Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
unerwartet um vier Uhr morgens an. Er klang total aufgebracht: „Ihr müsst kommen! Sie wollen euch alle sehen. Wenn ihr hier nicht auftaucht, wird es einen Krawall geben.“
Ich klingelte die anderen zusammen: „Wir müssen rüber und schleunigst in den Flieger.“
Die dachten, ich wollte sie hochnehmen: „Na klar, hahaha.“
„Ernsthaft. Wir müssen rüber, denn Spock hat mir erzählt …“
Wir erreichten die Maschine in letzter Minute. In den Staaten angekommen, ging es schleunigst auf das Festivalgelände zu den zerstrittenen Bands. „Schaut mal, uns ist es egal. Wir treten auf – wann auch immer.“
Und so lief es auch. Wir traten auf, und nach uns Emerson, Lake & Palmer, der vermeintliche Headliner. Es war schon merkwürdig: Man liegt im Bett, und im nächsten Moment fliegt man zu einem Riesenkonzert. Sabbath hatten schon seit fünf Wochen nicht mehr gespielt und standen nun für ein Einzelkonzert auf der Bühne. Jeder kann sich die Aufregung vorstellen, die uns packte.
Auch uns plagt gelegentlich das Lampenfieber. Das hängt ganz von der Situation ab. Beim ersten Gig einer Tour ist es besonders schlimm, wohingegen der zweite wesentlich entspannter abläuft. Und genau dann passieren Fehler. Brenzlig werden vor allem die Gigs, bei denen die ganzen Bekannten vorbeischauen, wie zum Beispiel im Hammersmith Odeon in London, im Forum in Los Angeles oder im Madison Square Garden in New York. Wenn viele Freunde da sind, beginnt man sich Sorgen zu machen: „Scheiße, heute werden dich alle sehen. Und wenn etwas schief läuft? Mann, was bin ich froh, wenn der Abend vorbei ist!“
Das lässt sich mit einem Live-Mitschnitt vergleichen. In 90 Prozent aller Fälle macht ein Musiker einen Fehler, wenn er weiß, dass er aufgenommen wird, da ihm, simpel ausgedrückt, „die Düse geht“. Bei stinknormalen Konzerten stellt man sich auf die Bühne und spielt seinen Part, als wäre es die natürlichste Sache auf der Welt.
Der California Jam war nervenaufreibend, was am eigentümlichen Vorspiel lag und den Hunderttausenden von Zuschauern. Und das Festival wurde auch noch im Fernsehen übertragen, was zusätzliche Aufregung bedeutete. Lampenfieber verfliegt glücklicherweise schnell. Wir gingen auf die Bühne, begannen mit dem ersten Song und alles lief wunderbar.
Das Konzert kam gut an. Wahrscheinlich konzentrierten sich alle wegen der fehlenden Vorbereitung noch stärker als sonst.
Nach dem California Jam tourten wir im Mai und Juni in Großbritannien, nahmen eine Auszeit und beschlossen die Sabbath Bloody Sabbath -Tour mit acht Konzerten in Australien. Dort spielten AC/DC im Vorprogramm. Leider bot sich keine Gelegenheit, sie näher kennen zu lernen, doch das änderte sich im Frühjahr 1977 während einer Europa-Tournee. Mit Bon Scott kamen wir prima klar, doch im Verlauf der Tour gab es einige Reibereien. Geezer und Malcolm Young konnten sich auf den Tod nicht riechen. Sie gingen in eine Bar, betranken sich, begannen zu streiten, und dann zog einer ein Messer. Ich glaube nicht, dass es Geezer war, würde aber keine Hand für ihn ins Feuer legen.
Zurück zur Australien-Tour. Der Auftakt sollte in Sydney stattfinden und der Veranstalter lud uns in ein nobles, modernes Restaurant ein, das extra für uns geschlossen wurde. Dort nahmen wir ein exquisites Essen zu uns – natürlich mit Silberbesteck. Plötzlich schnippte Geezer Bill eine Bohne an den Kopf, wofür der sich mit Grünzeug bedankte. Dann rüsteten sie auf und bewarfen sich mit Kartoffeln.
Es endete in einer wahren Schlacht. Das Essen flog durch den ganzen Raum. Zwischendurch wurde nachbestellt: „Könnte ich bitte einen neuen Salat haben – mit extra viel Öl und Senf!“
Patsch – und schon landete das Grünzeug auf Bills Kopf.
Der Unglücksrabe war über und über mit den verschiedensten Nahrungsmitteln beschmiert: Kuchen, Oliven, Öl, Soße und Schokolade bedeckten sein Gesicht und die Klamotten. Eine absolute Sauerei. Doch die anderen sahen auch nicht viel besser aus. Ozzy trug gelbe Hosen. Wir schnappten uns Ozzy und rissen ihm das Ding bis zur Hüfte auf. Der Restaurantbesitzer war wie am Boden zerstört. Einer der Roadies entschuldigte sich bei ihm: „Sie kommen für alles auf.“
Er drückte ihm ein Bündel Geldscheine in die Hand, was den Besitzer augenblicklich umstimmte: „Kein Problem, macht ruhig weiter.“
Das spornte uns an, und wir ließen uns von der Bedienung noch mehr Nachschub bringen: „Bitte noch eine große
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