Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
schon immer reichlich Solopassagen gespielt, aber Ozzy hatte mich nie darum gebeten und nie versucht, mich anzustacheln.
Im Gegensatz zu Ronnie steckte er nicht so tief in der Musik. Klar, manchmal brachte er ein paar Ideen ein, doch seine Aufmerksamkeit ließ meist schnell nach. Es war weder Faulheit, noch eine böse Absicht, eher fehlende Musikalität. Er konnte kein Instrument spielen und wusste somit nichts über mögliche Akkordwechsel. Mit Ronnie arbeiteten wir sehr intensiv. Wenn man sich mit ihm hinsetzte, schnappte er sich eine Gitarre oder einen Bass, tüftelte mit und machte Vorschläge: „Wie wär’s mit diesem Akkord?“
Und dann machten wir mit genau dem Griff weiter und feilten an neuen Harmonien. Ronnie brachte sich voll und ganz ein, was Black Sabbath deutlich inspirierte.
Ozzy singt meist parallel zu den Riffs. Um das zu verstehen, muss man sich nur „Iron Man“ anhören: Mit der Gesangsmelodie kopiert er die Musik. Das ist sicherlich nicht falsch, doch Ronnie singt lieber Harmonietöne über dem Riff und entwickelt dadurch eine Melodie, die sich von der Grundstruktur absetzt, was in musikalischer Hinsicht einige Türen öffnet. Ich möchte auf gar keinen Fall so rüberkommen, als würde ich über Ozzy lästern, doch Ronnies Ansatz eröffnete mir eine neue Denkweise, durch die ich Songs anders schreiben konnte. Das ist eine Tatsache.
Auch mit der Farbe seiner Stimme brachte Ronnie Abwechslung in das Klangbild von Black Sabbath. Er wusste, was er wollte, und vermittelte das mit klar verständlichen Begriffen: „Warum versuchen wir es hier nicht mit A-Dur?“
Ozzy hatte keine Ahnung, wodurch sich A-Dur von D-Dur unterscheidet. Bestenfalls schlug er vor: „Wir brauchen hier was anderes.“
„Irgendwelche Vorstellungen?“
„Nicht wirklich. Wie wäre es mit, ähhh…“
Zu dieser Zeit veränderten sich Black Sabbath auch in professioneller Hinsicht. Ronnie verbesserte ständig etwas und machte immer Druck – sowohl auf der Bühne, als auch im Übungsraum. Im Laufe der Jahre waren Black Sabbath vielleicht ein wenig faul geworden, und wir verließen uns zu sehr auf Bekanntes – und Ronnie forderte uns heraus. Er schweißte uns zu einer richtigen Band zusammen: Wir hielten zueinander, schützten das bislang Erreichte und ließen uns nicht klein kriegen. Und wir glaubten wieder an Black Sabbath.
47: Himmel und Hölle
Das Album Heaven And Hell wurde in den Criteria Studios aufgenommen, in denen Sabbath vor ein paar Jahren Technical Ecstasy aufgenommen hatte. Zum ersten Mal seit Master Of Reality arbeiteten wir mit einem Produzenten, was eine große Hilfe war. Martin Birch nahm mir eine Riesenlast ab. Er hatte schon an einigen guten Alben populärer Acts wie zum Beispiel Rainbow gewerkelt und war von Ronnie empfohlen worden.
Sich wieder in Florida aufzuhalten, bedeutete, dass der Nachschub an Drogen nie versiegte. Beim Nachbarn von Barry Gibbs altem Haus stand immer Koks auf dem Tisch. Wenn ich ihn besuchte, lag das Zeug pfundweise herum.
„Hier, bedien dich.“
Unglaublich! Wenn wir um vier Uhr morgens vor seiner Tür standen, öffnete er hellwach: „Dürfen wir kurz reinkommen?“
„Ja, kein Problem.“
Wir trieben es mit den Drogen zu heftig, weil das Koks in unmittelbarer Nähe auf uns wartete. Trotzdem minderte es nicht den kreativen Fluss. Wir hatten ja unser fünftes Mitglied, dieses Wesen, das uns den Weg zeigte und uns schützte. In Barrys Haus schrieben Black Sabbath „Die Young“, eine Nummer, in der ein Break vorkommt. Nachdem Ronnie „die young“ gesungen hatte, schloss sich eine leise Passage an. Für ihn wirkte es ungewohnt, denn bislang hatte er meist harte und schnelle Nummern oder Balladen gesungen, aber nie Songs mit solchen Dynamiksprüngen. Ich erklärte es ihm: „Wir machen das bei Black Sabbath schon seit Jahren. In der Mitte eines Songs kommt meist ein ruhigerer Part.“
Ihm gefiel das.
Auch er machte neue Erfahrungen und lernte durch das Zusammenspiel andere Konzepte und ein für ihn unbekanntes Terrain kennen. Beim Songwriting beschlich mich immer ein untrügliches Gefühl, wenn wir zwischen verschiedenen Parts auswählen mussten. Wir spürten das eigentlich alle: Hier wies uns das fünfte Mitglied den richtigen Weg. „Die Young“ wurde als Nachfolger von „Neon Knights“ als Single ausgekoppelt und kommt bis zum heutigen Tag gut beim Publikum an.
„Children Of The Sea“ stammte noch aus den Ozzy-Tagen. Ich besitze ein Tape mit seiner
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