Iron Witch
Flur stehen und hielten den Atem an.
Ein gleichmäßiges Kratzen war von irgendwo am Ende des Flurs zu hören, wie Fingernägel auf einer Tafel, gefolgt von einem schrillen, klickenden Geräusch.
Sie starrten einander an. Was ist das? , schienen Navins vor Schreck weit aufgerissene Augen zu fragen.
Donna wandte ihren Blick von Navin ab, Furcht entfaltete sich in ihren Eingeweiden wie eine schwarze Rose. Sie war sich nicht sicher, aber sie hatte den starken Verdacht, dass was auch immer da drin war, nicht menschlich war. Es war sicher auch kein Tier. Sie hasste es, über diese dunklen und unnatürlichen Dinge Bescheid zu wissen, aber manchmal kann man einfach nicht verleugnen, was man ist. Sie atmete tief durch, unterdrückte ihre Angst, soweit es möglich war, und betrat den dunklen, engen Flur.
Der Gang war nicht lang und so schmal, dass Donna und Navin hintereinander laufen mussten, er endete vor einer leeren, weißen Wand. Ungefähr auf halbem Weg lagen zwei Türen, je eine auf jeder Seite des Gangs. Die Küche befand sich links und das Bad auf der rechten Seite. Als sie vor der Küche standen, drehte Donna den Knauf und stieß die Tür so weit wie möglich auf.
Nichts . Die Küche war sehr klein, der Platz reichte gerade für sie beide. Sie hörte ein stetiges tropf-tropf-tropf aus dem Wasserhahn. Donna versuchte, den Hahn abzudrehen, aber das Tropfen hörte nicht auf. Das winzige Fenster, das im Nachhinein eingebaut worden war, bestand aus gemustertem Glas mit wirbelnden Formen, das jede Durchsicht verhinderte. Sie konnte nur erkennen, dass die Morgensonne müde und schwach schien, jetzt da der Winter vor der Tür stand.
Dann war das Geräusch wieder zu hören. Kratz-kratz-klick-klick . Donna und Navin erschraken erneut, und Navin versuchte Donna hinter sich zu drängen. Sie aber schob ihn zur Seite. Sie lief wieder in den Flur, um an der anderen Tür zu lauschen. Sie wusste, dass das Bad beinahe so winzig war wie die Küche; gerade groß genug für eine Toilette, ein Waschbecken und eine verzierte, altmodische Badewanne.
Kratz-kratz-klick-klick . Das Geräusch machte sie nervös, und sie bekam Gänsehaut.
Navin stupste sie an, es sah aus, als ob er etwas sagen wollte. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und drehte sich wieder zur Tür. Sie lehnte sich dagegen und lauschte.
Das Geräusch hatte aufgehört.
Donna drückte die Messingklinke herunter und stemmte sich gegen die Tür. Sie musste sich zusammenreißen, um ein »normales« Maß an Kraft zu verwenden. Wenn Navin nicht hier gewesen wäre, hätte sie die Tür ohne Probleme eindrücken können.
Die Tür klemmte. Oder sie war verschlossen.
»Hilf mir«, sagte sie und zog Navin zur Tür.
»Schnell!«
Gemeinsam stemmten sie sich dagegen und drückten. Donnas Blick fiel auf die Türklinke.
»Schau mal, sie kann nicht abgeschlossen sein. Es gibt kein Schloss, nicht einmal ein Schlüsselloch. Sie klemmt nur. Beeil dich und drück. Was immer da drin ist, es sitzt in der Falle.«
Navin keuchte vor Anstrengung, als er sich an dem morschen Holzrahmen abstützte und gegen die obere Hälfte der Tür presste. Donna stützte sich auf die Klinke und drückte mit all ihrer übernatürlichen Kraft gegen den unteren Teil der Tür. Im nächsten Augenblick krachte es, und die Tür zerbarst, und Donna fiel buchstäblich mit der Tür ins Zimmer, unmittelbar gefolgt von Navin.
Beinahe wäre sie über den zersplitterten Holzstuhl gestürzt, der die Tür blockiert hatte.
Auf dem altmodischen Spülkasten und direkt vor dem kleinen, halb offenen Fenster, stand eine Kreatur, die Donna bislang nur aus ihren Albträumen kannte. Als Kind hatte sie manchmal ein Spiel gespielt, in dem sie verzweifelt versucht hatte, sich selbst davon zu überzeugen, dass solche Wesen nicht existierten. Nicht wirklich existierten. Selbst damals wusste sie, dass sie sich etwas vormachte.
Die Kreatur hatte nussbraune Haut mit aschgrauen Flecken. Sie sah nur entfernt menschlich aus, ihre Haut sah aus wie die Rinde eines sehr alten Baumes. Obwohl sie so groß war wie Donna, war sie spindeldürr, sie hatte Arme und Beine, die nur aus Gelenken und Winkeln bestanden. Das Gesicht war lang und spitz, ihre Haare erinnerten an dichtes Moos, und sie hatte schmale, schwarze Augen, die im dämmrigen Licht des Raums schimmerten. Dieses Etwas war in Flechten und Moos gekleidet, und Reben schlangen sich um seinen kantigen Körper.
Was sie allerdings am meisten schockierte war nicht die Anwesenheit des
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