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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihren Augen Paroli zu bieten, aber es blieb bei dem Versuch.
    »Es ist ja auch gar nicht gesagt, dass die Diebstähle tatsächlich etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben«, mischte sich Nikola ein, möglicherweise in dem Versuch, mir den Rücken zu stärken. »Es kann ebenso gut ein reiner Zufall sein.«
    »Das ist Unsinn, Nikola«, versetzte Allison scharf, »und das wissen Sie auch! So viele Zufälle gibt es gar nicht!«
    »Sie kennen Mister Jacobs’ Handschrift?«, wandte ich mich an Nikola, hauptsächlich um ihn aus Allisons Fokus zu bekommen.
    Allison und er nickten unabhängig voneinander und sahen mich erwartungsvoll an, als ich in die Innentasche meiner Jacke griff und den Brief herauszog, den Chip mir gegeben hatte. »Dann sagen Sie mir bitte, ob dieser Brief wirklich von ihm stammt.«
    Beide beugten sich rechts und links über meine Schulter und musterten das fleckige und an zahlreichen Stellen eingerissene Blatt. Allison mit einem verwirrten Ausdruck, Nikola mit dem höchster Konzentration.
    »Das könnte tatsächlich seine Handschrift sein«, murmelte Allison, »auch wenn ich mich nicht erinnern kann, dass er diesen Brief geschrieben hat … oder warum.«
    Ich dachte mir meinen Teil bei dieser sonderbaren Antwort, wandte mich jedoch nur wortlos an Nikola. Er machte eine Bewegung irgendwo zwischen einem Kopfschütteln und einem Achselzucken. »Es … sieht so aus«, sagte er zögerlich. »Andererseits … beinahe ein bisschen zu sehr.« Er nahm mir den Zettel mit spitzen Fingern aus der Hand, hielt ihn näher ins Licht der Lampe und warf mir einen schrägen Blick zu. »Was ist damit passiert?«
    »Er ist ins Wasser gefallen«, antwortete ich ausweichend. Mit wenigen dürren Worten erzählte ich, wann und von wem ich die Nachricht bekommen hatte, wobei ich allerdings eine Menge ausließ. Um nicht zu sagen: das meiste.
    »Das ist wirklich eine seltsame Geschichte«, fand Nikola. »Und noch dazu diese ominöse und nicht ganz unbeträchtliche Summe … und Sie haben wirklich nicht über Geld mit ihm gesprochen?«
    »Nicht so konkret.«
    »Und selbst wenn, ergäbe es keinen Sinn«, fügte Nikola wie im Selbstgespräch hinzu. Er kniff die Augen zusammen und hielt das Blatt noch näher ins Licht, um die Schrift zu begutachten. »Sonderbar.«
    »Was?«, fragte ich.
    »Diese Schrift erscheint mir fast ein bisschen zu präzise«, antwortete Nikola. »Beinahe wie gedruckt oder von einer Schreibmaschine geschrieben – gäbe es Maschinen, die in Schreibschrift schreiben könnten. Sehen Sie? Die Buchstaben sind absolut identisch, und auch die Abstände zwischen den Worten und Zeichen. Und diese Tinte …«
    … löste sich auf.
    Es war so verblüffend, dass ich zunächst nicht einmal erschrak. Nikola fuhr mit dem Daumen über das letzte Wort der kryptischen Nachricht, und erst glaubte ich, er hätte die Schrift auf dem nassen Papier nun endgültig verwischt, doch in Wahrheit geschah etwas ganz anderes.
    Die einzelnen Buchstaben und Worte zerbröckelten, ein anderes Wort fiel mir trotz aller Anstrengung nicht ein. Die Buchstaben zerfielen in einzelne Bruchstücke, diese wiederum in kleinere Splitter und die in noch kleinere, und immer so weiter und weiter, bis die Schrift nur noch aus unzähligen nadelspitzengroßen Punkten zu bestehen schien, die am Ende der Schwerkraft folgten und zu Boden rieselten.
    Nikola überwand seine Überraschung eher als ich und griff gedankenschnell zu, doch die Schrift rieselte einfach zwischen seinen Fingern hindurch und verwehte wie silberner und schwarzer Staub. Nach kaum einem Atemzug war das Blatt leer.
    Allison riss ungläubig die Augen auf. »Was …?«
    Nikola sah abwechselnd das leere Blatt und seine ebenso leere Handfläche an. Man hätte erwarten sollen, dass wenigstens ein Rest der vermeintlichen Tinte darauf zu sehen wäre, doch es gab nicht einmal einen einzigen schwarzen Punkt. Er sah allerdings eher fasziniert als erschrocken aus.
    »Würden Sie mir dieses Blatt überlassen?«, fragte Nikola schließlich, faltete es, ohne meine Antwort abgewartet zu haben, so behutsam zusammen, als handelte es sich um den kostbarsten Schatz, und verstaute es anschließend mit entsprechend vorsichtigen Bewegungen in der Jackentasche.
    Allison klappte den Mund auf, um eine entsprechende Frage zu stellen, schüttelte dann jedoch nur den Kopf und machte eine Geste zum Ausgang. »Wir sollten jetzt auch weiter. Ich fühle mich hier nicht besonders wohl.«
    »Das verstehe ich.« Nikola legte

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