Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
es ist fast unmöglich, andere zu erreichen und mit ihnen zu kommunizieren, wenn sie so sehr neben der Spur sind. Und plötzlich war ich der Sündenbock – das ultimative Arschloch. Ozzy dachte, ich wollte ihn rausekeln. Ich hatte nur für die Band gesprochen und versucht, die Situation zu bereinigen, damit wir weiterarbeiten konnten. Jemand musste doch etwas sagen, den ersten Schritt machen, sonst würden wir vermutlich bis zum heutigen Tag breit in einem Haus in L.A. rumhängen. Das war’s also.
Alle möglichen Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Sollten wir uns auflösen? Sollte ich mir was anderes suchen? Und dann stellte Sharon mir Ronnie James Dio auf einer Party vor. Sie schlug mir ein Nebenprojekt mit ihm vor. Ich fragte ihn: „Ich stecke in einer bösen Klemme. Ich glaube, dass es so nicht mehr mit uns weitergeht. Hättest du Lust, was Neues auszuprobieren?“
44: In den Fängen einer Sekte
Ozzy war nicht der einzige geschätzte, wichtige und mir nahe stehende Mensch, der mich verließ. Meine Ehe mit Susan zerbrach ungefähr zur Zeit des Umzugs nach Los Angeles. Ich kann mich gut in ihre Lage hineinversetzen. Wenn ich auf Tour war, bewohnte Sue das große Haus ganz allein, und wenn ich dann zurückkam, ging es sofort wieder ins Studio. Sie muss damals sehr einsam gewesen sein. Sie sah die anderen Typen, die mit ihren Frauen verreisten, während ich in irgendeinem Studio hockte. Mir war nicht klar, dass ich mich intensiver um die Beziehung kümmern musste, denn bei mir stand die Arbeit an erster, zweiter und dritter Stelle. Man muss doch seinen Job erledigen, oder? Der Arbeitseifer hatte mich blind gemacht. Und so ging unsere Beziehung in die Brüche.
Sie wollte sich scheiden lassen und nahm sich einen Rechtsanwalt. Ich war schockiert, verbittert und schlug daraufhin ziemlich über die Stränge. In L.A. ließ ich es richtig krachen. Ich machte so viele Mädchen an, dass ich mir schon einen Zeitplan zurecht legen musste. Eine erschien um zwei Uhr und die andere um vier. Ich belog die zweite: „Wir proben bis drei, und deshalb ist vier Uhr okay.“ Einmal lag ich mit einem Mädchen im Bett und es läutete. Ich spähte aus dem Fenster und sah eins der anderen Mädchen. Da half nur noch eine Notlüge: „Schnell! Du musst verschwinden! Es ist meine Frau!“
Sie flippte aus und schrie.
Ich musste hetzen: „Beeil dich. Steig aus dem Fenster und geh über das Dach. Von da aus kannst du leicht runterklettern.“
Ich drückte das arme Ding aus dem Fenster und sie kroch auf allen vieren das abwärts geneigte Dach runter, von dem aus sie gefahrlos springen konnte. Das Hausmädchen und mein Gitarrentechniker standen draußen und schüttelten nur noch den Kopf.
Ich gab das Anwesen in Kilworth auf. Nach der Rückkehr aus L.A. wohnte ich eine Zeit lang bei meinen Eltern. In der Zwischenzeit hatte sich Susan einer Sekte angeschlossen, der man das ganze Geld und die Habseligkeiten vermachen musste, um mit ihnen auf dem Lande zu leben. Eigenartig! Ich sprach mit ihren schockierten Eltern darüber, die mir vorschlugen: „Du musst zurückkommen und in dem Haus leben.“
„Nein, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Es tut mir leid.“
Ich ließ das Mobiliar schätzen, transportierte die mir zustehenden Möbel in ein Lagerhaus, verkaufte den Rest und bot Susan das Geld an. Da meine Ex-Frau nun bei der Sekte lebte und das gesamte Geld abgeben musste, lehnte sie ab. Ich kapierte nie, was für ein Verein das war, und auch ihre Eltern erhielten keine näheren Informationen.
Nach der Scheidung rief sie mich unverhofft an und bat um meine Hilfe: „Bitte, hol mich hier raus. Ich stecke in Schwierigkeiten.“
Sie lebte zu der Zeit in Schottland. Abends traf ich mich mit einem Freund auf ein paar Drinks in einem Club in Birmingham. Der Anruf hatte mich nervös gemacht. Ich steigerte mich in eine regelrechte Panik rein. „Da stimmt was nicht. Wir müssen da hin.“
Wir setzten uns in den Rolls und fuhren los. Es war eine lange Strecke, und wir wechselten uns ab. Als wir schließlich angekommen waren, stoppelbärtig, übermüdet und kaputt, meinte sie tatsächlich: „Was macht ihr denn hier?“
„Du hast gesagt, du hättest Probleme.“
„Ach ja, das hat sich schon erledigt.“
„Du kommst jetzt mit uns!“
„Nein, das werde ich nicht!“
„Doch, du kommst jetzt mit!“
Es war mal wieder eine sinnlose Diskussion. Sie weigerte sich beharrlich, und so stiegen wir unverrichteter Dinge in den Wagen
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