Iron Witch
über sie erfuhr.
Fünf
D onna saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, und Navin hatte sich wie immer in den überdimensionalen Sitzsack auf dem Boden gelümmelt. So hatten sie es die letzten drei Jahre gehalten – Gespräche bis spät in die Nacht, entweder in ihrem Zimmer oder bei ihm, egal ob am nächsten Tag Schule war oder nicht.
»Also«, sagte Navin.
»Also.«
»Elfen.« Er runzelte die Stirn.
»Genau.«
»Er hat aber nicht gerade wie Orlando Bloom ausgesehen …«
Donna warf ihm ein Kissen an den Kopf.
»Ich hab mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis du dich darüber lustig machst.«
»Was denn?« Er setzte seinen besten Jetzt-bin-ich-aber-verletzt-Gesichtsausdruck auf und schaute sie aus großen, braunen Augen entrüstet an.
Sie rang sich ein Lächeln ab und versuchte, die in ihr aufsteigende Panik zu unterdrücken. Sie war es so leid, über all das nachzudenken; warum konnte sie nicht einfach ein normales Leben führen?
»Erde an Donna«, sagte Navin.
»Entschuldigung. Ich habe gerade, du weißt schon … nachgedacht.«
Navin hievte sich aus dem Sitzsack und setzte sich neben Donna aufs Bett. Er legte seinen Arm um sie. Donna kuschelte sich dankbar an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
»Donna, es ist okay. Egal was es ist, du kannst es mir sagen.«
»Navin, es ist nicht so einfach …«
»Dann mach es einfach. Sag mir nur, was das für ein Ding war – was es bedeutet .«
»Es ist nur, dass ich es nicht erzählen darf. Niemandem . Nicht einmal dir.«
»Ich sage nichts. Wem sollte ich es denn erzählen? Dad? Nisha? Sie würde ihre große Klappe aufmachen und ihren Freunden brühwarm berichten, welche Farbe deine Schlafzimmerwände haben, wenn ich es ihr sagen würde. Das wäre ein gefundenes Fressen für sie.«
Donna verkniff sich ein Lächeln. Navins jüngere Schwester war nicht gerade bekannt für ihre Verschwiegenheit.
»Sie ist noch jung.«
»Sie ist fünfzehn und sollte es besser wissen. Sie ist einfach eine kleine Tratschtante.« Navin rutschte auf dem Bett herum, und Donna schaute ihn an.
»Egal, vergiss sie. Erzähl mir von diesem Ding bei Maker. Dem … Elf. Und wer ist überhaupt dieser Maker? Heißt er wirklich so?«
»Ich denke, wir fangen mit ihm an – und mit dem Orden. Du musst darüber Bescheid wissen, bevor du all das andere verrückte Zeugs verstehen kannst.«
Navin nickte, als ob das, was sie gerade gesagt hatte, vollkommen normal wäre.
»Klar. Der Orden. Du hast ihn erwähnt, als wir in der Werkstatt waren. Hat das irgendwas mit Hexerei zu tun? Ist das so was wie diese Gruppe, zu der deine Tante gehört?«
Donna seufzte. Na ja, wird schon schiefgehen.
»Ja, es ist eine Gruppe, zu der meine Tante Paige gehört – eine Gruppe, in die sie hineingeboren wurde, wie ich auch –, aber es hat nichts mit Hexerei oder Heidentum zu tun. Der Orden heißt eigentlich Der Orden des Drachens . Die Mitglieder sind Alchemisten, und es ist eine Geheimgesellschaft, die es schon seit Jahrhunderten gibt.«
»Bitte erzähl mir nicht, dass es hier um echte Drachen geht.« Navin sah sehr angespannt aus. »Ich versuche echt cool zu bleiben, aber das könnte alles ruinieren.«
Jetzt konnte sich Donna ein Lächeln nicht mehr verkneifen.
»Keine Sorge, es ist nur symbolisch. Es gibt vier alchemistische Orden, aber unser ist der älteste und einer der wenigen, in dem noch Magie praktiziert wird. Drachen waren schon immer mit der Alchemie verbunden, vor allem der Große Drache, der Ouroboros . Er wird normalerweise im Kreis liegend, mit seinem Maul am Schwanz und sich selbst fressend dargestellt.«
»Magie?«, sagte Navin aufgeregt. »In echt? Ist es wie in Charmed ? Damit käme ich klar. Vielleicht.«
Donna wusste, Navin sah sich Charmed im Fernsehen nur an, weil er total in Alyssa Milano verknallt war.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, wollte sie wissen. »Du bist derjenige, der unbedingt die Wahrheit hören wollte.« Sie versuchte zu verbergen, wie viel Angst sie davor hatte, dass sich Navin mit jedem weiteren Wort mehr von ihr entfernen könnte.
»Ich höre ja zu. Ich bin okay.« Der Ausdruck auf Navins Gesicht war allerdings alles andere als okay, trotz seiner Begeisterung für die Sache, immerhin zerstörte sie gerade sein Weltbild.
»Was hast du gerade über … äh … Oberon gesagt?«
» Ouroboros . Er ist ein Symbol. Hier, ich zeig’s dir.« Froh über die Ausrede, nicht mehr still sitzen zu müssen, schwang Donna ihre Beine vom Bett und ging
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