Iron Witch
aber sie wusste, dass das nicht viel helfen würde. Sie hatte ihre Pflicht gegenüber dem Orden und ihrer Tante zu erfüllen. Das stand an erster Stelle.
Plötzlich wurde die Tür zur Werkstatt aufgestoßen, die sie vorsichtshalber geschlossen hatten. Um ein Haar wäre Navin von der Tür erschlagen worden, und Donnas Herz schlug so heftig, dass ihr schwindlig wurde.
Maker stand im Türrahmen und blinzelte in die Sonne.
»Maker!« Donna rannte auf ihn zu. »Du bist okay!«
»Okay« war vielleicht etwas übertrieben. Der alte Alchemist stützte sich auf seinen Stock und sah sehr mitgenommen aus. Die Tatsache, dass er nicht in seinem Rollstuhl saß, war normalerweise ein gutes Zeichen – es bedeutete, dass er an diesem Tag Kraft in seinen Beinen hatte –, aber sein faltiges Gesicht wirkte dennoch blass und angespannt. Donna hatte seinen Rollstuhl ja gesehen, in die Ecke gefeuert, wie ein Stück Altmetall. Bei der Erinnerung kriegte sie einen Kloß im Hals.
»Was machst du hier, Kind?« Makers Stimme klang heiser. Er bekam einen Hustenanfall und krümmte sich vornüber.
Verzweifelt fragte sich Donna, was sie tun könnte, um ihm zu helfen. Ihre Beziehung war nicht wirklich vertrauensvoll. Sie kannte Maker schon ihr ganzes Leben lang, und sie hatte ihn im Laufe der letzten zehn Jahre oft gesehen, dank der Arbeit, die er an ihren Händen und Armen tat, aber er war nicht gerade ein Mensch, den man einfach umarmen konnte. Zögerlich berührte sie seinen Arm.
Als ihre Hand den dunklen Flanell seines Arbeitshemdes berührte, spürte sie eine brennende Hitze, die sein Körper ausstrahlte. Sogar durch ihre Handschuhe hindurch. Schmerz schoss in ihre Handgelenke.
»Maker, ich glaube, es geht dir nicht gut. Lass mich dir helfen.« Sie warf Navin einen Blick zu und hoffte, dass er verstehen würde. Ihr Freund war noch in unmittelbarer Nähe, nachdem er sich hinter der schweren Tür hervorgedrückt hatte, und er sah aus, als ob er versuchen wollte, den anderen Arm des alten Mannes zu ergreifen. Keine gute Idee.
Vielleicht war Maker nur müde, aber Donna nahm dahinter eine Anspannung wahr, die sie von ihm gar nicht kannte. Ein scharfer, säuerlicher Geruch umgab ihn; es erinnerte sie an den stechenden Geruch von abgestandenem Blumenwasser.
»Donna, hör auf mich zu bemuttern. Es geht mir gut.« Maker schob ihre Hand von seinem Arm. Der feine Schweiß auf seiner Stirn und die Falte zwischen seinen Augenbrauen allerdings sagten ihr, dass die Dinge alles andere als gut waren. Er atmete tief ein und bemühte sich, sein Gleichgewicht wiederzufinden.
»Ehrlich, es geht mir gut.«
Sie biss sich auf die Lippe.
»Ist es sicher, wieder in die Werkstatt zu gehen?«
Er nickte kurz. »Ja, ja. Es ist alles erledigt.«
»Du meinst, du …« Donnas Stimme verstummte und sie fragte sich, was Maker getan hatte, um die Angelegenheit mit dem Waldelf »zu erledigen«. Das Letzte, was sie gesehen hatte, war, wie der Elf versucht hatte, durch das Badfenster zu entkommen. Und der Alchemist war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal in der Nähe gewesen; da war sie sich sicher.
»Die Kreatur ist neutralisiert worden. Es war nur ein Streuner.« Makers kühle, blaue Augen ruhten auf Navin, den er eindringlich musterte.
Donna zuckte zusammen. Wie sollte sie seine Anwesenheit erklären? Das war ein Vertrauensbruch, den ihr so schnell keiner verzeihen würde.
»Willst du mich nicht deinem Freund vorstellen, Donna?«
Navin trat einen Schritt nach vorne, und Donna nahm seine Hand. Sie drückte sie aufmunternd.
»Das ist Navin Sharma. Navin, das ist Maker. Er … arbeitet mit meiner Tante.« Sie atmete tief ein. »Maker, es tut mir leid, dass Navin hier ist. Es wird nicht wieder vorkommen – es war ein Fehler.«
Makers Gesichtsausdruck entspannte sich.
»Ich denke, wir können, was das hier betrifft, eine Vereinbarung treffen, meint ihr nicht auch?«
»Eine Vereinbarung?«, fragte Donna verwundert.
»Ich möchte nicht, dass Paige sich über dich und das, was hier vorgefallen ist, Sorgen macht.« Er nickte in Richtung Werkstatt.
»Normalerweise laufen meine Experimente nicht davon, bevor ich mit ihnen fertig bin.«
Experimente? Donnas Magen verkrampfte sich. Das hörte sich nicht gut an. Seit wann experimentierte der Alchemist mit streunenden Elfen?
Maker fuhr fort, bevor sie ihn unterbrechen konnte.
»Wenn du deinen Freund mitnimmst und er verspricht, dass er nie mehr wiederkommt« – an diesem Punkt warf er Navin einen bösen Blick zu –
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