Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)
Unsinn mit einem Kind zu besprechen «, sagte ich.
Nikola schüttelte energisch den Kopf. »Ganz so verrückt finde ich die Idee gar nicht. Aber das tut im Moment nichts zur Sache. Dieser Junge – von-Neumann – hatte die Idee, dass man nur eine einzelne Maschine bräuchte, um einen ganzen Planeten zu kolonisieren, so groß wie unsere Erde oder sogar noch größer.«
»Das müsste aber eine gewaltige Maschine sein«, antwortete ich.
»Eher im Gegenteil, eine sehr kleine«, widersprach Nikola. »Das Elegante ist, dass sie im ersten Schritt nichts weiter tun müsste, als sich selbst zu reproduzieren. Sie verstehen?«
»Nein«, antworteten Allison und ich gleichzeitig, während Watson mit einem Mal interessiert wirkte. »Wenn sie ihre Aufgabe lange genug erfüllt hat und ihre Zahl genügend weit angewachsen ist, beginnen sie eine andere Art von Maschinen zu produzieren«, fuhr Nikola fort. »Noch kleiner und noch einmal simpler. Winzig klein, verstehen Sie, vielleicht so klein wie ein Staubkorn oder noch kleiner. Und deren einzige Aufgabe wiederum ist es …«
»… sich zu allen möglichen anderen Maschinen zusammenzusetzen, die gerade eben gebraucht werden«, schloss Watson. Ich starrte ihn verärgert an, weil ich gerade das Gleiche hatte sagen wollen.
»Ja«, bestätigte Nikola. »Die Idee ist so simpel wie genial, meinen Sie nicht?«
Ich fand die Idee ebenso monströs wie abstoßend, und ich wollte diese Vorstellung nicht noch aufwerten, indem ich auch nur darüber nachdachte.
»Und wie hilft uns das jetzt weiter?«, fragte Allison.
Nikola und Watson tauschten einen raschen Blick, antworteten aber nicht.
»Haben Sie geglaubt, mich mit dem Gerede über Sternenreisen und sich selbst reproduzierenden Maschinen von meinem Entschluss abbringen zu können?« Allisons Stimme klang mit einem Mal wieder kampfeslustig. »Daraus wird nichts, meine Herren. Mein Entschluss steht fest. Ich werde das Experiment wagen.«
»Das ist viel zu gefährlich«, sagte Watson. »Ich weiß, dass Sie keine besonders hohe Meinung von diesem Institut haben und von mir vermutlich erst recht nicht. Das bedauere ich, aber ich bin an allererster Stelle Arzt, und als solcher werde ich ein so haarsträubendes Experiment ganz gewiss nicht erlauben.«
»Sie sehen lieber zu, wie wir alle sterben?«, fragte Allison. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
»Natürlich nicht!«, verteidigte sich Watson. Er klang ein bisschen empört. »Wir werden einen anderen Weg finden.«
»Der Junge«, sagte Nikola.
»Welcher Junge?«, fragte ich. »Chip? Was ist mit ihm?«
»Ist er noch am Leben?«, wandte sich Nikola an den Arzt.
»So gerade noch«, sagte Watson. »Er ist zäh. Erstaunlich zäh für einen Jungen so schlechten Allgemeinzustands, das stimmt. Aber ich glaube dennoch nicht, dass er noch einen weiteren Tag übersteht. Es tut mir leid.«
»Dann helfen Sie mir, ihn zu retten.« Nikola deutete auf seine Versuchsanordnung.
»Sie wollen mit diesem armen Jungen experimentieren?«
»Ich will ihm das Leben retten«, sagte Nikola eindringlich. »Ja, es ist gefährlich. Aber wie würden Sie als Arzt entscheiden, wenn Sie einen Patienten hätten, der mit Sicherheit an einer Krankheit stirbt, und ein neues Medikament, das ihn vielleicht ebenfalls tötet, ihn mit einiger Wahrscheinlichkeit aber auch ins Leben zurückholen könnte?«
»Das ist billig«, sagte Watson.
»Das ist die Wahrheit«, verbesserte ihn Nikola. »Ich gebe zu, es ist brutal, aber das ist die Wahrheit zuweilen nun einmal.«
Watson überlegte. Lange. Dann nickte er, aber er tat es sehr widerwillig und mit einer Miene, als bereitete es ihm körperliches Unbehagen. »Also gut. Aber Sie müssen Ihre … Höllenmaschine zusammenpacken und nach oben bringen.«
»Das wird kompliziert und …«
»Es ist ein Wunder, dass der Junge noch lebt«, unterbrach ihn Watson. »Wenn Sie darauf bestehen, ihn hier herunterzuschaffen, können Sie ihm genauso gut auch gleich die Kehle durchschneiden.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie ein solches Faible fürs Melodramatische haben«, sagte Nikola.
»Nur für die Wahrheit«, berichtigte ihn Watson. »Und Sie beeilen sich besser, bevor ich meine Entscheidung bereue und es mir anders überlege. Ich schicke Ihnen Mulligan, damit er Ihnen hilft.« Damit ging er, noch bevor Nikola etwas erwidern konnte.
»Ich werde diesem Grobian mit seinen zwei linken Händen ganz gewiss nicht meine empfindlichen Instrumente anvertrauen!«, schnaubte Nikola.
»Dann
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