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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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bleiben. Er kann ausschließlich von dem Priester aufgelöst werden, der ihn geschaffen hat, oder von drei Kardinälen gemeinsam.«
    »Und Sie würden nicht im Traum daran denken, das zu tun?«
    Pater Bell starrte ihn an. »Wenn ich Quintus Miller und den Rest dieser Kreaturen auf die Welt loslassen würde – so durchgedreht, wie sie schon immer gewesen sind, so rachsüchtig und verbittert, wie sie jetzt sein müssen – nun, das wäre völlig unverantwortlich. Damit würde ich mich wohl der Beihilfe zu einem Massaker schuldig machen.«
    Die Tür ging auf und eine sommersprossige Schwester steckte ihren Kopf hinein. »Bereit fürs Abendessen, Billy?«
    Pater Bell sah auf. »Was gibt’s denn heute?«
    »Fischfrikadellen.«
    »Verdammt, ich hasse Fischfrikadellen.«
    »Lassen Sie sich nicht zu lange Zeit damit«, antwortete die Pflegerin fröhlich und schloss die Tür hinter sich.
    »Billy, ist das Ihr Name?«, erkundigte sich Jack.
    Pater Bells Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln.
    »Mein Vater fand es wohl besonders witzig, seinen Sohn Bill Bell zu nennen. Das war die Art von Scherz, die sich Eltern damals mit ihren Kindern erlaubten. Nicht dass sie heutzutage wesentlich besser dran wären, wenn sie sich mit Namen wie Wentworth oder Chevy herumschlagen müssen.«
    »Möchten Sie mit mir etwas essen gehen?«, fragte ihn Jack. »Ich habe den ganzen Tag noch nichts Ordentliches in den Bauch bekommen. Es muss hier in Green Bay doch ein paar anständige Restaurants geben?«
    »Warum sollten Sie einen 88-jährigen Mann zum Essen ausführen wollen?«, erkundigte sich Pater Bell misstrauisch.
    »Weil ich Hunger habe. Und weil ich es hasse, alleine zu essen. Und weil ich mehr über The Oaks erfahren will. Brauchen Sie noch weitere Gründe? Außerdem schmeckt Hummer bestimmt deutlich besser als Fischfrikadellen.«
    Zum ersten Mal lächelte Pater Bell. »Sie sind ganz schön stur, Mr. Reed.«
    »Das wären Sie auch, wenn Ihr Sohn mit Quintus Miller in einer Wand gefangen wäre.«
    Pater Bell öffnete die Augen. »Wo sind wir?«, wollte er wissen, während er sich aufrecht hinsetzte. »Ich muss eine Weile weggedöst sein.«
    Jack zog den Autoschlüssel aus der Zündung. »Ich habe mich entschlossen, die Route mit der besseren Aussicht zu nehmen«, antwortete er müde.
    Pater Bell wischte mit der Hand über die beschlagene Fensterscheibe.
    »Wo um alles in der Welt sind wir? Das ist nicht Green Bay!«
    »Nein, da haben Sie recht, das ist es nicht. Wir sind in The Oaks.«
    Pater Bell starrte ihn empört an. »The Oaks? Sie besitzen die Unverfrorenheit, mit mir einfach den ganzen gottverdammten Weg nach The Oaks zu fahren?«
    »Sie sind eingeschlafen nach dem ganzen Hummer und Chablis. Ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass Sie nichts dagegen haben.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Sind Sie absolut übergeschnappt? Sie haben mich gekidnappt, um Himmels willen! Lassen Sie mich sofort hier raus!«
    Jack entriegelte die Tür des Kombis. »Nur zu! Es schüttet wie aus Eimern, es ist 03:30 Uhr morgens und wir befinden uns zehn Meilen von der nächsten menschlichen Siedlung entfernt. Einen Regenmantel haben Sie auch nicht dabei, wenn ich mich recht erinnere. Mal ganz davon abgesehen, dass Sie 88 Jahre alt sind und an einer Schleimbeutelreizung leiden.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Pater Bell gereizt.
    »Das haben Sie mir beim Abendessen erzählt. Beim Abendessen haben Sie mir sehr viel über sich erzählt.«
    »Das können Sie nicht tun«, protestierte Pater Bell. »Sie haben kein Recht dazu.«
    »Mein Sohn gibt mir das Recht.«
    Pater Bell entgegnete: »Hören Sie, mein Freund, es tut mir wirklich leid wegen Ihres Jungen. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Ich kann nichts für Sie tun. Ich bin seit 63 Jahren kein Priester mehr. Und ich habe auch nicht das geringste Interesse daran, zum Märtyrer zu werden.«
    »Dass Sie einmal Priester werden wollten, beweist mir jedenfalls, dass Sie anderen Menschen Mitgefühl entgegenbringen.«
    »Oh, sicher, und jetzt sehen Sie ja, wohin mich das gebracht hat.«
    »Es hat Sie hierher gebracht, Pater Bell. Dorthin, wo Sie damals der Glaube an das Gute im Menschen verlassen hat. Wenn Sie Ihre Lektion lernen möchten, was es bedeutet, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, dann sind Sie genau am richtigen Ort.«
    »Halten Sie mir keine Moralpredigt!«, tobte Pater Bell. »Ich habe getan, was ich konnte. Ich habe verhindert, dass diese Biester entkommen! Ich kann nichts mehr

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