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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch einmal die Hand auf die Jackentasche, in der er den Zettel verstaut hatte, stellte wohl fest, dass er noch da war, und nickte dann in dieselbe Richtung. »Ich werde auf jeden Fall die gestohlenen Materialien und Gegenstände auflisten«, versprach Nikola. »Und mir noch ein paar zusätzliche Gedanken machen.«
    Bevor er auf die Idee kam, gleich hier damit anzufangen, verabschiedete ich mich mit einem Nicken – und einer gleichzeitigen auffordernden Geste in Allisons Richtung – von ihm und ging nicht nur sofort los, sondern wartete auch, bis ich mich außer Hörweite wähnte, ehe ich mich wieder an Allison wandte. »Ihr Freund ist … ein wenig seltsam«, begann ich vorsichtig.
    »Ich habe Sie gewarnt.«
    »Ich hoffe doch, ich habe ihn nicht irgendwie beleidigt.«
    »Nikola? Nein, bestimmt nicht. Er ist weiß Gott Schlimmeres gewohnt und ganz bestimmt auch nicht nachtragend. Das kann man nicht sein, wenn man so ist wie er.«
    »Ein kleines bisschen verrückt?«
    »Manche glauben das sicher«, bestätigte Allison. »Aber Tatsache ist, dass es die meisten von all den wunderbaren Gerätschaften hier ohne ihn gar nicht geben würde. Manchmal glaube ich, dass er einfach nur hundert Jahre zu früh geboren worden ist.« Sie lachte. »Aber jetzt sollten wir wirklich weitergehen, bevor er am Ende noch zurückkommt, um zu behaupten, dass Menschen eines Tages zum Mond fliegen werden!«
    »Das habe ich gehört!«, rief Nikola, ohne zu uns zurückzusehen oder auch nur im Schritt zu stocken.
    »Das sollten Sie auch«, gab Allison zurück, und Nikola, obwohl bereits außer Sicht, fügte noch hinzu: »Und sie werden es, verlassen Sie sich darauf! Noch in diesem Jahrhundert!«
    »Kommen Sie, Quinn«, sagte Allison kopfschüttelnd. »Gehen wir.«
    Ich folgte ihr nur zu gerne, aber auf halbem Wege zum Ausgang fiel mir noch etwas ein. »Hoffen wir, dass der Nachtwächter nicht gerade seine Runde macht oder eingeschlafen ist.«
    »Das macht nichts«, antwortete Allison fröhlich. »Ich habe einen Schlüssel.«
    »Von Ihrem Onkel.«
    »Von meinem Onkel«, bestätigte sie.
    »Warum haben Sie mir das verschwiegen?«
    »Dass mir mein Onkel einen Schlüssel für dieses Gebäude gegeben hat?« Allisons Augen funkelten amüsiert. »Warum sollte ich Ihnen das sagen?«
    »Dass er Ihr Onkel ist? Das meinen Sie jetzt nicht ernst!«
    »Vielleicht wollte ich, dass Sie ganz unvoreingenommen bleiben … oder vielleicht auch sehen, wie Sie reagieren, wenn Sie mich für … etwas anderes halten.«
    »Und wieso nennen Sie ihn Stanley?«
    »Weil er so heißt?«, schlug Allison vor. »Mister Jacobs erschien mir … irgendwie unpassend, genauso wie Onkel Stanley .«
    »Weil Sie nicht wollten, dass alle im Büro glauben, er würde Sie irgendwie vorziehen, nur weil Sie mit ihm verwandt sind.«
    »Wer weiß?«, lächelte Allison. »Nun lassen Sie mir doch noch ein paar kleine Geheimnisse, Quinn. Heißt es nicht, dass Männer genau das an Frauen schätzen? Dass sie zuweilen geheimnisvoll sind?«
    Ich hütete mich, auch nur irgendetwas darauf zu antworten, aber mir kamen auch zum ersten Mal Zweifel, ob es wirklich klug gewesen war, ihren Auftrag anzunehmen, noch dazu pro bono. Vielleicht wäre ich besser beraten gewesen, auf den Jungen zu hören und Jacobs’ Geld zu verprassen und den Rest zu vergessen.
    Dieser Gedanke führte zurück zu Chip, einer Halle in einem aufgegebenen Industriegebiet und einem eisernen Spinnennetz, aber er weckte auch meinen Trotz. Als ich Allison diesmal folgte, tat ich es nicht mit gesenktem Blick, sondern schaute mich ganz im Gegenteil aufmerksam um. Ich sah natürlich niemanden, und trotzdem wusste ich mit unerschütterlicher Gewissheit, dass wir beobachtet wurden.
    Und nicht von freundlichen Augen.



5

    Mitternacht war längst vorbei, als ich in das schäbige Büro zurückkehrte, das in einer nicht minder schäbigen Gegend der Stadt lag und mir zugleich auch als Wohnung diente, wenn ich gerade keine Klienten empfing – was leider immer öfter der Fall war, denn die Zeiten waren schlecht, also liefen auch meine Geschäfte nicht besonders gut.
    Nicht, dass sie das jemals wirklich getan hätten. Ich hatte mir niemals eingeredet, mit meiner Arbeit als privater Ermittler reich werden zu können. Doch seit ich offiziell aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, hatte ich angenommen, dass ich auf Basis meiner hart erworbenen beruflichen Erfahrung immerhin halbwegs anständig über die Runden kommen könnte. Ich hatte gehofft,

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