Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
gingen sie mit flottem Schritt durch die Eichenallee. Ihre Schuhe knirschten im Kies.
    »Sicher wird uns die Polizei helfen können«, zeigte sich Essie überzeugt. »Wenn die Patienten tatsächlich entkommen sind, werden sie zur Fahndung ausgeschrieben und wieder eingefangen. Ich habe immer noch die Aufnahmeliste meines Vaters mit sämtlichen Fotos.«
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Polizei uns Glauben schenken wird, oder? 137 Irre waren mehr als 60 Jahre lang in der Wand einer ehemaligen psychiatrischen Anstalt eingesperrt und nun sind sie entwischt? Ich höre sie jetzt schon lachen.«
    »Aber wir können es ihnen doch sicher beweisen«, wandte Essie ein. »Wir finden bestimmt eine Möglichkeit, um sie zu überzeugen.«
    »Was sollen wir ihnen denn zeigen?«, wollte Jack wissen. »Pater Bells Leiche? Und wie werden sie Ihrer Meinung nach darauf reagieren? Sie werden mich sofort hinter Schloss und Riegel sperren, und zwar ohne Chance auf Bewährung, während Quintus Miller und seine durchgedrehten Kumpane da draußen rumlaufen.«
    Essie hielt inne und ergriff Jacks Hand. »Sie haben Pater Bell nicht umgebracht, oder? Ich meine … Sie sagen mir doch die Wahrheit?«
    Jack sah sie an und versuchte sich an einem Lächeln. »Essie«, bat er, »Sie müssen mir einfach vertrauen.«
    Sie hatten schon zwei Drittel des Weges zurückgelegt, als sie eine Gestalt am Gatter stehen sahen. Klein gewachsen und in einem grau-weißen Regenmantel mit Kapuze. Sie hielt die Arme ausgestreckt, als ob sie ihnen den Weg versperren wollte, rührte sich aber nicht vom Fleck und winkte auch nicht. Sie hatte kein Gesicht.
    »Das ist ja ein Kind! «,bemerkte Essie ungläubig.
    Jack hielt an – und brachte damit auch seine Begleiterin zum Stehen. »Nein, das denke ich nicht«, erwiderte er.
    »Aber ja, das ist ein kleines Mädchen … Herrgott, was tut denn ein kleines Mädchen mitten in der Nacht hier draußen?«
    »Ich habe sie schon mal gesehen«, erklärte Jack. »Ich habe es schon mal gesehen. Ich weiß nicht genau, worum es sich handelt, aber es muss eine Verbindung zu Quintus Miller geben.«
    Essie ließ Jacks Hand los und ging weiter auf das Gatter zu. Die grau-weiße Erscheinung bewegte sich nicht, obwohl ihr Umhang wie eine vom Regen durchtränkte Zeitung im Wind flatterte.
    »He, junge Dame!«, rief Essie. Sie beschleunigte ihre Schritte, bremste dann aber plötzlich wieder ab. Unsicher rief sie erneut: »Junge Dame?«
    Essie hielt inne und starrte die Gestalt irritiert an. Jack war einige Schritte zurückgeblieben. Essie leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. Obwohl die Füße des Mädchens in ihre Richtung zeigten und die Knöpfe auf der Vorderseite ihres Mantels erkennbar waren, fiel der Strahl der Maglite auf die Rückseite der Kapuze. Essie warf Jack einen unsicheren Blick zu. »Ihr Kopf ist falsch herum«, stellte sie fest. »Wie kann ihr Kopf …«
    Jack warnte sie: »Seien Sie bloß vorsichtig. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt ein Kind ist.«
    Essie trat einige Schritte näher. »Junge Dame?«, rief sie. »Geht es dir gut, meine Kleine?«
    Sie bewegte sich weiter nach vorne, doch dann tauchten zwei nackte Arme aus dem Kiesboden direkt vor ihr auf und umklammerten ihre Knöchel. Sie schrie auf und stürzte zu Boden. Zwei weitere Arme griffen nach ihr. Die Taschenlampe fiel aus der Hand der alten Dame und erlosch.
    »Halten Sie durch!«, brüllte Jack und rannte zu ihr herüber. Er trat gegen einen Arm, der sich eilig in die Erde zurückzog. Jack hielt sie an der Hüfte fest und versuchte, sie wieder aufzurichten, doch weitere Hände stießen aus dem Boden und schleiften ihn von Essie weg. Verzweifelt schlug und trat er um sich und schaffte es schließlich, sich zu befreien. Er rollte über das nasse Gras.
    Essie schrie vor Schmerzen, als zunächst ein Bein und gleich darauf das zweite unter die Erde gezogen wurden. »Helfen Sie mir! Meine Beine! Oh Gott, so helfen Sie mir doch!«
    Zaghaft kam Jack wieder auf die Beine. Doch im gleichen Augenblick konnte er beobachten, wie sich unter dem Kiesweg Furchen bildeten, die sich rasant auf sie zubewegten. Arme tauchten aus dem Boden auf, mindestens fünf oder sechs von ihnen, und stürzten sich begierig und begleitet von einem schleifenden, mahlenden und knirschenden Geräusch auf den sich windenden Körper von Essie.
    Indem er den Gliedmaßen auswich, die von allen Seiten versuchten, nach ihm zu greifen, packte er Essie unter den Achseln und hievte

Weitere Kostenlose Bücher