Iron Witch
flechtenbedeckten Armlehnen ihres Throns. »Es gibt so vieles, was du nicht weißt, Tochter der Alchemisten. Es könnte dir nicht schaden, deinen Erzmeister zu fragen, was du vor einem Jahrzehnt im Wald von Ironwood gemacht hast.«
»Wovon redet Ihr?« Donna konnte sich nicht mehr beherrschen. »Quentin und der Orden haben mich vor Eurem Volk gerettet.«
Die Königin sah … gelangweilt aus, soweit es ihrem Gesicht möglich war, dieses Gefühl auszudrücken. »Und warum genau hätten wir dich aus deinem Bett entführen sollen, du dummes Kind? Wie hätten wir das in der Eisenwelt zustande gebracht, wo du doch so gut beschützt wurdest?«
Donnas Gesicht wurde immer blasser; sie spürte, wie sich die Haut über ihren Wangen spannte und ihr plötzlich schwindlig wurde. Sie fragte sich, ob das Summen in ihren Ohren ein Anzeichen dafür war, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde. Sie begriff nicht, was diese Kreatur da redete.
Xan hatte seinen Arm wieder um sie gelegt. Seine Nähe und Wärme machten ihr Mut. »Hör nicht auf sie, Donna. Sie versucht nur dich durcheinanderzubringen.«
»Glaub, was du willst«, sagte Aliette. »Es macht keinen Unterschied für mich.«
»Was Ihr sagt, ergibt keinen Sinn, Eure Majestät. Wie also kann ich irgendetwas davon glauben?«
Die Königin zuckte mit den Achseln, wodurch einige Blätter von ihren Schultern fielen. »Was zählt, ist, dass wir haben, was du willst, und du Zugang hast zu dem, was wir brauchen. Ich schlage dir einen … Handel vor. Ein Tauschgeschäft, sozusagen.«
Von panischer Angst ergriffen, schüttelte Donna den Kopf. »Ich habe keinen Zugang zu irgendetwas!« Diese Kreatur war verrückt, wenn sie dachte, dass sie – ein Teenager und nicht mal vollwertiges Mitglied des Ordens – Zugang zum wertvollsten Geheimnis der Alchemisten haben könnte.
Das Gesicht der Waldkönigin verzerrte sich erneut zu einem Lächeln, und die brüchige Rinde ihrer Wangen riss noch weiter ein. »Du wirst mir das Elixier des Lebens bringen. Das Geheimnis des ewigen Lebens liegt in diesen wenigen, wertvollen Tropfen, die die Reihen des Ordens hüten. Ohne sie werden wir sterben. Selbst jetzt erkranken die Waldelfen; ich kann ihnen nur so viel Kraft geben, wie ich selbst habe, und die Eisenwelt fordert auch von mir ihren Tribut.« Mit einem verschlagenen Ausdruck im Gesicht fuhr sie fort. »Ich weiß, die Alchemisten haben es – sie arbeiten ständig daran, es zu kopieren. Bring mir das Fläschchen mit dem Elixier, und ich lasse deinen Freund gehen.«
Donna hatte einen metallischen Geschmack im Mund und bemerkte, dass sie sich auf die Zunge gebissen hatte. Ihre Gedanken kreisten wirr um das, was die Königin von ihr verlangte. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, während all diese Elfen um sie herum flüsterten und murrten, schwankten und kreisten. Sie erinnerte sich, unter den Alchemisten aller vier Orden machte immer wieder das Gerücht die Runde – der Orden des Drachens besaß angeblich noch etwas von dem Elixier. Aber selbst wenn es stimmte, war Donna noch nie völlig von der angeblichen Macht des Elixiers überzeugt gewesen. Sie hatte mit ihren siebzehn Jahren schon viele seltsame Dinge gesehen, aber zu glauben, dass es etwas gab, das ewiges Leben verleihen und tödliche Wunden heilen könnte, war doch etwas weit hergeholt. Trotz des Gerüchts hatte es nie Anzeichen dafür gegeben, dass Menschen wie Quentin Frost oder Maker das Elixier des Lebens hüteten.
Jetzt aber schien es, als wäre sie all die Zeit naiv gewesen, und ihr bester Freund könnte den Preis dafür bezahlen. Die Waldkönigin wartete auf eine Antwort. Donna fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und bemühte sich um einen möglichst nichtssagenden Gesichtsausdruck. Sie musste an den Dunklen Elf, der sie und Xan im Park angegriffen hatte, und an den in Makers Werkstatt denken. Ganz abgesehen davon, dass sie sich ziemlich sicher war, dass etwas sie beobachtet hatte an dem Abend, als sie und Navin Xans Party verlassen hatten. Die Elfen waren ihr gefolgt – sie hatten ihre Fährte aufgenommen, die Orte, an denen sie sich aufhielt, und die Menschen, die sie kannte, ausspioniert. Menschen, die sie liebte, wie Navin. Und all das hatte sie in Gefahr gebracht. Das war, was Menschen passierte, die verrückt genug waren, sie gern zu haben.
Donna hob ihr Gesicht und biss die Zähne zusammen. Schluss jetzt. Das war genug Selbstmitleid. Sie fixierte die Waldkönigin mit einem unerbittlichen Blick.
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