und fragte sarkastisch: “Wie lange sollen die Eier kochen?”
“Vier Minuten”, antwortete sie und begegnete seinem Blick.
Feargal brachte den Kaffee raus.
Eine halbe Stunde später saßen sie vor ihrem eigenen Kaffee in der chaotischen Küche, in der es nicht annähernd warm genug war, um das Eis zwischen ihnen auftauen zu lassen.
“Ich finde immer noch, dass du ihnen das Frühstück nicht hättest berechnen sollen”, wiederholte Ellie mindestens zum dritten Mal.
“Natürlich musste ich es ihnen berechnen. Schließlich habe ich keinen Wohltätigkeitsverein.”
“Ich weiß, aber, nun …, das Ganze war nicht sehr professionell gemacht. Die Eier haben ein bisschen …”
“Wie pochierte Eier ausgesehen”, warf er entschlossen ein. “Aber was erwartest du? Kein Mensch hat sich beklagt.”
“Woher willst du das wissen? Du kannst kein Japanisch.”
“Sie haben zufrieden ausgesehen”, erklärte Feargal, und seine Miene verriet, dass er das Thema damit als beendet betrachtete. Als er auf die Speisekarte in seiner Hand blickte und die Bildchen am Rand sah, hätte Ellie schwören können, dass er sich ein Lächeln verkniff.
“Du könntest sie so drucken lassen”, schlug sie vor.
“Ja.”
“Nun, es hat seinen Zweck erfüllt, oder?”
“Ja, Ellie”, stimmte er zu, “das hat es.” Mit einem Blick auf das heillose Durcheinander in der Küche fügte er hinzu: “Wir räumen besser auf, bevor Mary kommt. Sie trifft sonst der Schlag.”
Zu Ellies Überraschung half Feargal ihr. Irgendwie hatte sie erwartet, dass er die ganze Arbeit ihr überlassen würde. Anscheinend scheute er sich nicht, sich die Hände schmutzig zu machen, selbst wenn er dabei seiner Erzfeindin behilflich war.
Nachdem die Küche wieder tipptopp aufgeräumt war, nickte er Ellie kurz zu und ging hinaus. Wenigstens hätte er sagen können: Vielen Dank, Ellie, es war nett von dir, dass du ausgeholfen hast. Oh, es war schon in Ordnung. Sie verzog das Gesicht, faltete das Geschirrtuch zusammen, das sie benutzt hatte, und legte es auf den Arbeitstisch. Wenn sie diese dummen Briefe nicht gebracht und wenn sie keinen Streit gehabt hätten, hätte es sogar Spaß gemacht, mit Feargal zusammenzuarbeiten. Hätte, Ellie, hätte. Die Geschichte ist zu Ende. Vergiss sie, sagte sie sich. Und jetzt such seine Mutter auf. Lass dir von ihr alles erklären, und dann reise ab.
Unglücklicherweise war Mrs. McMahon nirgendwo zu finden. Ging sie ihr aus dem Weg? Wie auch immer, sie würde nicht abreisen, bevor sie die Sache geklärt hatte. Da sie hungrig war, machte Ellie sich noch einen Toast in der Küche, nahm einige Broschüren vom Tisch im Flur, dann ging sie spazieren. Wenn sie zurückkam, würde sie Mrs. McMahon treffen, mochte Feargal davon halten, was er wollte.
5. KAPITEL
A ls Ellie am späten Nachmittag ins Haus zurückkam, um Mrs. McMahon einige wichtige Fragen zu stellen und anschließend abzureisen, machte Feargal ihr einen Strich durch die Rechnung. Und das ganz absichtlich, wie sie vermutete.
Feargal saß mit seiner Mutter im Salon. “Du bist noch hier, Ellie?”, fragte er spöttisch.
Sie erwiderte süß: “Ja. Ich wollte mit deiner Mutter sprechen.”
“Hallo, Ellie”, begrüßte Mrs. McMahon sie und winkte sie lächelnd herein, doch ihr Lächeln schien nicht echt zu sein. Hatte Feargal ihr Fragen gestellt, die sie nicht beantworten mochte? Fragen, wie Ellie sie selbst stellen wollte?
“Feargal hat mir gerade erzählt, wie sehr Sie ihm heute Morgen geholfen haben. Und von Ihrer großartigen Idee, Bilder auf die Karte zu zeichnen. Das war nett von Ihnen – und sehr klug.”
Überrascht, dass er überhaupt jemandem davon erzählt, geschweige denn, sie in ihrer Abwesenheit gelobt hatte, sah Ellie Feargal an. Doch das war reine Zeitverschwendung, denn er hatte etwas viel Interessanteres im Kamin entdeckt, das seinen Blick fesselte.
“Hatten Sie einen schönen Tag?”, fragte Mrs. McMahon freundlich.
“Ich habe mir den Grabhügel in Newgrange angeschaut.”
“Und wie hat er Ihnen gefallen?”
Es fiel ihr schwer, kühl gegenüber jemandem zu bleiben, der sich verzweifelt bemühte,
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