Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Studio. Black Sabbath standen vor einer Zerreißprobe. Oft beschlich uns das Gefühl, dass an jeder Weggabelung entweder Saboteure lauerten oder irgendwelche Aasgeier warteten, die nur darauf lauerten, dass wir aufgaben. Unaufhörlich mussten wir uns mit Problemen seitens des Managements oder anderer Parteien rumschlagen. Doch letztendlich schweißte das die Band stärker zusammen, denn es entstand ein Gefühl „Wir gegen sie“. Allerdings fiel es uns schwer, in so einer Lage neue Songs zu schreiben. Ausnahmen waren die Stücke, in denen wir unsere Probleme verarbeiteten. Diese Songs halfen uns, den Druck abzubauen. Deshalb nannten wir einen Track „The Writ“ – „Die Vorladung“ – und das Album Sabotage .
Neben den rechtlichen Auseinandersetzungen tauchten im Studio auch noch technische Probleme auf. Bei den Aufnahmen von „Thrill Of It All“ plagten wir uns ziemlich ab. Nach unzähligen Versuchen gelang es uns, die Nummer endlich aufzunehmen. Anschließend gingen wir erleichtert in das Pub auf der gegenüberliegenden Straßenseite, um eine Runde Darts zu spielen. Schon bald kam jedoch Dave Harris , der im Studio für den reibungslosen Ablauf der Bandmaschine verantwortlich war, rüber und meinte verlegen: „Wir haben da ein Problem.“
„Was?“
„Einer der Tontechniker hat Kontrollpunkte aufs Master gespielt.“
„Du willst mich wohl verarschen!“
„Nein, leider nicht.“
Die Tontechniker mussten Referenzpunkte, meistens waren es Töne, die von einer höheren bis zu einer tieferen Stimmung liefen, auf das Band spielen, damit jeder erkennen konnte, dass es geprüft oder vielleicht überspielt worden war und zum Mastering benutzt werden kann. Es waren noch die guten, alten Zeiten, in denen sich riesige Tonspulen auf den Bandmaschinen drehten.
Doch der Typ hatte die Punkte auf das Multitrackband von „Thrill Of It All“ gesetzt. Wir hörten den Beginn der Aufnahme und dann „Di-De-Da-Du-Do“. Er löschte so viel Material, dass der Track neu aufgenommen werden musste – eine unsägliche Qual. Wir brachten ihn für diesen unverzeihlichen Fehler nicht um, konnten uns aber einen Seitenhieb auf dem Cover nicht verkneifen: „Tontechniker und Saboteur – Dave Harris .“
Sabotage wurde erneut von Black Sabbath produziert. Die Band verschwand meist nach den Aufnahmen, und so blieben die technischen Spielereien mir und dem Tontechniker überlassen. Man drängte mich immer stärker in die Rolle des Produzenten. Doch ich setzte mich nie hin und erzählte den anderen, was sie spielen sollten, denn das wussten sie selbst. Ich konzentrierte mich auf die Gitarrenspuren und das Abmischen. Es dauerte länger als üblich, weil ich das Beste aus den Songs rauskitzeln wollte. Der einsame Job störte mich damals nicht. Ich fühlte mich dabei so wohl, dass ich es vor dem Mischpult bis zum Tag des Jüngsten Gerichts ausgehalten hätte.
„Symptom Of The Universe“ ist einer der eher ungewöhnlichen Tracks auf Sabotage . Er wird oft als der erste Song des Progressive Metal beschrieben, was mir natürlich schmeichelt. „Symptom“ beginnt mit einem akustischen Teil und wechselt dann mit einem dynamischen Sprung in einen schnellen Part. Die darauf folgenden, unterschiedlichen Passagen, darunter auch der Jam am Ende, tragen zur Vielfalt bei. Der Jam-Teil entstand spontan im Studio. Wir nahmen erst den Song auf und jammten dann zur Entspannung. Ich begann mit einem Riff, dem die anderen folgten, und spielte es einige Zeit. Auf der Akustik-Gitarre spielte ich noch ein paar Overdubs, um an das Grundthema anzuknüpfen. Allerdings waren die meisten Black-Sabbath-Songs ausgearbeitet worden, bevor wir uns im Studio sehen ließen. Doch wenn die Band erst Mal in Spiellaune war, zögerten wir das Ende hinaus. Die Stücke von Black Sabbath tendieren ja sowieso zur Länge – zum Beispiel „Megalomania“. Wir machten einfach weiter und blendeten die Nummer erst im Endmix aus. Einige unserer Songs sind vielleicht zwei Mal so lang wie auf dem Album, doch auf Grund der zeitlichen Beschränkungen wurden sie ausgeblendet.
Ich schrieb „Supertzar“ bei mir zu Hause am Mellotron, um einen Chor-Effekt zu erzeugen. Zusammen mit einer harten Gitarre bildet das ein spannendes Klangbild. Ich wollte das Klanggemälde im Studio mit einem echten Chor umsetzen, und so buchten wir den London Philharmonic Choir . Um neun Uhr morgens standen sie fit und ausgeschlafen im Studio, bereit zur Aufnahme. Ozzy wusste nichts von all dem. Er
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