Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
einfach. Doch es sollte ja nur ein kurzes Intermezzo sein, denn wir hofften, dass Geezer so schnell wie möglich zurückkehren würde. Es war hart, doch wir bissen uns durch. Das Songwriting lief locker und problemlos, und schon bald verfügte die Band über genügend Material für ein komplettes Album.
Bill trank zu der Zeit oft einen oder gleich mehrere über den Durst. Seine Frau, die ihm in nichts nachstand, wohnte auch bei uns. Er wachte morgens mit klarem Kopf auf, schnappte sich eine Bierdose aus dem Kühlschrank, dann die nächste und zur Sicherheit noch eine. Ich fragte ihn: „Bill, wie viele Dosen hast du heute schon gekippt?“
„Ach, erst zwei.“
Da waren es aber schon zehn. Der Spruch machte die Runde: „Er hatte erst zwei.“
Im Laufe des Tages verwandelte er sich vom angenehmen Bill zu einem lustlosen Drummer. Je mehr er in sich hinein kippte, desto schneller verfinsterte sich seine Stimmung. Um 22 Uhr musste man ihm tunlichst aus dem Weg gehen, denn dann fühlte er sich niedergeschlagen und konnte verdammt aggressiv werden. Bei den morgendlichen Proben, wenn er erst ein paar gehoben hatte, spielte Bill hervorragend, doch zum Abend hin wurde es schlimm. Und wenn wir mal einen Tag Pause einlegten, schoss er sich so richtig ab.
Das hielt uns natürlich nicht davon ab, ihn regelmäßig zu verarschen. Durch Zufall waren mir die Telefonnummer der Anonymen Alkoholiker und der Name des Verantwortlichen in die Hände gefallen. Ich meinte zu Bill: „Irgend so ein Typ hat angerufen. Der will ein Interview mit dir machen.“
„Häh?“
„Du hast ein Interview. Ruf dort an, lass dir den Typen geben und sag dann: ‚Hier spricht Bill Ward. Können Sie mir helfen?‘“
Und genau das machte er: „Hallo, hier spricht Bill Ward. Können Sie mir helfen? Mir wurde gesagt, dass ich Sie anrufen soll.“
Die beiden unterhielten sich über die Probleme, die zu heftiger Alkoholkonsum mit sich bringt. Wir saßen im Hintergrund und lauschten gespannt. Doch plötzlich rastete Bill total aus. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Das Telefon flog im hohen Bogen unter die Decke und zerschellte auf dem Boden. Jeder machte sich so schnell wie möglich aus dem Staub. Bill hatte es nicht als Witz aufgefasst und war noch lange Zeit unglaublich sauer. Einen ganzen Tag lang mussten wir ihm aus dem Weg gehen.
Trotz der ganzen Sauferei übertrugen wir Bill die Aufgabe, bei der Bank den wöchentlichen Lohn für die Band abzuheben. Wir wollten ihn dazu bewegen, nicht schon morgens mit dem Trinken anzufangen und erst mal einige Stunden nüchtern zu verbringen – wenigstens an einem Tag in der Woche.
Das nahm er ernst und packte es auch. Bill stand früh auf, rasierte sich ordentlich und zog gepflegte Kleidung an. Er legte sich sogar einen Aktenkoffer zu. Plötzlich war aus ihm ein Business-Typ geworden, der zur Bank geht und Verantwortung übernimmt. Jeden Freitag, bevor er die Kohle kassierte, fand diese Verwandlung statt. Das war ganz schön komisch.
Ronnie und Bill verband schnell eine innige Freundschaft. Trotzdem hatte unser Schlagzeuger seine Probleme mit der veränderten Bandstruktur, denn Ronnie brachte eine neue Dynamik mit sich. Bill hatte sich, wie wir alle, an Ozzy gewöhnt und kam nicht damit klar, dass er nicht mehr vor dem Mikro stand. Das Trinken erschwerte die Situation zusätzlich. Die Lage spitzte sich zu – bis zu dem Punkt, an dem er nicht mehr bei Black Sabbath spielen wollte. Bill vermisste weniger den Sänger Ozzy, eher den Menschen. Es hätte überhaupt nichts gebracht, einen Vokalakrobaten mit einer viel besseren Stimme zu engagieren, denn neben der zu erwartenden Kritik, dass Sabbath mit einer Kopie von Ozzy weiter Musik machten, lässt sich ein Typ wie Ozzy nicht ersetzen. An Ronnie mochten wir die positive Arbeitseinstellung und die Stimme. Nach seinem Einsteig veränderte und entwickelte sich die Musik. Wir schrieben Heaven And Hell für einen Sänger, mit dem wir ein neues Terrain erforschten. Wenn man zehn Jahre Musik mit Ozzy gemacht hat, ist es leicht vorherzusehen, was und wie er es singt. Seine Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten liegen auf der Hand. Ronnies Fähigkeiten stellten für uns eine Unbekannte dar, und wir machten die ganze Zeit Druck, um seine Grenzen auszuloten. Mit Ronnie kam frisches Blut in die Band. Ich konnte endlich andere Akkorde spielen und mich musikalisch entfalten. Er bestärkte mich darin, öfter Soli einzubringen und aus mir herauszukommen. Zwar hatte ich
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