Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Mahoney
Vom Netzwerk:
war, wegzunehmen. Da sie eigentlich fast ein Waisenkind war, fühlte sich Donna wie ein Extrem-Klischee einer Märchenheldin – dagegen sprach die Tatsache, dass ihre Mutter noch lebte und in der Psychiatrie dahinvegetierte.
    Im reifen Alter von siebzehn hatte Donna beschlossen, dass ein »Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-Lebensende« nicht auf Freaks wie sie zutraf.
    Schließlich hielt der Bus an einer Haltestelle im Industriegebiet. Ein hoher Wellblechzaun umschloss das Gelände wie silbernes Packpapier. Donna sprang auf und stolperte den schmalen Gang entlang. »Halt, ich will hier aussteigen!« Die Türen hatten sich wieder geschlossen und zischten und seufzten, als sie sich widerwillig erneut für sie öffneten.
    »Danke«, rief sie zurück und trat auf den staubigen, asphaltierten Gehweg.
    Als der Bus wegfuhr, hatte sie freie Sicht auf die gegenüberliegende Straßenseite. Es war niemand zu sehen, außer einer älteren Frau, die einen rostigen Einkaufswagen vor sich herschob, aber Donna hatte das seltsame und unheimliche Gefühl, dass jemand sie vor wenigen Augenblicken noch beobachtet hatte. Wieder einmal.
    Verärgert versuchte sie, diesen verrückten Verfolgungswahn, der neuerdings stärker geworden war, abzuschütteln. Nur weil sie im Schoß eines Geheimbundes mit einer jahrhundertealten Magie aufgewachsen war, würde sie es noch lange nicht zulassen, so durchgeknallt zu werden wie Quentin und Simon und all die anderen.
    Donna knöpfte ihre schwarze Cordjacke zu, um sich gegen die Kälte zu schützen, und lief am verbeulten und mit Graffiti besprayten Zaun entlang. Ab und zu fuhren Autos vorbei, selbst so früh an einem Sonntag, denn das Industriegebiet lag an einer beliebten Abkürzung in Richtung Stadtmitte.
    Sie erreichte den nur wenig genutzten Seiteneingang von Makers Werkstatt und stieß das rostige Tor auf, bis sich die Kette mit dem schweren Vorhängeschloss straffte. Wenn sie sich bückte und den Bauch einzog, war gerade genügend Platz, um hindurchzuschlüpfen.
    Die Morgensonne spiegelte sich in den hohen, vergitterten Fenstern des ihr so vertrauten Lagerhauses. Es gab noch andere Gebäude auf dem Gelände, aber einige von ihnen standen leer wegen der Rezession. Dieses Lagerhaus war, schon solange sie denken konnte, Makers Werkstatt. Versteckt inmitten des geschäftigen Treibens der ortsansässigen Betriebe und Unternehmen. Donna wusste, ohne die Verletzungen an ihren Händen hätte sie damals keinen Grund gehabt hierherzukommen und wäre deshalb niemals in die vielen Geheimnisse des Ordens eingeweiht worden. Maker konnte ernst und konzentriert sein, aber er war auch geschwätzig, wenn er an ihr arbeitete. Sie wusste wahrscheinlich mehr über die Alchemisten, als Tante Paige gebilligt hätte.
    Donna klopfte an die schwere Eisentür und wartete einen Moment. Auf ihr Klopfen kam oft keine Antwort. Der alte Mann war üblicherweise mit irgendwelchen Experimenten beschäftigt und arbeitete gern an den Wochenenden, wenn es hier draußen ruhig war. Noch einmal schlug sie mit ihrer schmerzenden Hand an die Tür und wollte gerade versuchen sie zu öffnen, als etwas ihre Schulter streifte.
    Sie schrie auf und fuhr herum –
    »Navin!«
    Navin ließ vor Schreck sein Fahrrad fallen und fiel rückwärts darüber. In seinem Gesicht konnte sie den Schock sehen, der auch in ihrem war. Sie starrten sich eine Weile an.
    Der Moment zog sich in die Länge. Donnas Gedanken wirbelten durcheinander. Wo war Navin hergekommen? War er ihr gefolgt?
    »Was machst du hier?«, presste sie heraus.
    Navin ignorierte sie, hob sein Fahrrad auf und machte einen großen Akt daraus, es auf Schäden zu kontrollieren.
    Donna kannte ihn zu gut.
    »Hör auf Zeit zu schinden und fang an zu reden, Sharma. Bist du mir gefolgt ? Sag mir bitte nicht, dass du zum Stalker mutiert bist, weil das wirklich nicht cool wäre.«
    Er funkelte sie an, seine braunen Augen, eine widersprüchliche Mischung aus Schuldgefühl und Zorn. »Kannst du es mir verübeln? Du hast so viele Geheimnisse, Donna. Und als du gestern Abend so ausgetickt bist –«
    »Oh mein Gott, du bist mir gefolgt!«
    »Halt die Klappe, du kannst es mir echt nicht übelnehmen.« Seine Schultern in der Motorradjacke waren angespannt.
    »Du hast diesen Typ auf der Party kennengelernt und hattest nicht vor, mir davon zu erzählen. Was sollte das denn?«
    Donna öffnete ihren Mund, wollte antworten, schloss ihn aber sofort wieder. Was hätte sie sagen sollen? Sie entschied sich

Weitere Kostenlose Bücher