Irische Liebesträume
haben. Und falls Sie jemals nach England kommen …”
“Ja”, sagte Mrs. McMahon überaus traurig, aber sie sah nicht so aus, als würde sie eine Reise nach England für wahrscheinlich halten. “Oh, dieser verflixte Feargal mit seinem Argwohn. Doch falls Phena, auf welche Art auch immer, jemals herausfinden sollte, dass Sie Davids Enkelin sind, würde sie uns ewig damit in den Ohren liegen.”
Ellie beugte sich vor und gab Mrs. McMahon einen flüchtigen Kuss auf die Wange. “Ich hoffe, bei der Hochzeit läuft alles glatt. Auf Wiedersehen”, flüsterte sie.
Mrs. McMahon seufzte unglücklich auf, stieg an der Kreuzung aus, und Ellie fuhr nach “The Hall” zurück, um das Kleid abzugeben und ihr Gepäck zu holen.
Niedergeschlagen ging sie die Treppe hinauf und zu Mrs. McMahons Schlafzimmer, um das Kleid hineinzulegen. Da blieb sie erschrocken stehen. Phena war im Raum und durchwühlte den Schmuckkasten ihrer Mutter.
“Sie brauchen nicht so erschrocken zu schauen”, sagte Phena. “Ich wollte Mutter keine Juwelen stehlen.”
“Nein, das hatte ich auch nicht vermutet. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, Sie hier anzutreffen. Ich dachte, Sie seien noch mit Feargal unterwegs.” Ellie hielt die Tasche mit dem Kleid hoch und erklärte: “Ich bin nur gekommen, um das hier hereinzulegen.”
“Wir sind früh zurückgekommen”, sagte Phena schulterzuckend, bevor sie weiter in dem Schmuckkasten herumwühlte. Sie nahm ein Papier heraus, faltete es auseinander, dann stieß sie einen Schrei aus. Zu Ellie umgewandt, die über Phenas Verhalten ziemlich entsetzt war – so etwas hätte sie sich niemals bei ihrer eigenen Mutter getraut –, sagte sie vorwurfsvoll: “Sie sind seine Enkelin.”
“Wie?”, fragte Ellie.
“David Harland! Sie sind seine Enkelin! Und hier ist von Briefen die Rede.” Sie hielt Ellie das Blatt vor die Nase und fragte: “Was für Briefe?”
“Keine Ahnung”, log Ellie, als sie die Notiz erkannte, die ihr Großvater in das Päckchen für Mrs. McMahon gelegt hatte.
“Lügen Sie nicht. ‘Ellie hat freundlicherweise angeboten, Ihnen die Briefe zurückzubringen’ heißt es hier. Was für Briefe also?”
“Ich weiß es nicht”, wiederholte Ellie hartnäckig. “Und Sie sollten nicht die Privatpost anderer Leute lesen.”
“Sollte nicht? Sollte nicht?”, schrie sie. “Sie meinen, ich hätte nicht das Recht zu erfahren, was hinter meinem Rücken gesprochen wird.”
“Hinter Ihrem Rücken wurde gar nichts gesprochen.” Dann presste Ellie die Lippen fest zusammen, denn wenn sie jetzt noch etwas sagen würde, wäre es bestimmt das Falsche, und sah Phena wieder entsetzt und besorgt an.
Spöttisch erwiderte Phena: “Nichte.”
“Nein.”
“Nein?”
“Sie sind nicht seine Enkelin?”
“Doch. Aber …”
“Aber was?”, fragte jemand eisig hinter ihr.
Ellie fuhr herum, sah Feargal an und gab sich geschlagen. “Ich habe nicht, ich war nicht … Oh, verdammt!”
“O ja, verdammt”, sagte er ausdruckslos.
“Na, so was”, bemerkte Phena gehässig. “Noch ein am Komplott Beteiligter. Hallo, mein lieber Bruder, du kommst genau richtig. Ellie war gerade dabei, mir die Sache mit den Briefen zu erklären.”
“Nein, das stimmt nicht”, widersprach Ellie heftig.
Ohne sie zu beachten, ging Feargal zu seiner Schwester und riss ihr das Blatt aus der Hand. Er blickte darauf, las die Notiz, dann zerknüllte er das Papier. “Es war ausgesprochen dumm von Mutter, es herumliegen zu lassen.”
“Ja, aber Mutter ist nicht dumm, oder?”, bemerkte Phena spöttisch. “Werden wir jetzt Ellie in unserer Familie willkommen heißen, sie einkleiden, ihr zu essen geben, sie finanziell unterstützen? Oder soll ich meine Abfindung mit ihr teilen?”
“Nein”, rief Ellie aus.
“Nein”, sagte auch Feargal, als hätte Ellie nicht gesprochen.
“Warum also ist sie hier? Und erzählt mir bitte nicht, es sei aus reiner Nächstenliebe geschehen”, spöttelte sie, “denn das werde ich nicht glauben.”
“Ich weiß nicht, warum sie gekommen ist”, beteuerte Feargal. “Und ich weiß auch nicht, warum sie überhaupt noch hier ist”, fügte er spitz hinzu.
“Weil ich deine Mutter nach Dublin gefahren habe, um mit ihr ein neues Kleid für die Hochzeit zu besorgen. Ich wollte es nur hier in ihr Zimmer legen und …”
“Und dabei hat sie mich entdeckt, als ich gerade Mutters Schmuckkasten durchwühlte”, schloss Phena.
“Warum hast du das getan?”, fragte Feargal.
“Wegen
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