Irische Liebesträume
nämlich dass ich niemals von diesen verdammten Briefen gehört hätte”, rief sie aus, nachdem sie sich wieder gefasst hatte, “und nicht diesen ganzen Ärger ausgelöst hätte.”
“Und ist nicht das gerade das Schlimmste”, fragte er bitter lächelnd, “Ärger zu verursachen, ohne es zu wollen?”
“Ja.” Was konnte sie sonst dazu sagen?
Zu ihrer völligen Verblüffung nahm er ihren Arm und zog sie an sich. Während er auf sie hinabsah, fuhr er ruhig fort: “Obwohl ich glaube, Elinor Browne, dass du durch dein bloßes Dasein Schwierigkeiten machst.”
“Im Augenblick scheint es so zu sein, oder?”, fragte sie, unfähig, den Blick von seinem abzuwenden. Seine Augen waren so blau, so strahlend, dass sie sich plötzlich wie hypnotisiert und unsicher fühlte. Sie verachtete sich selbst dafür, wie ein Opferlamm dazustehen, während sie beleidigt wurde, und ihre Züge verhärteten sich. Das Beschämende war, dass sie sich danach sehnte, von ihm in den Armen gehalten und geküsst zu werden wie schon einmal. Dass sie sich verzweifelt danach sehnte. Und war es nicht schon eine Ironie des Schicksals? Tatsächlich einem Mann zu begegnen, den sie nicht langweilig fand, der Gefühle in ihr weckte, und zu wissen, dass niemals etwas dabei herauskommen würde?
Sie wagte kaum zu atmen, ja kaum zu denken, und schloss hilflos und ergeben die Augen. Ein letzter Kuss, das war alles, was sie sich wünschte. Das Gefühl zu haben, endlich am Ziel zu sein. Ein tiefer und inniger Kuss, bei dem sie ihr Herz verlor. Eine Ewigkeit schienen sie so dazustehen. Ihr Zorn wich Verlangen und Begierde, die beide bewusst in Schach hielten.
“Du fühlst dich so warm und zart an und viel zu verlockend, Ellie Browne”, flüsterte er dicht an ihren Lippen. Er schob sie ein wenig von sich, und als sie die Augen öffnete, hielt sein Blick ihren gefesselt. “Ist es da nicht ein Glück”, fügte er hinzu, “dass ich dich als die Betrügerin kenne, die du bist?”
Als hätte sie eine kalte Dusche bekommen, versteifte sie sich und wich zurück. “Und ist es nicht ein Glück, dass ich dich als blinden Narren kenne?”
Er lächelte spöttisch. “Der bin ich mehr, als du glaubst”, gestand er. “Nun geh, lauf schon, Ellie. Geh, und schau dir das Kleid an – und dann verlass dieses Haus. Ich werde dich nicht wiedersehen, denn ich fahre jetzt gleich hinunter nach Kildare. Eins meiner Pferde ist morgen beim irischen Derby im Rennen. Ich werde Phena mitnehmen.”
“Wie schön für dich. Und wird es gewinnen? Dein Pferd?”
“Das hoffe ich.”
Ellie drehte sich um, und ohne Feargal noch einmal anzusehen, ging sie hinaus. Erschüttert und verletzt ging sie langsam die Stufen hinauf. Auf dem Treppenabsatz blieb sie kurz stehen, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Dann ging sie die letzten Schritte bis zu Mrs. McMahons Zimmer.
Die Tür stand offen. Ellie blieb an der Schwelle stehen und blickte erstaunt auf die Sammlung von Erinnerungsstücken, die überall verstreut herumstanden oder -lagen, und die merkwürdige Einrichtung: Fotografien, Ziergegenstände, Möbel, Sessel und hohe Schlafzimmerkommoden, für die kaum Platz genug war. Ellie schüttelte verwirrt den Kopf, dann ließ sie den Blick zu dem gelben Kleid schweifen, das ausgebreitet auf dem Bett lag.
Mrs. McMahon stand daneben und sah Ellie an. “Ist es etwas für mich?”, fragte sie.
“Nun, es ist sehr hübsch …”
“Steht es mir?”, fragte sie zweifelnd, während sie es an sich hielt.
“Es macht Sie blass”, begann Ellie zögernd. “Ich weiß, ich sehe kaum aus, als wüsste ich, welche Farben zusammenpassen oder was wem steht …”
“Dann ziehen Sie sich also absichtlich so an und nicht, weil Sie es nicht besser wüssten?”
“Ja.” Verlegen bot Ellie an: “Ich könnte Sie morgen nach Dublin fahren, und Sie könnten das Kleid vielleicht gegen ein anderes umtauschen. Feargal wird nicht hier sein und somit nicht wissen, dass ich noch nicht abgereist bin.”
“Wirklich?”, fragte Mrs. McMahon, offensichtlich überrascht. “Das würden Sie tun, nach all den …”
“Missverständnissen?”, ergänzte Ellie. “Ja, natürlich.”
“Weil wir die Brautmutter nicht wie eine Osterglocke aussehen lassen können?” Mit einem Blick auf das Kleid fügte Feargals Mutter hinzu: “Ich weiß, es war ein Fehlgriff. Oh Ellie, andere Leute haben anscheinend nicht die Schwierigkeiten wie ich, die passende Kleidung auszuwählen. Warum kann ich niemals das
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