Iron Witch
Wesens selbst, sondern die Tatsache, dass es seine Elfenhaut nicht trug – und es benahm sich, als ob es nichts zu verbergen hätte.
Dann begriff Donna plötzlich. Es befand sich zu viel Eisen im Raum – die Kreatur konnte hier drin gar keine andere Gestalt annehmen; ihr Zauber war hier somit ziemlich wertlos. Vor allem die alte gusseiserne Badewanne machte ihr ziemlich große Probleme.
Navin stand neben ihr und atmete schnell und schwer, aber das nahm Donna nur vage wahr. Sie verspürte ein klein wenig Mitleid mit ihm, wie er sich so bemühte, das Unmögliche, das er sah, zu begreifen.
Die Kreatur öffnete ihren lippenlosen Mund, ein dunkler Strich in einem verzerrten Gesicht. Donna erinnerte sich an den Schatten, den sie vor Xans Haus durch die Dunkelheit hatte huschen sehen. Sie hatte es sich also doch nicht nur eingebildet.
Die Waldelfen waren in die Stadt zurückgekehrt.
Vier
K ratz-kratz-klick-klick.
Das Geräusch weckte Donna aus ihrer Trance. Sie ergriff Navins Arm und schob ihn in Richtung Tür. »Raus hier.«
»Donna …«
»Verschwinde!«, schrie sie.
Er machte zwar einen Schritt zurück, verließ aber den Raum nicht.
Donna bewegte sich mit zittrigen Beinen langsam auf die Kreatur – den Elf – zu und versuchte mutiger auszusehen, als sie sich fühlte. Sie gab sich Mühe, den plötzlichen, stechenden Schmerz in ihren Handgelenken zu ignorieren.
Albtraumhafte Bilder schossen ihr durch den Kopf, sie versuchte sie zu verdrängen. Sie wollte sich nicht daran erinnern. Als sie dem Wesen näher kam, stieg ihr der Geruch nasser Erde in die Nase, alles wurde noch wirklicher.
»Bleib, wo du bist«, sagte sie leise, aber mit unmissverständlicher Schärfe in ihrer Stimme. Sie spürte Navins Blick und sah aus dem Augenwinkel den Ausdruck der Sprachlosigkeit in seinem Gesicht. Verdammt, er war immer noch im Bad und versuchte sie zu beschützen.
»Was machst du hier?«, fragte sie die Kreatur.
»Wo ist Maker?« Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort. Zumindest keine, die sie verstehen würde.
Ein verschlagener Ausdruck huschte über das Gesicht des Elfs – es war ein beunruhigend menschlicher Blick. Seine Füße, die aussahen wie knorrige Wurzeln, klammerten sich an den Spülkasten.
Und dann sprang er auf sie zu, ohne ein Geräusch oder eine Vorwarnung warf er sich auf sie. Dabei benutzte er seine Beine, die weitaus stärker waren, als sie aussahen, wie Sprungfedern. Seine knochigen Finger, die dünnen Ästen ähnelten, krallten sich in Navins Schulter, und durch den Aufprall wurde Nav rückwärts gegen das Waschbecken geschleudert. Als sein Rücken auf das klobige Keramikbecken krachte, entwich die Luft aus seinen Lungen, und er stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus.
Donna hatte ihre Balance verloren und bemühte sich, wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen. Fieberhaft schaute sie sich nach einer brauchbaren Waffe um. Ihr Blick fiel auf einen Pümpel, hastig griff sie nach dem Saugding. Navin versuchte die Klauen des Elfs aus seiner Jacke herauszuziehen, aber die Bestie war stärker, klammerte sich fest an ihn und gab weiter diese unmenschlichen klackenden Geräusche von sich.
Der Kiefer des Elfs öffnete sich und offenbarte einen Mund voller nadelspitzer, gelber Zähne, mit denen er versuchte in Navins entsetztes Gesicht zu beißen.
Donna schrie wütend und schlug dem Elf mit dem hölzernen Ende des Pümpels auf den Kopf. »Lass ihn los!«
Die Kreatur zischte und drehte sich zu ihr um. Mit der einen Hand hielt sie sich weiter an Navin fest. Der Elf versuchte ihr die improvisierte Waffe aus den zittrigen Händen zu schlagen, aber sie hielt das Ding fest, als ginge es um ihr Leben. Dann hatte sie plötzlich eine Idee. Sie drehte den Pümpel um und fuchtelte mit dem Saugglockenende vor seinem Gesicht herum. Als ob das funktionieren könnte …
Navin, der noch immer bemüht war, die Krallen des Elfs aus seiner Jacke zu ziehen und ihm als Zugabe noch ein paar harte Tritte gegen seine dürren Beine versetzte, schien eine bessere Idee zu haben; Donna bemerkte den nachdenklichen Ausdruck in seinem Gesicht und wusste, dass er irgendetwas vorhatte. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung drehte er ruckartig seine Schulter weg, schüttelte seine Jacke ab und sprang außer Reichweite.
Er hatte sich befreit, und die Kreatur hielt nur noch seine Jacke in den Klauen. Mit einem Ausdruck fast menschlicher Abscheu auf seinem faltigen Gesicht warf der Elf die Jacke auf den Boden.
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