Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Polizist oder privater Ermittler?«
    »Das kommt darauf an, womit Sie weniger Probleme haben.«
    »Ich habe Mister Devlin gebeten, mir bei der Suche nach Stanley zu helfen«, sagte Allison rasch und auch ein wenig verlegen, wie es mir vorkam. »Es kann niemals schaden, noch eine zusätzliche Meinung zu hören.«
    »Ja, das ist wohl wahr«, seufzte Nikola. »Ich habe Ihren Kollegen in Uniform und auch Allison bereits alles gesagt, was ich weiß, und ich fürchte, dass das nicht allzu viel ist. Ich kümmere mich hier um die Technik, das ist alles.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich. Abgesehen von rotierenden Messingeiern, die zu nichts nutze waren?
    »Das meiste davon würden Sie nicht verstehen«, sagte Nikola. »Das soll keine Beleidigung sein, aber es ist wirklich sehr kompliziert. Manches verstehe ich selbst noch nicht ganz, und das eine oder andere ist auch tatsächlich geheim.«
    »So geheim wie Stanley Jacobs’ Aufenthaltsort?«, fragte ich.
    Nikola fuhr so heftig zusammen, als hätte er sich auf einen entzündeten Zahn gebissen, fing sich aber sofort wieder. »Sie wissen, woran wir hier wirklich arbeiten? Ich meine, dass das hier nur einer von vielen Zulieferbetrieben für ein viel größeres Projekt ist.«
    »Die Titanic , ja.«
    Nikola tauschte einen weiteren, diesmal überraschten Blick mit Allison. »Das größte und modernste Schiff, das jemals gebaut wurde. Und das luxuriöseste. Der Reeder wünscht sich nur das Allerbeste. Auch, was die elektrischen Anlagen an Bord angeht. Zum Beispiel eine Lichtanlage, die sich je nach Tageszeit anpassen lässt. Oder der Hubkolbenmotor modernster Bauart mit elektrischer Steuerung, die …«
    »Und dafür sind Sie zuständig?« Ein verrückter Bastler, der Messingeier schweben ließ und in einer Mülltonne lebte? Ich hatte mich gut genug in der Gewalt, um mich nicht demonstrativ in Nikolas Konstruktionsbüro umzusehen, aber meine Reaktion war ihm offenbar trotzdem nicht entgangen. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
    »Der Architekt der Cheops-Pyramide hat die Steine auch nicht selbst aus dem Berg geschlagen«, antwortete er, »und vermutlich in einer Hütte gewohnt, die viel kleiner war als das hier. Aber ich kann Sie beruhigen. Mein Labor ist deutlich größer und befindet sich auf der Werft. Und ich habe auch keineswegs vor, alle Kabel an Bord des Schiffes selbst zu verlegen und jede Lampe persönlich zu installieren.«
    »Nicht, dass er das nicht am liebsten täte«, warf Allison ein.
    Nikola ignorierte sie. »Sir Harland legt allergrößten Wert auf Diskretion. Sie können sich vorstellen, wie neugierig alle Welt auf jedes noch so kleine Detail der Titanic ist?«
    »Und wie groß die Geheimhaltung ist, um die Erwartungen noch ein bisschen mehr zu schüren und die Konkurrenten von Cunard zu verwirren.« Ich nickte. Ich war jetzt sicher, etwas zu hören, nicht unbedingt das Kollern von gerade, aber doch ein ganz ähnliches, nur noch einmal leiseres Geräusch, das mich jetzt eher an das Trippeln unzähliger winziger Füßchen aus hartem Metall erinnerte. »Ich verstehe das, Nikola. Aber diese … Geheimnistuerei hilft weder Mister Jacobs noch uns weiter. Und das meine ich auch nicht böse.«
    Nikolas Gesicht verfinsterte sich. »Welcher Profession gehen Sie nach, sagten Sie?«
    »Ich sagte gar nichts«, antwortete ich.
    »Ich denke auch nicht, dass das nötig ist.« Nikola musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. »Sie sind offensichtlich ein Schnüffler, und ich hoffe doch, keiner von der ganz üblen Sorte.« Er wandte sich an Allison. »Sie wissen, in wessen Begleitung Sie da unterwegs sind?«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Allison tadelnd, aber auch ein ganz kleines bisschen spöttisch. »Mister Devlin soll mich bei der Suche nach meinem Onkel unterstützen, und er genießt einen ausgezeichneten Ruf. Und wenn ihr beide eure Pfauenräder wieder zusammenfaltet, dann können wir endlich mit der Suche beginnen. Ich dachte, es wäre vielleicht ein möglicher Anfang, wenn Sie Mister Devlin erklären, was genau hier alles an Material verschwunden ist.«
    »Dann sollten wir am besten im Lager anfangen«, schlug Nikola vor.
    Allison nickte und nahm eine Lampe mit, bevor wir in die große Halle zurückgingen, aber es war wie auf dem Weg hierher: Der verwaschene Tümpel aus blassem Licht, der uns im Takt unserer Schritte begleitete, schien es eher noch schlimmer zu machen. Ich hatte niemals Angst vor der Dunkelheit gehabt und mich ganz im Gegenteil insgeheim über erwachsene

Weitere Kostenlose Bücher