Iron Witch
Donna nutzte dieses Überraschungsmoment, wobei sie sich nur ein bisschen lächerlich vorkam, und stieß ihm den Pümpel geradewegs ins Gesicht. Sie grinste schadenfroh, als sie erleichtert das Ansauggeräusch hörte. Sie ließ ihrer ganzen Kraft freien Lauf und versuchte dabei, die stechenden Schmerzen in ihren Händen zu ignorieren. Dann schleuderte sie die Kreatur, deren Gesicht fest im Pümpel steckte, von sich.
Der Elf schlug wild um sich und versuchte vergeblich sich an etwas festzuhalten, aber er hatte keine Chance gegen Donna, die ihn, schwindlig vom Adrenalinrausch, in Richtung Badewanne warf.
Der Pümpel löste sich mit einem lauten Plop , der Elf prallte auf den Rand und landete mit einem unmenschlichen Schrei in der Wanne. Sofort stieg Rauch von seinem erdigen Fleisch auf, und er schrie und versuchte aus der tiefen Wanne zu klettern.
Das Bad füllte sich mit dem Geruch brennender Holzkohle. Donna stieß Navin zur Tür.
»Los jetzt, komm schon. Raus hier!«
Navin blieb wie angewurzelt stehen, und sein schockierter Blick wanderte von Donna zu der Badewanne, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
»Bitte, Navin, beweg dich!« Sie schubste ihn erneut.
»Warte«, schrie er. »Meine Jacke.«
»Vergiss deine Jacke. Lauf!«
Navin wich Donna aus und schnappte sich die Jacke vom Boden.
»So, jetzt können wir.«
In der Zwischenzeit war es dem verletzten Elf gelungen, aus der Wanne zu klettern, und er schien zu überlegen, ob er sich nochmals auf seine Beute stürzen oder doch lieber flüchten sollte, solange es noch möglich war. Rauch zog durch den Raum, obwohl das Fenster leicht geöffnet war. Donna ging rückwärts in Richtung Tür und warf den Pümpel nach dem Elf. Der rappelte sich auf, drehte sich um und beobachtete sie aus geduckter Haltung, wobei er abwechselnd höhnisch grinste und zurückzuckte.
»Navin, komm jetzt !«
Sie stürzten aus dem Zimmer. Als Donna die Tür zuzog, erhaschte sie einen letzten Blick auf ihren Angreifer, wie er gerade zum Fenster sprang.
»Er wird entkommen«, sagte sie. »Vielleicht können wir ihm hinten den Weg abschneiden.«
Navin ergriff ihren Arm.
»Was meinst du mit ›Weg abschneiden‹? Bist du verrückt? Das Vieh hat versucht mich zu beißen. Ich werde ihm bestimmt keine zweite Chance geben, ein Stück aus meinem Gesicht zu reißen.«
Donna spürte regelrechte Druckwellen von Adrenalin in ihrem Brustkorb und hatte Schwierigkeiten beim Atmen.
»Du hast ja recht, entschuldige. Das wäre übertrieben.«
Navin war kreidebleich und seine Pupillen waren riesig, wodurch seine normalerweise braunen Augen fast schwarz aussahen.
»Findest du?« Seine Stimme versagte.
Donna holte tief Luft und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
»Bist du okay, Navin?« In dem Moment, als sie es ausgesprochen hatte, wusste sie, wie lächerlich sich die Frage anhörte.
Navin sah immer noch verstört aus.
»Was war das … dieses Monster ?«
Etwas in Donna zerbrach. Was sollte sie ihm antworten? Wie würde sie Navin jemals wieder in die Augen sehen können? Nach all dem, was sie in den letzten Jahren gemeinsam durchgestanden hatten – den Tod seiner Mutter, der einfach furchtbar gewesen war, und ihr Rausschmiss von der Schule, auch nicht gerade ein Zuckerschlecken – und jetzt musste sie ihm irgendwie die Wahrheit sagen. Ihre schlimmsten Ängste wurden wahr, und es gab verdammt noch mal nichts, was sie dagegen tun konnte.
Im wirklichen Leben gibt es keinen Rückspulknopf, egal wie sehr sie es sich wünschte. Das hier war nicht wie einer der unzähligen Filme, die sie, eingekuschelt in Navs oder in ihrem Zimmer, miteinander angeschaut hatten, versunken in ihrer Fantasie und weit entfernt von der realen Welt.
Sie holte tief Luft.
»Das war ein Waldelf … oder besser gesagt, ein Dunkler Elf. So nennt man sie heutzutage eher. Das macht es dem Orden leichter, die Jagd auf sie zu rechtfertigen.«
»Was ist der Orden? Und … Donna, willst du mir ernsthaft weismachen, dass das ein Elf war?«
Donna nickte ernsthaft.
»Ja. Tante Paige sagt –«
»Deine Tante ? Was zum Teufel ist hier los, Donna?«
Sie sackte an der Wand im Korridor zusammen und fuhr sich erschöpft mit der Hand übers Gesicht. Die Luft schmeckte nach Staub.
»Okay, ich weiß, das ist alles ein bisschen viel auf einmal. Aber es ist nicht so, als ob du nicht wüsstest, dass ich seltsam bin, dass in meinem Leben seltsame Dinge geschehen. Was ich meine ist, ich weiß, ich habe dir
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