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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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hervorgegangen – Erde, Wind, Feuer und Wasser. Alles, was diese Elemente umfassten und einschlossen, verschmolz letztlich zu der mystischen und omnipräsenten Quintessenz.
    Jack war sich darüber im Klaren, dass er – sofern er diese Verwandlung überlebte, Quintus Miller fand und ihn besiegte – nicht mehr derselbe Mensch sein würde wie vorher. Er hatte die ganze Bedeutung der biblischen Schöpfungsgeschichte erfasst und die Rolle, die Adam darin übernahm, durchschaut. Und er war tief in das Wesen seiner eigenen Menschlichkeit vorgedrungen.
    Diese Erkenntnis erfüllte ihn mit schrecklicher Angst, aber gleichzeitig vermittelte sie ihm auch ein Gefühl von unbegrenzter Macht. Die meisten Menschen hatten den Glauben an den Planeten verloren, auf dem sie lebten. Doch einzelne wie Adolf Krüger hatten ihn wiedergefunden – auch Quintus Miller gehörte in diesen erlauchten Kreis. Kein Wunder, dass die frühen Christen die Druiden gefürchtet hatten. Kein Wunder, dass sie mit aller Macht versucht hatten, sie auszulöschen.
    Jack schwebte immer näher an die Leylinie heran und erreichte sie schließlich. Er konnte ihre Präsenz überall um sich herum wahrnehmen, so wie einen singenden, widerhallenden unterirdischen Fluss. Er hielt die Augen immer noch geschlossen, doch er spürte, dass die Linie jetzt genau vor ihm lag. Sie verlief kerzengerade bis nach Wisconsin, dann weiter bis zum Nordpol. So waren die Kelten also vor etlichen Jahrhunderten durch die Welt gereist und hatten ihre Druidenkultur nach Nordamerika gebracht. Nicht mit Booten oder Schiffen und auch nicht, indem sie die nördliche Meerenge zu Fuß durchquerten.
    Jack musste lediglich der Leylinie folgen, dann würde er automatisch nach The Oaks gelangen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würde Quintus Miller dort die letzte Opferzeremonie durchführen, um sich und seine Anhänger aus der Erde zu befreien und wieder unter anderen Menschen zu leben.
    Jack reiste die Linie entlang, rannte wie ein Mann in einem Traum. Der Boden und die Felsen strömten um ihn herum, strömten durch ihn, als ob er überhaupt keine physische Substanz besäße. Und doch konnte er die Stärke seines Körpers und die Stärke seines Geistes deutlich spüren. Er war zurück in dem Element, aus dem vor Urzeiten der Mensch entstanden war und Form und Kraft gewonnen hatte.
    Jack konnte nicht einschätzen, wie schnell er sich voranbewegte, doch im Vergleich zu der Geschwindigkeit, mit der ein Mensch normalerweise rannte, wenn er nicht in seinem Element war, schien es unglaublich schnell zu sein. Er ließ seine geschlossenen Augen zum Himmel schweifen und die nächtlichen Gewitterwolken zogen an ihm vorbei wie bei den Zeitrafferaufnahmen in Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art.
    Jack hörte nichts als das dumpfe Rauschen des Bodens, sssschhhhhh – ssssschhhh – ssssschhhh, und seinen eigenen, leicht keuchenden Atem.
    Er ließ die Städte Okauchee, Waterloo, De Forest und Morrisonville hinter sich. Jack war höchstens noch 20 Meilen von The Oaks entfernt, als ihm ein anderes Geräusch auffiel. Schritte direkt hinter ihm. Noch jemand, der durch die Erde rannte. Kraftvoll und offenbar wild entschlossen, ihn einzuholen.
    Jack drehte sich um. Weniger als eine Meile entfernt sah er vor seinem geistigen Auge einen Mann, der ihn verfolgte. Zwei Männer, drei. Sie hielten die Köpfe gesenkt und rannten mit erschreckender Beharrlichkeit. Wir kommen, um dich zu holen, Arschloch. Wir werden dich in Stücke reißen.
    Jack erkannte die Stimme. Es war Gordon Holman, der Irre, der die Zunge seiner Frau an den Tisch und seinen eigenen Penis an einen Baum genagelt und Pater Bells Hände in Brand gesetzt hatte. Gordon Holman war hinter ihm her und der war mindestens genauso wahnsinnig wie Quintus Miller.
    Jack holte tief Luft und lief weiter, so schnell ihn seine Beine trugen. Es wunderte ihn nicht sonderlich, dass er atmen konnte. Schließlich konnten Fische ebenfalls unter Wasser atmen, und wie er hier die Luft in seine Lungen sog, schien ihm damit vergleichbar zu sein. Jack fühlte Lehm über sein Gesicht rieseln. Er bewegte sich inzwischen mit einem solchen Tempo voran, dass ihn gelegentlich kleine und größere Steine mit fast derselben Wucht trafen, als wenn sie jemand gezielt auf ihn geworfen hätte.
    Doch Gordon Holman und seine beiden Begleiter machten Boden gut. Sie hielten sich bereits deutlich länger hier unten auf, sodass ihre Körper regelrecht von der

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