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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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all diesem Gerümpel. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Aber bevor wir gehen, möchte ich Ihnen unbedingt noch etwas zeigen. Kommen Sie, Quinn. Es wird Ihnen gefallen!«
    Ich bezweifelte, dass mir hier drinnen (außer dem schnellsten Weg zum Ausgang) auch nur irgendetwas gefallen würde, doch Allison war in ihrem Überschwang nicht mehr zu bremsen. Im Slalom steuerte sie einen großen, zweiflügeligen Schrank an, dessen geätzte Glastüren das letzte Mal durchsichtig gewesen sein mussten, als noch Druiden und Zauberer über dieses Land geherrscht hatten, und benötigte etliche Augenblicke, um sie beidhändig zu öffnen. Ich wäre nicht überrascht gewesen, sie unter einer Lawine weiteren Gerümpels verschwinden zu sehen, das hinter den Türen aufgestapelt war und nur auf einen Dummkopf wartete, der leichtsinnig genug wäre, sie zu öffnen, doch stattdessen gewahrte ich nur einen einzelnen Gegenstand von der Größe eines kleinen Schrankkoffers.
    »Kommen Sie, Quinn!« Allison wedelte aufgeregt mit der Hand. »Das wird Sie interessieren!« Sie deutete auf einen kunstvoll aus Holz und Metall gefertigten runden Tisch von einem knappen Yard Durchmesser, auf dem ein vielleicht einen Fuß messendes Ei aus Messing oder poliertem Kupfer stand. Ich tat ihr den Gefallen, einen Moment lang Interesse zu heucheln und hinzusehen, hob aber dann nur noch einmal die Schultern und blickte sie fragend an.
    »Und wozu ist das gut?«
    »Gut?« Allison rollte mit den Augen. »Männer! Muss denn immer alles für irgendetwas gut sein? Können manche Dinge nicht einfach nur hübsch sein?«
    »Sicher«, bestätigte ich. So wie Sie zum Beispiel. »Und wozu ist dieses ausgesprochen hübsche Ding nun gut?«
    »Zu nichts«, antwortete sie fröhlich. »Es hat keinerlei Nutzen, aber es ist hübsch. Und es ist ein ganz erstaunliches Beispiel, wozu die moderne Technik imstande ist.«
    Abgesehen davon, dass das zu groß geratene Ei aus Metall bestand, konnte ich an der Konstruktion rein gar nichts Technisches erkennen, auch nicht, als ich ihr den Gefallen tat und noch einmal genauer hinsah. »Fassen Sie es an«, forderte mich Allison auf. »Nur zu, es beißt nicht.«
    Die letzte Bemerkung war nach meinem Dafürhalten wieder einmal höchst überflüssig, aber da ich ihr einfach keinen Wunsch abschlagen konnte, streckte ich vorsichtig die Linke nach dem Ei aus. Ich hatte mich getäuscht. Das Ei stand keineswegs still, sondern drehte sich im Gegenteil so schnell um seine Achse, dass es durch die reine Kraft der Bewegung aufrecht gehalten wurde, wie ein sehr großer, sehr sonderbarer Kreisel.
    Allisons Augen leuchteten in einer Mischung aus Stolz und Schadenfreude, und ich griff ein zweites Mal behutsam nach dem rotierenden Ei.
    Nicht behutsam genug, denn das Ei begann zu schwanken, schien sich für einen einzelnen Moment noch einmal zu fangen und torkelte und wackelte dann immer heftiger, bis es schließlich auf die Seite kippte.
    »Jetzt haben Sie es kaputt gemacht«, ertönte eine Stimme hinter uns.
    Erschrocken fuhr ich auf dem Absatz herum und sah in ein fast asketisch geschnittenes Gesicht mit schwarzem Haar und einem sorgsam gezwirbelten Schnauzbart. »Ich kann nur hoffen, dass Sie eine gute Versicherung abgeschlossen haben, mein Freund, oder über entsprechendes handwerkliches Geschick verfügen. Wissen Sie denn nicht, wie empfindlich solche technischen Gerätschaften sind?«
    Ich starrte den Fremden mit offenem Mund an und zerbrach mir den Kopf nach einer passenden Entgegnung, doch der Mann wandte sich bereits an Allison.
    »Und Sie, junge Dame, sollten besser Ihre Zunge hüten. Ich habe gehört, was Sie gesagt haben.«
    »Wie?«, murmelte Carter verdattert.
    »Es ist zu nichts nutze«, zitierte der Dunkelhaarige. »Sie sollten vielleicht nicht ganz so vorschnell urteilen. Dieses Gerät ist vielleicht der Schlüssel für eine bessere und strahlendere Zukunft!« Dann hob er die Schultern und meinte: »Aber vielleicht ist es auch einfach nur hübsch und zu nichts nutze.«
    Hatte ich gerade richtig gehört? Mein Blick irrte zwischen Allison und dem Dunkelhaarigen hin und her, und da war etwas an ihm, dass mich irritierte. Vielleicht war es das kaum merkliche Zucken seiner Mundwinkel oder das beinahe ebenso sachte Zittern seiner Bartspitzen.
    Aber vielleicht war es auch das amüsierte Funkeln in Allisons Augen, das sie nun endgültig nicht mehr unterdrücken konnte.
    »Nikola!«, rief sie erfreut. »Wie schön, Sie zu sehen! Ich hatte insgeheim

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