Iron Witch
nie von diesen Dingen erzählt, aber … Nav, du bist doch nicht blöd. Du hast selbst gesagt, dass du mir hierher gefolgt bist wegen der angeblichen Geheimnisse, die ich vor dir verberge.« Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, dass er ihr vielleicht nur gefolgt war, weil er eifersüchtig auf Xan war. Das war mehr, als sie im Moment verkraften konnte.
Navin fuhr sich frustriert mit der einen Hand durch die zerzausten Haare. Mit der anderen Hand drückte er seine Jacke schützend an seinen Körper.
»Ja, aber das hatte ich nicht erwartet. Ich meine, eine paranoide Tante zu haben ist eines, aber … Elfen ? Komm schon, Donna. Es gibt schräge Dinge, und dann gibt es noch vollkommen durchgeknallte.«
»Wir haben jetzt keine Zeit zu diskutieren; wir müssen hier raus.«
Navin redete einfach weiter, als hätte sie gerade eben nichts gesagt.
»Und du hast mit dem Ding gekämpft, als ob du dich damit bestens auskennst. Wie kann das sein?«
Donna lachte prustend.
»Ja, klar, ich wusste genau , was ich tue. Ich bin ja das Mädchen mit der Saugglocke.«
»Du wusstest auf jeden Fall mehr als ich.« Er funkelte sie böse an, in seinem Gesicht lag eine unbekannte Anspannung, dann lief er zurück in die Werkstatt.
»Sei mir nicht böse, Nav. Bitte, das ertrag ich nicht.«
Er seufzte.
»Ich bin nicht böse. Ich habe nur … Angst, glaube ich.«
Während dieses peinlichen Gesprächs schaute sich Donna ständig ängstlich um, als ob sie erwartete, dass der Elf wieder auftauchen würde, obwohl er sicher schon längst über alle Berge war. Sie erschauerte, als sie sich seine dunklen Augen und das Geräusch, das die Kreatur von sich gegeben hatte, wieder in Erinnerung rief. Sie fragte sich, ob sie jemals das Bild von seinen rasiermesserscharfen Zähnen vor Navins Gesicht loswerden würde.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich auf das, was Navin gerade sagte, zu konzentrieren.
»Wer ist denn jetzt dieser Maker-Typ?« Er zwängte sich in seine Jacke, und Donna war erleichtert, dass er wieder etwas Farbe im Gesicht hatte. »Meinst du, das Ding hat was damit zu tun, dass er nicht hier ist?«
»Ich weiß es nicht.« Donna hasste es, sich so unsicher zu fühlen. Sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Es Tante Paige erzählen? Oder sollte sie geradewegs zu Quentin gehen? Maker war etwas zugestoßen, und ihr erster Schritt sollte sein, dass sie sein Verschwinden Quentin Frost meldete, dem Erzmeister des Ordens – ihr »Anführer«, solange sie denken konnte. Außerdem war sie verpflichtet, Meldung über den Zustand der Werkstatt zu machen und darüber, dass sich ein Waldelf im Bad versteckt hatte.
»Donna, du erzählst mir rein gar nichts«, sagte Navin frustriert. »Komm schon, lass mich nicht so hängen.«
Sie seufzte.
»Ich erzähl dir mehr, wenn wir zu Hause sind.«
Er starrte sie wild entschlossen an.
»Versprochen? Du erzählst mir alles ?«
Donna spreizte die Finger und fragte sich, wie viel Wahrheit Navin ertragen konnte. »Alles« war zu viel, selbst für den aufgeschlossensten Menschen.
»Ich versuch es, Nav. Mehr kann ich dir im Moment nicht versprechen.«
Das musste genügen, und sie kehrte ihm den Rücken zu, bevor Navin noch etwas sagen konnte. Was sollte sie nur tun? All diese Jahre voller Geheimnisse, und jetzt war der Deckel tatsächlich und wahrhaftig von der Büchse der Pandora gesprengt worden. Sie glaubte nicht, dass Navin ihr in nächster Zeit gestatten würde, die Büchse wieder zu schließen, und sie zitterte bei dem Gedanken an die Konsequenzen, wenn sie wirklich beginnen sollte, die Geheimnisse des Ordens auszuplaudern.
Donna dachte nicht einmal über die möglichen Konsequenzen für sich selbst nach; es machte ihr viel mehr zu schaffen, was für Auswirkungen es auf Navin haben würde. Er war ein Unschuldiger. Quentin würde ihn einen »Gewöhnlichen« nennen, ein archaischer Ausdruck, den sie verabscheute. Aber konnte man Navin Sharma wirklich noch als unschuldig bezeichnen, nachdem er von Angesicht zu Angesicht einem Dunklen Elf gegenübergestanden hatte?
Nicht einmal die Alchemisten waren in der Lage, die Erinnerungen eines Menschen auszulöschen. Zumindest hatte sie noch nie von so etwas gehört.
Als sie sich vom Gebäude entfernten, atmete Donna dankbar die frische, kalte Luft ein. Das Wichtigste war, dass Navin in Sicherheit war. Er stand mit dem Rücken zu ihr und fummelte an seinem Fahrrad rum, das er bei der Tür abgestellt hatte. Ihr war zum Heulen zumute,
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